Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
menschlichen Hilfeleistung, weil man sich hatte ermorden lassen, kamen alle Polizeiwagen der Grafschaft gleichzeitig angerast.
    Vor dem Haus parkte ein Krankenwagen neben einem Audi A6 Avant. Auf dem Beifahrersitz des Krankenwagens blies ein Sanitäter gewissenhaft Zigarettenrauch aus dem heruntergekurbelten Fenster. Der Fahrer neben ihm sprach in sein Funkgerät.
    Pascoe erfasste die Szene ganz klar. Das hatte nichts Gutes zu bedeuten. Ihr Verhalten deutete darauf hin, dass es für sie hier nichts zu tun gab, außer einen Leichnam einzupacken. Der Fahrer sprach mit seiner Einsatzzentrale und bat um Anweisungen. Die höchstwahrscheinlich lauteten: Hängt dort nicht rum, wartet nicht darauf, bis die Bullen euch erzählen, dass sie fertig sind, das kann ewig dauern. Kommt zurück, hier gibt’s genügend zu tun.
    Er zog die Handbremse fest und drehte sich zu den Frauen auf dem Rücksitz um. »Bleibt bitte im Wagen, bis ich festgestellt habe, was los ist.«
    Vielleicht hätte er bei den rückwärtigen Türen die Kindersicherung aktivieren sollen, aber Ellie einzuschließen war nichts, was ein Mann leichtfertig tat. Außerdem war nicht zu erkennen, dass sich diese Situation als problematischer erweisen könnte als viele, die er in den zurückliegenden Jahren gemeistert hatte.
    Er sollte bald eines Besseren belehrt werden.
    Der Krankenwagen neben ihnen hatte den Motor angelassen und setzte sich in Bewegung. Cressida stieß die Tür auf, rannte ihm hinterher und hämmerte mit den Fäusten gegen die Hecktür. Ein Alfa Spider stellte sich, abrupt bremsend, quer über die Einfahrt, zwang den Krankenwagen zum Halt, eine Frau stürzte aus dem Alfa und begann durch die offene Seitenscheibe auf den Sanitäter einzubrüllen. Hinter dem Spider hielt, nun um einiges gemächlicher, ein Volvo Kombi an. Der Fahrer schwang sich mit athletischer Grazie heraus, ein blonder junger Mann, wunderschön anzusehen, das vollkommene Exemplar eines stattlichen Seemanns. Er wirkte, als wollte er sich auf der Stelle am Angriff auf den Krankenwagen beteiligen, wurde aber durch einen Schrei aus dem Fond seines Wagens gestoppt, drehte sich, offensichtlich widerstrebend, um und half einer schwangeren Frau vom Rücksitz.
    Aus der anderen Tür erschien eine große, schlanke Frau und betrachtete mit ruhigem Blick die Szene. Die Frau aus dem Spider verlangte zu wissen, wer ins Krankenhaus gebracht werde, und bestand darauf, mitfahren zu dürfen, falls es sich um ihren Ehemann handelte. Der Sanitäter versuchte ohne viel Erfolg, sie davon zu überzeugen, dass der Wagen leer sei und sie zu einem anderen Notfall abberufen worden wären. Cressida kämpfte mit dem Griff der hinteren Tür. Die Schwangere, die im Nebel und dem Licht der Scheinwerfer größer erschien, als sie in Wirklichkeit war, so dass sie als eine schwer an den Titanen in sich tragende Gaia hätte Modell stehen können, schritt mit majestätischer Dringlichkeit auf die anderen zu. Der stattliche Seemann an ihrer Seite schien hin- und hergerissen zu sein, wollte sie bei ihren schweren Schritten geleiten, konnte es aber kaum erwarten, zum Krankenwagen zu kommen, wahrscheinlich, um der Forderung nach Herausgabe von Informationen Nachdruck zu verleihen. Der Fahrer lehnte sich frustriert auf die Hupe. Sergeant Bonnick, vom Lärm angezogen, erschien in der offen stehenden Tür des Moscow House. Der Sanitäter, dem bewusst wurde, dass die Frauen nur dann vom leeren Krankenwagen überzeugt werden konnten, wenn sie den augenscheinlichen Beweis vor sich sahen, stieg aus der Fahrerkabine und ging nach hinten zur Hecktür. Ein weiteres Scheinwerferpaar kam im Nebel über die Einfahrt angeschwommen.
    »Peter«, sagte Ellie, die neben ihrem Mann stand und das Geschehen um sie aufmerksam verfolgte, »ich glaube, es ist an der Zeit, dass du deine Autorität walten lässt.«
    »Keine Sorge«, sagte Pascoe mit der Ruhe desjenigen, der keine Eile hatte, einer streitsüchtigen Betrunkenen, einer hysterischen Ehefrau (Witwe?) und einer Frau gegenüberzutreten, die aussah, als könnte ein heftiges Niesen sie in epirogene Wehen versetzen. »Wenn sie merken, dass die Kiste leer ist, werden sie sich schon beruhigen.«
    »Niete«, sagte Ellie.
    Der Sanitäter schob Cressida zur Seite und öffnete die Türen.
    Alle, auch das Trio aus dem Volvo, spähten hinein.
    Einen Augenblick lang sah es aus, als hätte Pascoe Recht.
    Einen Augenblick lang herrschte vollkommene, gesegnete Stille.
    Die dann vom Knall einer

Weitere Kostenlose Bücher