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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Verstand –
     
    Fühlte empor, ob dort ein Gott –
    Und unten nach sich selbst
    Streichelt’ zerstreut den Abzugsring
    Und ließ das Leben stehn.
    Es war, ging ihm durch den Kopf, überraschend gut.
    Wumms!
    Erwischt! Musste er so herablassend über sie denken? Weil sie eine Frau war, Amerikanerin und er keinen Deut über sie wusste, überraschte es ihn, dass er beeindruckt war.
    Das einzig Überraschende, konnte er Ellie hören, ist deine von Vorurteilen genährte Ignoranz, was wiederum nicht überrascht. Er wandte sich wieder den Gedichten zu.
    1063 handelte irgendwie von Asche, und im Papierkorb war etwas verbrannt worden. Und 1065 begann mit
Tu das Gatter auf, o Tod –
, verlor sich dann aber in Schaf-Metaphorik. Die anderen enthielten nichts, was ihm irgendwas gesagt hätte. Jedenfalls konnte er nichts in ihnen finden. Vielleicht bedurfte es dafür eines weiblichen Blicks.
    »Haben Sie diese Gedichte gelesen, Shirley?«
    Sie nickte.
    »Was halten Sie davon?«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    »Nur so zum Spaß«, sagte er lächelnd.
    »Totaler Quatsch«, sagte sie. »Aber mit Gedichten und so hab ich nicht viel am Hut.«
    »Das ist nicht jedermanns Sache«, sagte er.
    Er hatte das Buch aus dem Beutel genommen. Die Gefahr, es nach der langen Zeit noch zu kontaminieren, war kaum mehr gegeben. Der Rücken, so lange nicht bewegt, knarrte und brach, als er die Titelseite aufschlug.
    Dort fand sich eine Widmung in eleganter, fließender Handschrift.
    Die Welt – scheint – feierlicher – mir –
    Seitdem ich bin vermählt – mit Dir!
    Für meinen Liebling Pal
    von deiner feierlich liebenden Kay
    »Nett«, sagte Novello, die ihm über die Schulter blickte.
    »In welcher Hinsicht?«
    »In jeder. Wenn sie es ernst meinte, rührt’s nett zu Tränen. Wenn nicht, war’s ein netter Versuch. Sir, wenn Sie nichts dagegen haben, dass ich frage – ist hier irgendwas im Busch? Meinen Sie, an diesem Selbstmord ist irgendwas Zweifelhaftes?«
    Lächelnd antwortete er: »Bin nur ordentlich und gewissenhaft, Shirley.«
    Obwohl sie es auf die leichte Schulter zu nehmen versuchte, war ihr anzumerken, dass sie sich ausgeschlossen fühlte. Aber ihr zu erklären, dass er wahrscheinlich gar nicht weiterbohren würde, hätte sein Boss ihm nicht gesagt, er solle die Sache in Ruhe lassen, war nicht unbedingt die beste Art, einer Untergebenen als Beispiel voranzugehen!
    Gab es irgendetwas, das es gerechtfertigt hätte, die Sache nicht umgehend an Paddy Ireland weiterzuleiten? Die Antwort lautete nein … wäre da nicht dieses Zögern gewesen, wie er argwöhnte …
    »Gut«, sagte er leichthin. »Das war’s dann, meine Liebe. Sollen die Uniformierten sich darum kümmern. Können Sie das Zeugs in die Asservatenkammer zurückschaffen, dann können wir uns wieder der richtigen Arbeit zuwenden?«
    Das
meine Liebe
funktionierte. Er sah, wie sie mit den Zähnen knirschte, und vermutete, dass er endlich in Form einer letzten boshaften Bemerkung zu hören bekäme, was sie daran störte.
    »Ach, übrigens«, sagte sie, als sie den Blätterwust zusammenräumte, »dann gibt’s noch
das
hier …«
    Das
war eine Tonbandkassette.
    Sie schob sie ihm über den Schreibtisch zu. Er betrachtete sie, ohne sie anzurühren. Es war eine der Kassetten, wie sie in den Verhörräumen verwendet wurden, allerdings ohne Beschriftung.
    »Das hat sich wo befunden?«, fragte er.
    »In einem der Aktenfächer«, sagte sie. »Kann auch einfach zufällig reingerutscht sein.«
    »Sie haben Sie also noch nicht angehört?«
    »Nein, Sir.«
    Sie klang bestimmt, ohne zu dick aufzutragen. Sie war gut. Aber Pascoe war auch einmal in ihrer Position gewesen.
    Sie hatte sich die Kassette angehört. Auf ihr befand sich etwas, von dem sie nicht zugeben wollte, dass sie es gehört hatte. Sie war sich nicht sicher gewesen, wie sie damit verfahren sollte, bis er ihr mit dem
meine Liebe
auf den Wecker ging und sie beschloss, dass es ganz amüsant wäre, wenn er sich allein die Kassette anhörte und sie dann später verstohlen beobachten könnte, wie er darauf reagierte.
    Es war an der Zeit, dass sie erfuhr, dass DC s vor DCI s keine Geheimnisse hatten.
    »Okay. Ist wahrscheinlich nichts, aber ich werde mal reinhören«, sagte er.
    Er nahm die Kassette, drehte sich mit seinem Stuhl hin zu dem Tisch, auf dem sein Computer und andere elektronische Geräte standen, und legte sie in den Kassettenrecorder.
    Novello, bereits mit den Akten beladen, wollte sich Richtung Tür

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