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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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war mit rauem Gras bedeckt, in dem winzige Narzissen leuchteten, doch neben einem Gewächshaus, das ans Cottage angebaut war, lagen die regelmäßigen Furchen eines kleinen Gemüsegartens, der nach den Unbilden des Winters darauf wartete, bestellt zu werden.
    »Sie sehen nicht allzu gut aus, junger Mann«, sagte die Hexe. »Ich wette, Sie hatten noch kein Frühstück. Hab meins gerade verdrückt. Kommen Sie rein, mal sehen, was wir für Sie noch finden.«
    Ziemlich ausgefuchst! Ihn erst mit dem Garten zu verwirren und ihn dann mit dem Essen nach drinnen zu locken.
    »Wäre nett, solange es keine Lebkuchen gibt«, sagte er.
    Zeig ihr, dass du sie durchschaut hast!
    Sie sagte: »Zum Glück gehört das auch nicht zu meinen Lieblingsspeisen beim Frühstück. Aber wenn Sie eine Speisekarte wollen, dann empfehle ich Ihnen, sich ein anderes Restaurant zu suchen.«
    Sie drehte sich um und ging steif, auf ihren Stock gestützt, hinein.
    Trotz des Tadels folgte Hat.
    Er fand sich in einer dämmrigen, altmodischen Küche wieder bar jeglicher moderner Technologie. Seine Nase, sensibilisiert durch die kühle Morgenluft, erschnupperte einen Duft, der ihn vage an sein altes Leben erinnerte und der schnell vom köstlichen Geruch frisch gebackenen Brotes überdeckt wurde, der ihn zu einem grob gezimmerten Eichentisch führte, auf dem drei Meisen die Kuppel eines runden Brotlaibs attackierten, während ein Rotkehlchen nach besten Kräften versuchte, ein Marmeladenglas zu öffnen.
    »Samson, du Blödmann, lass das!«, tobte die Hexe. »Impy, Lobside, Scuttle, was glaubt ihr, womit ihr hier rumspielt?«
    Die Vögel flatterten ohne die geringsten Anzeichen von Panik vom Tisch. Die Meisen ließen sich auf einem niedrigen Dachbalken nieder, das Rotkehlchen hockte sich auf die Kante eines alten Ausgussbeckens, alle warfen gierige Blicke auf ihr unterbrochenes Mahl.
    Die Hexe nahm ein langes, schmales Messer zur Hand, und Hat trat einen Schritt zurück. Aber sie schnitt damit nur die angepickte Kruste weg, bevor sie eine dicke Scheibe vom Laib säbelte. »Nehmen Sie sich von der Butter und Marmelade, ich setz einen neuen Kessel Tee auf«, sagte sie.
    Sie wandte sich ab und stellte einen großen, angeschwärzten Kessel auf die heiße Platte eines Holzherds. Hat strich dick Butter und Marmelade auf die Brotscheibe und biss hinein. Gott, wie war das köstlich! Das beste Essen seit Wochen. Eigentlich das einzige Essen, dessen Geschmack er seit Wochen wahrgenommen hatte. Es war ein schöner Traum.
    Eine der Meisen flatterte auf den Tisch herab und beäugte ihn keck.
    »Tut mir leid, Scuttle«, sagte er. »Ich hab lang genug darauf gewartet.«
    Die Hexe drehte sich neugierig um.
    »Woher wissen Sie, dass das Scuttle ist?«, fragte sie.
    »Zwei Blaumeisen und eine Kohlmeise, da sollte es nicht schwer sein zu erraten, welche Scuttle, also Kohlenkasten, ist«, sagte er.
    »Von Ihren Problemen mit Amseln und Papageien mal abgesehen, wissen Sie ja doch was über Vögel. Was machen Sie so früh dort draußen? Vögel beobachten?«
    »Nicht wirklich«, sagte Hat.
Du weißt genau, was ich tue!
    Sie baute sich vor ihm auf und starrte ihn über den Tisch hinweg an.
    »Sie sammeln doch keine Eier, oder?«, wollte sie wissen.
    »Nie und nimmer!«, erwiderte er entrüstet. »Diese Typen würde ich einsperren und den Schlüssel wegwerfen.«
    »Das hör ich gern«, sagte sie. »Wenn Sie also nicht stehlen und klauen, warum wandern Sie dann so früh am Morgen durch meinen Garten? Sie müssen es mir nicht erzählen, aber wenn meine Neugier nicht befriedigt wird, gibt es nur eine Scheibe Brot mit Marmelade.«
    Dabei lächelte sie ihn an, und unwillkürlich musste er ihr Lächeln erwidern. Er wollte noch mehr Brot, ganz klar, aber welche Antwort sollte er ihr darauf geben?
    Die Entscheidung wurde ihm durch das Bimmeln einer gesprungenen Glocke abgenommen.
    »Na, die Überfälle reißen ja gar nicht ab«, sagte sie.
    Es klingelte erneut.
    »Komm schon, komm schon«, rief sie, drehte sich um und öffnete eine Tür zu einem dunklen Flur, an dessen Ende eine weitere Tür lag, diesmal eine mit einem Briefkasten und einer Milchglasscheibe, an die sich ein Gesicht presste.
    Hat schnitt sich noch eine Brotscheibe ab, als sie sich entfernte. Selbst in Träumen musste ein junger Polizist sehen, wo er blieb. Er biss ab, behielt dabei aber vorsichtig die Knusperhexe im Blick, um zu sehen, welche Art von Verstärkung sie heraufbeschworen hatte.
    Sie öffnete die Haustür.
    Ein

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