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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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auch? Spielte für den Fall doch keine Rolle. Aber, einen Moment – ist der Waffenschein für das zweite Gewehr jemals verlängert worden?«
    »Nein, Sir. Wahrscheinlich wurde es immer im Waffenschrank im Moscow House aufbewahrt.«
    »Nein«, sagte Pascoe. »Der Waffenschrank ist für genau ein Gewehr ausgelegt, und so wie es aussieht, stand da nichts mehr drin, seitdem Pal senior seine Waffe rausgenommen hat. Das andere Gewehr muss also woanders aufbewahrt worden sein. Interessant, obgleich ich bezweifle, dass wir Pal junior drankriegen, weil er sich mit einem Gewehr ohne Waffenschein erschossen hat. Ist auch nicht so wichtig. Aber erwähnenswert. Sehr gewissenhaft von Ihnen. Und in diesem Zeug, das Sie hier angeschleppt haben, meinen Sie, da findet sich was von Bedeutung?«
    »Von Bedeutung? Weiß ich nicht, Sir, da ich ja nicht weiß, worauf Sie hinauswollen. Aber es gibt da so ein paar Sachen, die mir merkwürdig vorkommen.«
    »Selbstmorde sind immer ein wenig merkwürdig, nicht wahr? Ich meine, selbst in unserer neurotischen Gesellschaft ist es doch eher eine ausgefallene Sache.«
    »Meinen Sie, Sir? Ein Typ ist mit sich und der Welt fertig, er wartet, bis die Familie aus dem Weg ist, schließt sich in sein Zimmer ein, knallt sich die Birne weg – ist doch ziemlich konventionell.«
    »Wirklich? Wusste nicht, dass der Vatikan die Sache mittlerweile so entspannt sieht.«
    Novello war überrascht. Trampelhafte Bemerkungen in Bezug auf die Religion erwartete sie in der Regel vom Dicken, der im Übrigen Joe Kerrigan, ihren Gemeindepriester, zu seinen Saufkumpanen zählte. Pascoe hingegen schlich ansonsten auf Zehenspitzen um die zarten Blüten ihres persönlichen Glaubens herum.
    »Ich spreche als Polizistin, Sir, nicht als Katholikin«, antwortete sie missbilligend.
    »Was in beiden Fällen ein Zustand ist, dem man nie entkommen kann und der voraussetzt, dass man gleichzeitig an mehrere unmögliche Dinge glaubt, und das noch vor dem Frühstück. Also, einerseits ein ganz klarer Fall von Selbstentleibung. Andererseits ein Fall von Gottesverleugnung, eine unverzeihliche Sünde, für die in den Augen mancher Theologen Judas verdammenswürdiger war als für seinen Verrat. Die mitternächtliche Schwärze der Seele, für die es keine Hoffnung auf eine Morgenröte mehr gibt. Starker Tobak. Können Sie das in einem Fall wie diesem wirklich in Ihrem Polizistengehirn einfach so beiseite schieben?«
    »So leicht wie einen Arzt zu rufen und gleichzeitig ein Gebet zu sprechen, wenn jemand krank wird«, erwiderte sie mit Nachdruck. »Sie verwechseln hier Depression mit Verzweiflung, Sir. Das eine ist ein Zustand des Gehirns, das andere ein Zustand der Seele.«
    »Und die Kirche weiß heutzutage das eine vom anderen zu unterscheiden?«, sagte er lächelnd.
    »Manchmal. Aber das spielt keine Rolle. Gott kann es immer.«
    Damit wird jedes Gespräch abgewürgt, dachte er sich.
    »Okay«, sagte er. »Kommen wir auf die Merkwürdigkeiten zurück.«
    »Vielleicht bausche ich die Sache ja unnötig auf«, sagte sie und leerte die Tüte aus. »Wie Sie sehen, ist es eine sehr umfangreiche Akte, chaotisch und voller Zeug, was man nicht erwarten würde, wenn es kein Kriminalfall wäre. Sieht so aus, als hätte Mr. Dalziel den Anruf entgegengenommen und den Fall nicht mehr abgegeben.«
    Pascoe betrachtete sich das Durcheinander der Schriftstücke auf dem Schreibtisch.
    Eindeutig eine Dalziel-Akte. Hier war nichts den Uniformierten übergeben worden, nachdem der Selbstmord festgestellt war.
    Merkwürdig. Noch merkwürdiger als sein Auftauchen in der vergangenen Nacht. Eine Selbstmordkopie nach zehn Jahren könnte noch das Interesse des obersten CID -Chefs erklären, aber warum hatte sich der Dicke bereits damals so dahintergeklemmt? Es wurde immer seltsamer.
    Als könnte sie seine Gedanken lesen, sagte Novello: »Was wirklich merkwürdig ist … na ja, beurteilen Sie es selbst, Sir. Ich habe so eine Art Zusammenfassung geschrieben.«
    Sie zog ein Blatt hervor und sah ihn fragend an.
    »Wenn es mich langweilt, werde ich Sie unterbrechen«, sagte er.
    »Gut«, sagte sie. »Am 18. März fliegt Mrs. Maciver mit ihrer jüngeren Stieftochter Helen nach New York. Am 20. März bringt sich Mr. Maciver im Moscow House, wo die Familie wohnt, um. Die Leiche wird von dessen Sohn gefunden, der am 23. März von Cambridge nach Hause kommt. Die Tochter Cressida hält sich zu diesem Zeitpunkt in der Brigstone School in Lincoln auf, sie trifft am

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