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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Sessel sinken.
    »Kommt er zufällig aus Barcelona?«, fragte Wield.
    »Valencia, glaub ich«, sagte Digweed in der richtigen spanischen Aussprache. »Ich glaube, unsere Sandwiches werden noch etwas dauern.«
    »Ist vielleicht besser so, wenn du Probleme mit deinen Zähnen hast«, sagte Wield.

10
    Grünspechte
    I m hellen Tageslicht sah das Moscow House nicht mehr aus, als hätte es sich aus einer Kurzgeschichte von Poe in die Wirklichkeit verirrt. Gut, es war ein wenig heruntergekommen, was aber mit einem Sandstrahler und einem Pinsel in wenigen Tagen wieder hätte in Ordnung gebracht werden können. Und wenn es dem Garten auch sicherlich gut getan hätte, hier und da etwas beschnitten und zurechtgestutzt zu werden, gefiel Pascoe der verwilderte Anblick der vorwitzigen Narzissen, die über die Wildnis der Gräser triumphierten.
    Er war überrascht, Constable Jennison pflichtgetreu vor dem Haupteingang auf Wache zu sehen.
    »Sie sind noch immer hier?«, fragte er.
    Jennison, froh um das helle Tageslicht, warf grinsend einen Blick nach links und rechts über die Schulter und sagte: »Ach, ich, Sir? Ja, ich bin noch hier. Jedenfalls war ich das noch, als ich das letzte Mal nachgesehen habe.«
    Novello hatte noch nie zu Joker Jennisons Fanclub gehört, spätestens seitdem er einmal so getan hatte, als sei sie Mitglied einer Transvestitennummer, die für eine Aufführung im Polizei-Fürsorgeverein gebucht worden war, weshalb sie nun bei der vorgeblich witzigen Einlage nur das Gesicht verzog. Wenn ich mal DCI bin, nahm sie sich vor, wird jede witzelnde Knallcharge sich wünschen, dass sie mit einem gebrochenen Bein im Bett geblieben wäre.
    Pascoe grinste breit. »Ich meine, Sie sind doch nicht seit vergangener Nacht hier?«
    »Nein, Sir. Wurde so um eins abgelöst. Vor einer Stunde kam ich wieder, und Bonk … Sergeant Bonnick sagte mir, ich soll heute nicht Streife fahren, sondern mich hier einfinden. Ich glaube, er gibt mir die Schuld dafür, dass letzte Nacht der ganze Haufen angerollt kam.«
    »Auch wenn Sie sie überprüft hätten«, sagte Pascoe, »hätten wir sie wohl durchlassen müssen. Sie gehören schließlich allesamt zur Familie. Hat sich heute schon jemand blicken lassen?«
    »Seitdem ich hier bin, nicht, Sir. Und der Typ, den ich abgelöst habe, meinte auch, es wär totenstill gewesen.«
    »Ein Meister des passenden Ausdrucks. Kommen Sie, Shirley. Werfen wir einen Blick hinein.«
    Sie wollten schon das Haus betreten, als Jennison sagte: »Sir, kann ich kurz mit Ihnen reden?«
    »Natürlich.« Pascoe drehte sich um.
    »Hat wahrscheinlich nichts zu bedeuten, aber letzte Nacht, als ich am Tor war, da kam ich mit einem der Mädels ins Gespräch, die dort arbeiten. Dolores heißt sie laut eigener Aussage. Klingt ausländisch. Langes schwarzes Haar, todbleiches Gesicht, aber noch jung, fast noch ein Kind. Eine Schande. Trotzdem, ganz hübsche Figur. Ein Arsch, für den man sterben könnte, und Beine, die sich zweimal um den Hals wickeln könnten, und dann bleibt immer noch so viel übrig, um eine Krawatte zu binden.«
    Novello, wie immer verblüfft über die nicht ungewöhnliche Mischung aus Mitgefühl und Lüsternheit, schüttelte nur den Kopf. Wie konnten diese Typen Mitleid mit einem Mädchen haben und sie gleichzeitig vögeln wollen?
    »Ich hoffe, sie hat Sie nicht von Ihren Pflichten abgelenkt«, sagte Pascoe.
    »Nein, Sir. Wir haben uns nur ein bisschen unterhalten. Sie war wohl einfach nur neugierig, wie Frauen eben so sind. Nachdem sich unsere Anwesenheit auf dem Grundstück erst mal rumgesprochen hatte, musste den Mädels in der Avenue gedämmert haben, dass sie für die Nacht einpacken und sich woandershin verziehen konnten. Aber nicht Dolores.«
    »So langsam, Joker, komme ich mir wie der alte Seemann in der Ballade vor«, sagte Pascoe.
    »Über Geschmack lässt sich nicht streiten, Sir«, sagte Jennison. »Entschuldigung. Nein, alles, was ich sagen wollte – ich glaube, es war mehr als nur weibliche Neugier, warum sie mit mir geredet hat.«
    »Sicherlich nicht ihre anziehende Persönlichkeit«, murmelte Novello.
    Pascoe sah sie stirnrunzelnd an und sagte: »Joker, langsam sind Sie auf die Mondumlaufbahn meines Interesses eingeschwenkt. Versuchen Sie doch mal, zur Landung anzusetzen.«
    »Nun, war eigentlich gar nichts. Sie hat nach Einzelheiten gefragt, wollte wissen, wie der Typ aussah, der sich den Kopf weggeknallt hat, und war ganz darauf versessen zu erfahren, ob eines der Mädels damit zu

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