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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Leben schwer zu machen. Na, er war jedenfalls der Erste, der irgend so einen schottischen Felsen bestiegen hat, im Alleingang, um Mitternacht, an Weihnachten, splitterfasernackt, irgendwie so was. Das war der Berg im Hintergrund. Und wie du anhand dieses Bildes auch sehen kannst, hat er sich höllisch darüber gefreut. Die reine Ironie.«
    »Wieso?«
    »Im darauffolgenden Jahr hat er es noch mal versucht und ist runtergefallen. Hat sich dies und jenes gebrochen. Das meiste wuchs wieder zusammen, bis auf sein linkes Bein. Konnte es danach nicht mehr beugen. Damit kann man nicht mehr so richtig auf Berge hoppeln, das war’s dann also. Mit dem alten Liam ging’s bergab, also stürzte sich Pal mit Feuereifer aufs Geschäft. War sein ganzer Stolz und seine ganze Freude, und er holte so viel Knete dabei raus, dass er in der Lage war, bei den Tories ein paar Anzahlungen für die Peerswürde zu leisten. Aber das alles änderte sich, sowohl das mit der Knete als auch mit den Anzahlungen, als nach neunundsiebzig die alte Wie-hieß-sie-noch wie ein kopfloses Huhn rumrannte und überall die Arbeiter vor die Tür setzte. Plötzlich sah’s so aus, als würde es auch mit der Firma Maciver den Berg runtergehen. Keine Aufträge mehr, Männer wurden entlassen. Schreckliche Zeiten.«
    »Eine schreckliche Zeit«, stimmte Pascoe zu. »Und dann kam die Übernahme?«
    »Aye. Es sah so aus, als würde alles vor die Hunde gehen, doch dann schnüffelte plötzlich dieses Yankee-Unternehmen, Ashur-Proffitt Inc., hier herum. Pal senior hatte die Wahl, ihr Angebot anzunehmen oder den Rest seiner Belegschaft zu entlassen. Also keine Wahl. Aus Maciver wurde Ashur-Proffitt-Maciver alias Ash-Mac, und Pal senior bekam eine Hand voll Dollars und einen Sitz im Aufsichtsrat als geschäftsführender Direktor oder so was. Das war wohl mehr, damit er das Gesicht wahren konnte, aber kein richtiger Job.«
    »Und das hat ihn fertig gemacht?«
    »Sagt man«, sagte Dalziel und gähnte. »Einen Haufen Schotter und nichts zu tun, klingt für mich wie der Himmel.«
    »Und was ist deine Meinung?«, fragte Pascoe.
    »Meine? Er hat sich umgebracht, und mehr muss ich nicht wissen. Er hat es selbst getan, keiner hat ihm dabei geholfen. Er stand nicht unter Hypnose und war nicht verhext oder so was. Ein Selbstmord, ganz einfach.«
    »Ein Oxymoron«, sagte Pascoe. »Selbstmorde sind nie einfach.«
    »Selber Oxymoron«, gab Dalziel zurück. »Von unserem Standpunkt aus betrachtet ist ein Selbstmord immer einfach. Vergiss die Gründe. Die einzige Frage lautet: Hatte er Unterstützung oder nicht? Falls nicht, war’s kein Verbrechen, also keine Ermittlungen. Ende der Geschichte.«
    »Außer dass Pal junior dort oben ein weiteres Kapitel angehängt hat.«
    »Wohl eher eine neue Folge. Ist aber nie so gut wie das Original. Ich meine, so wie’s aussieht, hat er sich noch nicht mal die Mühe gemacht, ein paar neue Zeilen zu schreiben, er hat einfach die von seinem Dad genommen.«
    »Was war mit dem alten Liam? Wie ist er gestorben?«
    »Eines natürlichen Todes. Hat seine siebzig Jahre runtergerissen, muss uns hier also nicht interessieren. Pete, alles, was du hier tun musst – bring es so über die Bühne, dass den Überlebenden so wenig Schmerz wie möglich zugefügt wird.«
    »So oder so, sie scheinen mir durchaus in der Lage, sich selbst genügend Schmerz zuzufügen«, sagte Pascoe. »Diese Mrs. Kafka, wenn sie mit einem Yankee verheiratet ist, warum lebt sie dann noch hier? Er arbeitet nicht zufällig bei Ash-Mac, oder?«
    Es war ein Schuss ins Blaue – oder ins Zwielicht, wenn man die Dinge nur unscharf erkannte, ohne sich sicher zu sein, was man wirklich vor sich hatte.
    »Aye. Ist dort der Boss. Hier, ist das nicht der Krankenwagen?«, sagte Dalziel und legte die Hand ans Ohr.
    Es war, dachte sich Pascoe, einer seiner eher kläglichen Ablenkungsversuche.
    »Ich glaube nicht«, sagte er.
    »Nein? Das ist das Alter. Gaukelt einem Dinge vor, die es gar nicht gibt«, sagte der Dicke traurig.
    Pascoe lächelte. Wenn Dalziel die Alterskarte ausspielte, hielt der Weise seine Trümpfe bedeckt. Doch plötzlich glaubte er selbst, eine heulende, sich nähernde Sirene zu hören.
    »Dachte ich’s mir doch, dass ich was gehört hab«, kam es von Dalziel selbstzufrieden. »Schön zu wissen, dass die Kavallerie manchmal doch rechtzeitig eintrifft.«
    Dann erklang ein weiteres Geräusch, das die beiden Männer auf die Beine riss.
    Das durchdringende, empörte Geplärr eines

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