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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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es überhaupt tun sollte. Ich meine, welchen Grund könnte ich denn haben?«
    »Weil Sie wissen wollen, warum er sich umgebracht hat, deswegen! Was, wenn er einen inoperablen Gehirntumor gehabt hat? Das ist doch das Schöne an dieser Sache. Sie bekommen Ihr Motiv für den Selbstmord. Und Sue-Lynn bekommt einen Grund, um das Testament anzufechten. Einfach perfekt!«
    »Wir reden hier über einen Toten«, sagte Wield kalt. »Und nicht nur das, ich hab auch das gerichtsmedizinische Gutachten gesehen. Von einem Tumor war da nicht die Rede.«
    »Wie denn auch? Keiner wird danach suchen, und falls doch, wo sollten Sie danach suchen? Haben Sie den Zustand seines Schädels gesehen? Ich schon, in Nahaufnahme. Da war nicht mehr viel übrig. Es war mehr Gehirnmasse auf dem Schreibtisch und auf dem Boden als im Schädel, und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Jungs das alles aufgewischt und wie Hühncheninnereien in eine Plastiktüte gepackt haben.«
    Wield hatte genug gehört. Er stand auf.
    »Dr. Lockridge«, sagte er. »Ich wurde gebeten, Ihnen mitzuteilen, dass Sie von der Polizeiliste der gerichtsmedizinischen Gutachter vorübergehend gestrichen sind, bis Ihr Verhalten und Ihre direkte wie indirekte Verstrickung in diesem Fall eingehend geprüft sind. Sie werden zu einem späteren Zeitpunkt offiziell dazu befragt und werden auf jeden Fall in nächster Zeit von uns hören. Ich danke Ihnen für Ihre Kooperation.«
    Genauso gut hätte er über ihm einen Kübel mit kaltem Wasser ausleeren können.
    Und als er kurz darauf vom Krankenhaus wegfuhr, musste Wield sich doch etwas überrascht eingestehen, dass ihm nur eines noch größeren Spaß bereitet hätte – ihm wirklich einen Kübel mit kaltem Wasser drüberzuschütten.

5
    Eine hübsche Tasse Tee
    K einer sagte etwas auf der Fahrt nach Cothersley Hall, trotzdem schwirrte Shirley Novello vor Aufregung der Kopf. Sie wusste, dass sie nur ihrer Geschlechtszugehörigkeit wegen mitfahren durfte, aber zumindest diesmal war ihr das egal. Wenn die hohen Tiere eine Beamtin zum Verhör einer Frau mitnahmen, hieß das, dass es ernst werden würde. Und auch wenn Novellos vorwiegende Funktion lediglich darin bestehen sollte, Mrs. Kafka aufs Klo zu begleiten oder sie beim Umziehen im Auge zu behalten, so war doch die Mitwirkung an den ernsten Fällen der Weg, der zu den Sternen führte.
    Außerdem wusste sie, dass in diesem Fall mehr auf dem Spiel stand, eine persönliche Sache zwischen Dalziel und Pascoe, die ihre angeborene Neugier weckte.
    Das Tor von Cothersley Hall stand offen, die Reaktion auf Dalziels Warnung, dass er im Anmarsch sei. Novello sog alles in sich auf, den imposanten Eingang, die baumbestandene Anfahrt, den weitflächigen Grund, über dessen taufeuchtem Gras ein Nebelchiffon lag, während sich die schwach wärmende Frühlingssonne an die Arbeit machte, und schließlich das Haus selbst, ein Anwesen, wie sie es nur von der einen oder anderen Familiensaga im Fernsehen kannte, die sie allesamt so sehr hasste. Moscow House war schon schlimm genug gewesen, dort hatte es aber in der näheren Umgebung wenigstens noch andere Gebäude gegeben, nach fünf Minuten strammen Fußmarsches waren sogar einige Läden aufgetaucht. Aber welche Frau wollte schon allein hier draußen wohnen oder auch zusammen mit einem Typen, der, vom Bett mal abgesehen, der alleinige Grund und Zweck dafür sein konnte, überlegte Novello?
    Die Eingangstür ging auf, als sie aus dem Wagen stiegen, und Kay erschien in einem Morgenmantel auf der Treppe. Ihr Haar war leicht zerzaust. Die aufgelöste Ehefrau, dachte sich Pascoe. Aber nicht so schlimm, dass es übertrieben wirkte.
    Sie kam die Stufen herunter, um sie zu begrüßen.
    »Andy, danke, dass du kommst. Und Sie auch, Mr. Pascoe.«
    Für Novello zeigte sie weder Neugier noch Interesse.
    Dalziel legte Kay den Arm um die Schulter und drängte sie wieder die Treppe hinauf ins Haus. Pascoe und Novello lasen die Aufschrift auf dem Rücken des Morgenmantels, tauschten einen Blick aus und wetteiferten wie Schweden und die Schweiz darum, wer dabei die größere Neutralität wahrte.
    Schlägt er jetzt eine Tour über das Anwesen vor, während die beiden da drin in aller Behaglichkeit ihren Kuhhandel abziehen?
, dachte sich Novello.
    Und Pascoe dachte,
zwei Sekunden hier, und schon hat sie ihn so weit, dass er sich wie ein Tanzbär aufführt!
    »Gehen wir rein«, sagte er.
    Sie schlossen zu dem seltsamen Paar in dem weitläufigen Raum auf, in dem er schon

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