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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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die harte Tour? Soll mir recht sein.«
    Es klingelte an der Tür.
    Und das Klingeln wollte gar nicht mehr aufhören.
    Eines musste man Polizisten lassen, sie kamen vielleicht zu spät, aber wenn sie kamen, wusste man, dass sie da waren.
    »Wer zum Teufel ist das?«, fragte Cressida wütend.
    Sie lockerte ihre Umklammerung so weit, dass Ellie zum Konter antreten konnte, Cressida von der Armlehne rollte und sich erhob. »Weiß nicht«, sagte sie, »aber ich glaube nicht, dass er wieder geht.«
    Sie eilte zur Tür und öffnete. Vor ihr stand ihr Ehemann, von dickem Nebel gerahmt, wie ein Besucher aus einer anderen Welt.
    »Hallo, Liebling«, sagte sie mit heller Stimme und noch helleren Augen, mit denen sie funkelnd zu verstehen gab:
Wo zum Teufel hast du bloß gesteckt?
»Du kommst ein wenig zu früh. Wir haben noch nicht mal gegessen.«
    »Tut mir leid, eine Art Notfall. Ich hab zu Hause angerufen, wollte nur mal hören, ob alles in Ordnung ist. Aber dem Babysitter geht’s nicht besonders gut. Leider steht in der Arbeit einiges an, ich komm nicht weg, deshalb dachte ich, ich fahr dich lieber mal nach Hause.«
    Er klang wie ein zweitklassiger Schauspieler in einer drittklassigen Soap.
    »Ach du meine Güte. Wie schade, Cress, tut mir leid, ich muss los. Die Unbilden des Familiendaseins, was?«
    Cressida stand hinter ihr und sah aus, als glaubte sie ihr kein Wort. Was ihr nicht zu verdenken war, dachte Ellie. Wenn Peter gestelzt geklungen hatte, dann war sie die Parodie einer provinziellen Schmierenkomödiantin. Alles, was ihr dazu noch fehlte, waren eine Terrassenglasfront und ein Tennisschläger.
    Um auf die Kritiken zu warten aber war keine Zeit mehr.
    Sie packte sich ihren Mantel, umarmte flüchtig ihre Freundin und folgte Peter über die Stufen des schmalen edwardianischen Hauses zu seinem Wagen.
    Als er die Tür öffnete, krächzte das Polizeifunkgerät.
    Ellie, an das Hintergrundgeräusch gewöhnt, wenn sie mit ihm unterwegs war, achtete nicht darauf, bis er nach dem Mikro griff, sich meldete und sich nach Einzelheiten erkundigte.
    Scheiße, dachte Ellie. Wie oft kam es vor, dass sich die geflunkerten Ausreden als wahr herausstellten? Er hatte gesagt, es stehe einiges an und er komme nicht weg, und jetzt sorgte Gott dafür, dass dies auch zutraf. Eine Schande, denn sie hätte – als Reaktion auf oder als Reaktion gegen die tastende Zunge ihrer Freundin, was sie aber gar nicht so genau wissen wollte – wahrlich nichts dagegen gehabt, wenn sie, mit Wein abgefüllt, nach Hause und früh ins Bett gekommen wären …
    Sie wurde zur Seite gestoßen, als Cressida die Stufen herabsprang und den Kopf in den Wagen steckte.
    »Was war das über Moscow House?«, fragte sie.
    Pascoe sah sie verwundert an und versuchte sie abzuwimmeln.
    »Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen, nur ein Routineanruf …«
    »Da war doch von einem Krankenwagen die Rede, oder? Und es geht ums Moscow House in der Avenue, richtig? Mein Gott! Fragen Sie sie, was verdammt noch mal da los ist. Ellie, das ist unser Haus. Verstehst du nicht – es ist unser Haus!«
    Und noch während sie flehentlich zu ihrer Freundin sah, kam ganz deutlich der Name Maciver über Funk.
    Pascoe schaltete es aus.
    »Ihr Haus …?«, sagte er.
    »Das Haus der Familie, in dem ich aufgewachsen bin … Es gehört jetzt uns, uns dreien, nur … Was ist dort los? Hat es mit Pal zu tun, der verschwunden ist?«
    Pascoe sah zu Ellie. »Pal ist Cress’ Bruder«, erklärte sie. »Er ist heute Abend zu einer Squash-Partie nicht erschienen, und keiner weiß, wo er steckt …«
    »Wahrscheinlich gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung«, sagte Pascoe. »Ellie, ich muss dorthin, nachsehen, was los ist. Vielleicht ist es das Beste, wenn du solange hier bleibst, bis ich sagen kann, wie lang es dauert. Du kannst dir ja immer noch ein Taxi besorgen.«
    Er klang sehr entspannt und trug alles sehr viel überzeugender vor als vorhin, dennoch erfasste sie, was er ihr wirklich sagen wollte. Er hatte etwas aufgeschnappt, was nahelegte, dass es vielleicht nicht schlecht wäre, wenn sie noch etwas hier bei Cressida blieb.
    Aber das war keine Option.
    »Ich komme mit«, sagte Cressida.
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich«, sagte Pascoe bestimmt. »Gegen die Vorschriften, verstehen Sie …«
    »Scheiß auf die Vorschriften. Okay, wenn Sie mich nicht mitnehmen wollen, fahr ich selber.«
    »Pete«, drängte Ellie. »Ich glaub nicht, dass das klug wäre … wir haben beide

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