Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
Abschiedsbrief wäre nett, so für den Anfang.«
    »Ein Abschiedsbrief, was? Was von einem Abschiedsbrief bemerkt, Paddy?«
    Inspector Ireland gab einen tiefen Seufzer von sich. Die Tatsache, dass er ein in Heckmondwyke geborener, abstinenter Baptist war und auf eine hundertfünfzig Jahre lange Ahnengalerie zurückblicken konnte, ohne einen einzigen Tropfen irischen Bluts in ihr zu entdecken, hatte ihn nicht vor dem Spitznamen Paddy bewahrt, und je mehr er sich dagegen wehrte, umso mehr wurde er behandelt, als wäre er ein Quell des Wissens über sämtliche Belange irischen Ursprungs.
    »Ich heiße Cedric«, sagte er. »Weiß ich nicht. Ich hab mich an die Vorschriften gehalten und bin nicht rein, um das Risiko der Kontaminierung so gering wie möglich zu halten.«
    »Aber Sie waren drin, Sergeant, und ich bin mir sicher, Dideldum und Dideldei sind da drin auch rumgepoltert.«
    »Ja, Sir«, sagte Bonnick. »Einen Abschiedsbrief hab ich aber nicht gesehen.«
    »Schade«, sagte Dalziel. »Irgendwas sollte sich aber finden lassen …«
    »Was den Selbstmord bestätigt, meinst du?«, sagte Pascoe triumphierend.
    »Nein«, blaffte der Dicke. »Außerdem, würdest du deine statistischen Fakten kennen, wüsstest du, dass in siebzig Prozent aller richtigen Selbstmorde kein Abschiedsbrief hinterlassen wird, aber in siebenundneunzig Prozent aller vorgetäuschten Selbstmorde … Einen Moment. Keinen Brief. Ein Buch! Jetzt erinnere ich mich. Es sollte ein Buch geben. Liegt nicht ein Buch auf dem Schreibtisch, Sergeant?«
    »Ja, Sir«, sagte Bonnick überrascht. »Es gibt ein Buch.«
    »Aber Sie wissen nicht zufällig, was es ist, oder?«
    »Nein, Sir. Ist ein wenig mit Blut und so bespritzt. Das müsste man erst wegkratzen.«
    »Aber Sie sind ja nicht zimperlich, oder? Kommt nicht gut bei einem Sergeant, wenn er zimperlich ist.«
    »Hab mich nur an die Vorschriften gehalten, Sir, so wenig wie möglich anfassen, bis alles untersucht ist.«
    »Was noch wie lange dauern wird? Sie haben der Spurensicherung die richtige Adresse gegeben, Paddy?«
    »Natürlich«, versicherte ihm Ireland eingeschnappt.
    Drei Dinge beunruhigten Pascoe. Zum einen die Vermutung, dass der Dicke die Selbstmordstatistik soeben erfunden hatte. Zum Zweiten seine augenscheinliche Gabe der Vorsehung.
Es sollte ein Buch geben
. Und siehe, es gab ein Buch!
    Zum Dritten die noch immer unbeantwortete Frage, warum zum Teufel er überhaupt da war. Was hatte dieser potenzielle Selbstmordfall an sich, dass er, obwohl er dienstfrei hatte, der Behaglichkeit seines offenen Kamins entsagte und ohne Umschweife hierher eilte? Selbst der Umstand, dass seine Inamorata Cap Marvell im Moment verreist war, lieferte keine hinlängliche Begründung.
    Seine Überlegungen wurden durch Geräusche von unten unterbrochen. Aus Angst, Cressida könnte einen Angriff anführen, spähte er über das Geländer und stellte erleichtert fest, dass das Team der Spurensicherung endlich eingetroffen war. Sie streiften sich ihre weißen Overalls über und kamen die Treppe hoch.
    »Wird auch Zeit«, sagte Dalziel. »Trödelt nicht die ganze Nacht hier rum! Und versucht mal, keine Sauerei zu hinterlassen.«
    Er machte sich auf den Weg die Treppe hinunter. Pascoe beeilte sich, um zu ihm aufzuschließen.
    »Sir«, sagte er. »Gehe ich recht in der Annahme, dass du den Fall übernimmst?«
    »Ich? Einen simplen Selbstmord? Nein, nein, Bursche, du warst als Erster hier, du übernimmst die Sache.«
    »In diesem Fall würde ich gern ein paar Fragen stellen …«
    »Nicht jetzt, Bursche, nicht, wenn dort draußen eine arme Frau darauf wartet, dass man ihr sagt, dass sie Witwe geworden ist«, tadelte ihn der Dicke.
    Und mit diesen Worten riss er die Haustür auf, stieß Maycock mit dem Bauch zur Seite und trat hinaus in die Nacht.

11
    VT + ÜE = HV
    D raußen hatte der Nebel alles fest in seinem Griff. Er ließ die Dinge größer erscheinen, während er ihnen gleichzeitig Substanz entzog. Irgendwo im baumbestandenen Garten gab eine Eule einen langen, an- und abschwellenden Schrei von sich, bei dem sich Pascoe die Nackenhaare aufstellten.
    Helen und Jason hatten sich in ihren Volvo gesetzt, Ellie unterhielt sich mit Cressida neben dem Spider, und Kay Kafka stand daneben und hielt sich das Handy ans Ohr.
    »Wo ist die Angetraute?«, fragte Dalziel.
    »Weiß ich nicht«, sagte Pascoe. »Aber wenn ich den Fall habe, sollte ich doch derjenige sein, der die Neuigkeiten übermittelt.«
    Womit er meinte, dass es

Weitere Kostenlose Bücher