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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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irgendeinen Grund gibt, den Mund zu halten.«
    »O Scheiße. Sie würden plaudern? Warum? Ich bin doch mit Ihren Leuten immer gut ausgekommen.«
    Flehentlich sah er zu Wield, der mit unbewegter Miene zurückstarrte.
    Dalziel mochte ihm überlegen sein, wenn es hart auf hart kam, aber auf dem Gebiet der Ausdruckslosigkeit musste Wield sich keinem geschlagen geben. Dann, als er sah, dass der Arzt in einen Abgrund starrte und dort nichts als Finsternis erblickte, entspannte er sich und sagte in mildem Tonfall: »Am besten, Sie erzählen mir alles, Doc, und dann werden wir ja sehen, ob wir einen Ausweg aus dieser ganzen Scheiße finden können.«
    Auf die sanfte Tour klappte es.
    Lockridge begann von seiner Affäre zu erzählen, selbstgerecht zwar und voller Rechtfertigungen, aber nach Wields hochsensiblem Gehör doch ziemlich umfassend und getreu.
    »Ich hab mich oft gefragt, ob Pal davon wusste und es ihn einfach nicht interessierte«, sagte Lockridge. »Er hat mich als seinen Hausarzt fallen lassen, wissen Sie. Einfach so. Hatte Lust auf was anderes. Das hat mich stutzig gemacht, aber er war danach genauso freundlich wie immer. Aber nach seinem Selbstmord hab ich mich gefragt, ob es nicht doch noch einen anderen Grund gegeben hat …«
    »Der wäre?«, ermutigte ihn Wield.
    »Na ja, hin und wieder arbeite ich auch im Krankenhaus. Um ehrlich zu sein, ich würde mit der Allgemeinmedizin gern Schluss machen und mich spezialisieren. Wie auch immer, um es kurz zu machen, vor ein paar Monaten hab ich Pal aus dem Sprechzimmer von Vic Chakravarty kommen sehen. Ich hab mir nichts dabei gedacht, ich wusste ja, dass die beiden manchmal zusammen Squash spielen, aber neulich abends ruft mich Sue-Lynn an und erzählt mir vom Testament, da bin ich ins Grübeln gekommen …«
    »Sorry, Tom, da komm ich jetzt nicht mehr mit«, sagte Wield.
    »Sie wissen doch, dass der Dreckskerl sein Testament geändert hat und sie kaum einen Penny davon sieht. Geht alles an seine Schwester, die ältere, und an irgendeine verschrobene Tante. Ich hab Sue-Lynn gesagt, dass das vor Gericht nie Bestand haben würde. Ich meine, schon die Tatsache, dass er diese Änderungen durchführt und sich dann umbringt, weist doch darauf hin, dass er nicht ganz richtig tickt, oder?«
    »Manche könnten sagen, es war ganz vernünftig, dass er seine untreue Ehefrau aus dem Testament gestrichen hat«, sagte Wield. »Was hat das mit Chakravarty zu tun?«
    »Er ist hier der Facharzt für Neurologie. Wenn dieser Besuch keine privaten, sondern medizinische Gründe hatte, dann bräuchten wir keinen weiteren Beweis mehr, dass Pal psychisch labil war …«
    »Wir? Sie sagten ›wir‹?«
    »Hab ich das? Ja. Und ich meine es auch so. Ich stecke doch auch mit drin, oder? Ich meine, zwischen mir und Mary ist es definitiv aus, unsere Ehe steht seit langem auf der Kippe, diese Sache jetzt hat sie endgültig ins Wanken gebracht, so dass sie jetzt sacht den Bach runtergehen kann. Ich liebe Sue-Lynn, und sie liebt mich, aber das ist nicht alles, oder? Man lebt nicht nur von Luft und Liebe. Um ehrlich zu sein, wenn Mary mit mir fertig ist, werde ich wahrscheinlich ein bisschen klamm sein. Sue-Lynn hätte eigentlich fein raus sein sollen, und solange sie genug für sich selbst hat, ist sie die Großzügigkeit in Person. Keiner von uns beiden ist wirklich geldgierig, verstehen Sie, aber ich sehe für uns keine Zukunft, wenn das Testament nicht angefochten wird. Deswegen bin ich auf Chakravarty angewiesen, dass er reinen Tisch macht. Ich bin mir sicher, da war was. Ich dachte, ich käme an ihn ran, ich hab ihm meine Karten offen auf den Tisch gelegt, aber plötzlich tut er ganz geheimniskrämerisch, sagt, er habe mir nichts zu erzählen, und falls doch, wäre da noch immer die ärztliche Schweigepflicht. Damit hat er sich verraten, dachte ich. Warum sollte er so was sagen, wenn es gar nichts gibt?«
    »Sie wollen mir also erzählen, dieser Chakravarty könnte etwas über den Gesundheitszustand von Pal Maciver wissen, was die Behauptung der Witwe untermauert, dass Pal nicht ganz klar im Kopf war, als er sein Testament geändert hat?«
    »Sie haben’s kapiert! Hören Sie, könnten Sie nicht mal Chakravarty aushorchen? Aber erwähnen Sie nicht, dass Sie mit mir gesprochen haben. Der Dreckskerl hat hier verdammt viel Einfluss, wenn er will, kann er meine Anstellung im Krankenhaus vereiteln. Könnten Sie das für mich tun?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Wield. »Und ich weiß nicht, ob ich

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