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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Dalziel.
    »Du hast ihm das Band gegeben, Andy?«
    Der Dicke nickte, als traute er sich nicht, etwas zu sagen, worauf sie die Aufmerksamkeit wieder auf Pascoe richtete. »Wenn Sie es sich angehört haben, Mr. Pascoe, dann sollten Sie das alles verstehen.«
    »Ja, ich habe es mir angehört, so wie ich fast alle angehört habe, die Licht auf das Leben und Treiben der Familie Maciver werfen könnten. Eine Familie, die, wenngleich nicht unbedingt dysfunktional, doch sicherlich nicht zu den funktionalsten gehört, dem stimmen Sie doch zu?«
    Er beugte sich vor und versuchte sie in Grund und Boden zu starren. Das war kein besonders cleverer Zug. Wie der Dicke immer sagte: Fang nie was an, bei dem du dir nicht ziemlich sicher bist, dass du es auch erfolgreich durchziehen kannst. Und hier war es, als begäbe er sich in einen Zweikampf mit der Gioconda.
    Als sie nicht reagierte, lehnte er sich zurück und sagte: »Gut. Was also ist genau geschehen, als Sie im Moscow House waren.«
    »Die Eingangstür stand offen. Ich ging rein und rief seinen Namen. Es kam keine Antwort. Ich versuchte das Licht einzuschalten, aber der Strom war abgestellt. Auf dem Fenstersims neben der Tür bemerkte ich einen Kerzenstumpen und ein Streichholzheftchen. Ich zündete die Kerze an und rief erneut Pals Namen. Es kam keine Antwort, aber ich hatte das Gefühl …«
    Zum ersten Mal geriet sie ins Stocken.
    »Was für ein Gefühl, Mrs. Kafka?«
    »Als wäre jemand da. Ich bin mir nicht sicher. Der Verstand kann einem eine Menge vorgaukeln. Ich dachte, ich hätte … was gehört.«
    »Was? Was Bestimmtes?«, drängte Pascoe.
    »Ein Musikstück … eher das Gespenst eines Musikstücks, so schwach und so fern, als käme es aus einer anderen Welt …«
    »Welches Stück?«
    »Klavier. Nur ein paar Noten. Aber ich erkannte sie. Es war
›Von fremden Ländern und Menschen‹
aus Schumanns Kinderszenen. Das erste klassische Stück, das Helen gelernt hat …«
    »Das Stück von der Schallplatte im Arbeitszimmer, richtig? Und dasselbe Stück, mit dem Pal Sie vor zehn Jahren ins Musikzimmer gelockt hat …«
    »Das stimmt. Und dorthin ging ich auch an jenem Abend. Zum Musikzimmer.«
    »Obwohl Sie das letzte Mal, als Sie dort waren, von Pal angegriffen wurden?«, sagte Pascoe mit einem skeptischen Lüpfen seiner linken Augenbraue, eine Geste, die er vor dem Badezimmerspiegel perfektioniert hatte.
    »Hast du was im Auge, Chief Inspector?«, sagte Dalziel.
    Kay lächelte ihn an. »Ich muss Ihre Erwartungen leider enttäuschen, Mr. Pascoe, aber ich bin keine romantische Heldin. Alles, was ich empfand, war Neugier. Aber die Tür zum Musikzimmer war verschlossen, und der Schlüssel ließ sich nicht drehen. Also ging ich nach oben. Ich versuchte es an der Tür zum Arbeitszimmer. Sie war ebenfalls verschlossen. Ich sah durchs Schlüsselloch, konnte aber nichts erkennen.«
    »Weil es drinnen dunkel war, oder weil der Schlüssel im Schloss steckte?«, sagte Dalziel.
    Er hätte es wissen müssen, dass der alte Furzer seinen Mund nicht würde halten können.
    »Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass ich in diesem Moment von dem makaberen Spaß genug hatte. Ich ging nach unten, stellte die Kerze zurück und ging.«
    »Hat dich jemand gesehen?«
    »Ich hab einige Frauen gesehen. Prostituierte, vermute ich. Eine von ihnen sprach mich an. Ich glaube, sie fragte, ob ich Sex wollte. Ich ging zu meinem Wagen zurück und fuhr zum Haus meiner Stieftochter. Ich bin dort jeden Mittwochabend, wenn Jason Squash spielt. Tut mir leid, Andy. Ich hätte dir das alles schon vorher erzählen sollen, aber es erschien mir nicht relevant, und, um ehrlich zu sein, den Gedanken, mit einem weiteren Maciver-Selbstmord in Verbindung gebracht zu werden, konnte ich nicht ertragen.«
    Pascoe hatte darauf gewartet, dass sie ihr Augenmerk auf Dalziel richtete, noch bevor der Dicke den Mund aufgemacht hatte. Sie wollte wissen, ob sie ihn noch auf ihrer Seite hatte. Pascoe lehnte sich zurück und wartete darauf, ob Dalziel den nächsten Schritt einleitete oder ihm diesen überließ.
    Sein Handy klingelte.
    Scheiße!
    Er holte es heraus und sah aufs Display.
    Es war Wield.
    Er erhob sich, wechselte mit Novello einen Blick, gab ihr wortlos zu verstehen, dass sie da bleiben sollte, und verließ das Zimmer.
    Im Flur sagte er: »Wieldy, ich bin’s.«
    »Tut mir leid, dass ich reinplatze, Pete, aber du sagtest, ich soll dich auf dem Laufenden halten.«
    »Schon okay. Schieß los.«
    Wield gab ihm

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