Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

Vom Netzwerk:

ein wenig getrunken, und bei diesem Nebel …«
    Pascoe schüttelte den Kopf, warf ihr seinen »Da hast du mich wieder in eine schöne Sauerei hineingeritten«-Blick zu, dann sagte er: »Gut, Cress, steigen Sie ein. Aber wenn wir da sind, dann bleiben Sie im Wagen, bis ich herausgefunden habe, worum es geht, okay?«
    »Ja, ja, wie Sie wollen«, sagte Cressida und torkelte auf den Rücksitz.
    Wer’s glaubt, dachte sich Ellie.
    Sie ging die Stufen hinauf und schloss die Tür, überlegte noch, ob Cress ihre Haustürschlüssel dabeihatte, dachte sich,
das ist ihr Problem!
, und setzte sich ebenfalls auf den Rücksitz.
    Cressida betrachtete sie argwöhnisch. Sie mochte beschwipst sein, sie mochte sich Sorgen machen, aber ihr Gehirn funktionierte noch.
    »Und was ist jetzt mit eurem Babysitter-Notfall?«, fragte sie.
    O Scheiße, dachte Ellie. Lügen schufen ihrer Erfahrung nach immer nur Probleme.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Ich werd mir was einfallen lassen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, sagte Cressida.

9
    Die Schlacht um Moscow
    I n einem Kopf-an-Kopf-Rennen lief Pascoes uralter Golf nur um Haaresbreite vor Sue-Lynns Alfa Romeo Spider ein, dicht gefolgt von Jason Dunns Volvo Kombi.
    PC Jennison war von Sergeant Bonnick als Wächter am Tor postiert worden; der Befehl wurde von dem unaufgeforderten Kommentar begleitet, dass dies nun endlich eine Aufgabe sei, die seinem exzessiven Bauchumfang voll und ganz entspreche.
    »Keiner kommt da vorbei, was?«
    »Noch nicht mal Mr. Dalziel?«, fragte Jennison nervös.
Oder die vier Reiter der Apokalypse?
, fügte seine rastlose Fantasie hinzu.
    »Niemand Inoffizielles, Sie Idiot! Muss ich es aufschreiben? Unsere Jungs winken Sie durch. Allen anderen versperren Sie den Durchgang, das sollte nicht so schwer sein mit Ihrer Wampe, und dann kontaktieren Sie mich im Haus. Außerdem notieren Sie sich alle Namen und Zeiten. Verstanden?«
    »Ja, Sarge«, sagte Jennison.
    Bislang waren nur Inspector Ireland aufgetaucht, ein Krankenwagen und der diensthabende Gerichtsmediziner, dazu eines der Mädels auf Schicht, deren Neugier groß genug war, um sich nicht dem allgemeinen Exodus zu anderen Gefilden anzuschließen, nachdem die blitzenden Blaulichter das Ende des Gewerbes für diese Nacht in der Avenue angekündigt hatten. Als sie auftauchte, rutschte Jennison vor Schreck fast das Herz in die Hose. Mit ihrem langen schwarzen Haar, einem Gesicht so blass wie der Tod, sah sie aus, als wäre sie soeben einem transsilvanischen Grab entstiegen. Aber als sie ihn anlächelte und keine Fangzähne aufblitzten und sie ihn freundlich und eigentlich sehr schmeichelhaft ansprach, entspannte er sich schnell. Die letzten Bedenken, sie könnte eine Untote sein, wurden zerstreut, als sein Kennerblick ihren sehr stofflichen und wohlgeformten Körper unter dem kurzen Lederkleid musterte, ein Urteil, das er auch taktil bestätigen konnte, nachdem er ihr die Hände auf den Hintern legte und sie hinter die Torsäule außer Sichtweite schob, als sich ein Wagen näherte.
    Es stellte sich als Pascoe heraus. Als er den DCI erkannte, trat Jennison zur Seite und winkte ihn durch, und erst da bemerkte er, dass zwei Frauen auf dem Rücksitz saßen.
    Was soll’s?, dachte er sich. Bonkers konnte doch nicht ihm die Schuld zuschieben, wenn der DCI Freunde und Familie mitbrachte. Doch noch während er in Gedanken diesen Haftungsausschluss formulierte, tauchten aus dem Nebel der Spider und der Volvo auf und surrten an ihm vorbei, bevor er seine gewichtige Statur dazwischenschieben konnte.
    Er zog das Funkgerät heraus, wog Pro und Contra ab, ob er den Sergeant kontaktieren sollte, entschied, dass es besser war, auf ein Missverständnis zu plädieren, statt seine Ineffizienz einzugestehen, und steckte es wieder ein.
    In seinem Notizbuch notierte er die Uhrzeit und fügte in seiner altmodischen, runden Schuljungenhandschrift hinzu:
Mr. Pascoe mit Begleitung.
    »Okay, Dolores«, sagte er und betrachtete mit klassischem Kunstverständnis die junge Hure, die wie eine scheue Nymphe hinter der schützenden Säule hervorglitt.

    Pascoe bemerkte zwar die Scheinwerferlichter hinter sich, als er in die Einfahrt einbog, dachte sich aber nichts dabei. Wie drückten es manche seiner Zivilbekannten so hübsch aus? Wurde man überfallen und brauchte man einen Bullen, solange die Spur noch heiß war, konnte es gut und gern vierundzwanzig Stunden dauern, bis man einen zu Gesicht bekam; befand man sich aber jenseits aller