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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sich dabei, solange ihm keine anderen Informationen vorlagen, um einen verdächtigen Todesfall handelte und jeder, der mit dem Toten in irgendeiner Beziehung stand, zu den Tatverdächtigen gehörte.
    »Meinst du? Manchmal ist es besser, wenn solche Dinge von einer einfühlsameren und reiferen Person überbracht werden«, sagte Dalziel. »Wo zum Teufel steckt dieses taube Flittchen?«
    Pascoe nahm eine Bewegung auf dem Vordersitz des Audi wahr, der vor dem Haus geparkt hatte, als er selbst eingetroffen war. Die Scheinwerfer gingen an, der Motor wurde angelassen, die vordere Beifahrertür ging auf, und Sue-Lynn stieg aus. Der Wagen entfernte sich, und als er an ihnen vorüberfuhr, erkannte Pascoe das Profil von Tom Lockridge.
    »Ich glaube, der Doktor hat uns die Mühe erspart«, sagte er. »Wahrscheinlich hat er noch nie von deinem besonderen Feingefühl gehört.«
    »Das kann nicht sein. Es ist berühmt in drei Countys …«
    »… dem Countygericht, dem Countygefängnis und dem County Hotel«, beendete Pascoe den alten Witz. Er sah zu, wie der Dicke auf die sich nähernde Frau zutrat und hörte ihn mit sanfter, melancholischer Stimme sagen: »Mrs. Maciver, Tom Lockridge hat Ihnen die schrecklichen Neuigkeiten wohl schon erzählt, oder? Es tut mir ja so leid.«
    Sie sah ihn an, als glaubte sie ihm nicht, und sagte dann: »Kann ich jetzt meinen Mann sehen?«
    »Bald«, sagte Dalziel. »Kommen Sie mit rein, mal sehen, ob wir nicht ein Plätzchen finden, wo wir uns hinsetzen können …«
    Er geleitete sie zum Haus.
    »Sir«, unterbrach ihn Pascoe, »einen Moment.«
    »Entschuldigen Sie mich, meine Liebe«, sagte Dalziel.
    Er trat mit Pascoe zur Seite. »Was?«, fragte er irritiert.
    »Solange der Selbstmord nicht bestätigt ist, gilt das gesamte Haus als Tatort, und du kannst doch nicht die Hauptverdächtige zum Tatort führen.«
    »Hauptverdächtige? Bist du verrückt geworden, Bursche?«
    »Hab lediglich dich zitiert, Sir. VT plus ÜE ist gleich HV , das paukst du den DC s doch immer ein. Verdächtiger Todesfall plus überlebende Ehefrau ist gleich Hauptverdächtige. Sir.«
    »Schrei nicht so rum! Sonst handelst du uns noch eine Anzeige ein. Was schwebt dir vor? Sie ins Kittchen zu stecken und ihr mit einer Lampe ins Gesicht zu leuchten?«
    Über Dalziels gewaltiger Schulter sah Pascoe, dass Cressida und Kay auf Sue-Lynn zugingen, dicht gefolgt von Ellie.
    »Was ist geschehen?«, wollte Cressida wissen. »Was haben sie dir gesagt?«
    »Er ist tot«, antwortete Sue-Lynn.
    »Mein Gott! Was ist passiert? Wie …«
    »Er hat sich erschossen. Genau wie dein Pa.«
    »Sich erschossen? Da drin? Wann?«, rief Kay.
    »Was verdammt noch mal spielt es für eine Rolle, wann es gewesen ist?«, ging Cressida hoch. »Jetzt, soeben. Vor zehn Jahren. Zwei sind erledigt. Bis du damit zufrieden, Schlampe?«
    »Cressida, es tut mir leid, es tut mir wirklich, wirklich leid … wie schrecklich …«
    Von den drei Frauen war Kay Kafka die einzige, die wirklich bekümmert aussah, bemerkte Pascoe.
    Cressidas Gesichtszüge waren vor Zorn verzerrt, während Sue-Lynns Miene einer Maske glich, was entweder aus ihrem Schock resultierte oder aus der glättenden Wirkung ihres vielschichtigen Make-up. Jason Dunn war aus seinem Wagen gestiegen und erneut hin- und hergerissen zwischen dem dringendem Verlangen, so schnell wie möglich zur Gruppe zu stoßen, und dem Wunsch, seiner Frau zu helfen, die sich ebenfalls aus dem Volvo mühte.
    »Wenn ihr beiden euch hier draußen streiten wollt«, sagte Sue-Lynn, »dann nur zu. Ich möchte ihn sehen. Superintendent, ich bestehe darauf, dass Sie mich zu ihm führen. Sofort!«
    Sie hatte eine Stimme, bei der Kellner und Kaufhausangestellte nur so sprangen.
    Dalziel kratzte sich nachdenklich am Sack, bevor er in schmeichlerischstem Tonfall eines Uriah Heep antwortete: »Tut mir furchtbar leid, Mrs. Maciver, ich weiß, wie Sie sich fühlen müssen, aber leider kann ich das nicht entscheiden. Chief Inspector Pascoe hat hier das Sagen. Und er wird damit auch gleich losschießen.«
    Unter den gegebenen Umständen nicht unbedingt der diplomatischste Ausdruck, dachte sich Pascoe, während er nach den richtigen Worten suchte, um die Wogen zu glätten.
    Doch dann wurde er durch einen langgezogenen Schrei, den er eine Sekunde lang wieder für den der Eule hielt, davon erlöst, seine diplomatischen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
    Gleich darauf fiel eine laute männliche Stimme ein, und als er zum Volvo sah,

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