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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sagte: »Wie sicher ist das, Larry? … Verstehe … Das wirft ein anderes Licht auf die Dinge … Die Frage ist nur, woher weiß er davon? War da nicht ein Polizist …? Ja, überprüfen Sie das. Aber nichts unternehmen, solange noch die Chance besteht, dass Mrs. Kafkas Freund einiges davon abbiegen kann.«
    Warlove sah sich um. Keiner der anderen Speisegäste achtete auf sie.
    Eine wunderbare Sache, eine Technologie, bei der man die Hände frei hatte, dachte er sich. Während die Mastabatoren vehement gegen klingelnde Telefone in den Club-Räumlichkeiten waren, stellte der Anblick eines anscheinend mit sich selbst redenden Mitglieds ein alltägliches Ereignis dar, das ihnen keinerlei Probleme bereitete.
    »Noch Wein, Tim?«, sagte er. »Doch kein Grund zur Sorge, hoffe ich? Das mach ich in meinem Alter nicht mehr mit.«
    »Nur ein leichtes Vibrieren irgendwo an einem Faden. Zufällig im Revier unseres Freundes.«
    »Mein Gott. Erzählen Sie.«
    Gedye erzählte und schloss mit den Worten: »Glücklicherweise habe ich eine meiner Spinnen an Ort und Stelle postiert, um die Vibrationen unter Kontrolle zu halten. Mehr sorge ich mich um das Ausmaß, in dem unser amerikanischer Freund das Netz in Schwingung versetzen kann, wenn er versucht, es zu verlassen.«
    »Tony ist in Ordnung, dessen bin ich mir sicher«, sagte Warlove mit der leichten Gereiztheit desjenigen, dem es nicht gefiel, wenn er sich Sorgen machen musste. »Und selbst wenn er schwanken sollte, würde Joe Proffitt ihn wieder stützen. Er ist hart wie ein Fels.«
    »Möglicherweise. Aber er dürfte bald mit anderen Dingen beschäftigt sein. Nach Enron hat die Börsenaufsichtsbehörde ihre Mitarbeiter mit ganz feinen Kämmen ausgestattet. Mir ist das Gerücht zu Ohren gekommen, dass sie A-P im Visier haben.«
    »Dann brauchen sie schon verdammt scharfe Augen, um auf Joe Proffitt irgendwelche Nissen zu finden«, lachte Warlove.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihre Zuversicht teilen. Es könnte sehr bald losgehen. Und es stimmt doch, dass Proffitt soeben eine Luxusjacht geordert hat, auf der Platz für eine ganze Golf-Driving-Range ist?«
    »So ist es. Er fühlt sich eben unheimlich sicher.«
    »Hybris, glaube ich, ist das Wort, nach dem Sie suchen. Ah, hier kommt ja unserer Nomadenfreund.«
    »Und die Suppe kommt auch. Perfektes Timing, Tony, wie immer. Alles in Ordnung?«
    »Ja. Meine Frau. Sie müssen entschuldigen.«
    »Die liebenswürdige Kay. Sie sind ein glücklicher Mann. Langen Sie zu.«
    Kafka tauchte seinen Löffel ohne große Begeisterung in die graugrüne Tunke, die man ihm vorgesetzt hatte. Ja, der Wein im Mastaba war immer ausgezeichnet, aber das musste er auch sein. Wie jemand das Essen hier als gut – oder es überhaupt als Essen – bezeichnen konnte, verblüffte ihn. Aber wenn man in einer Grabstätte speiste, musste man wahrscheinlich damit rechnen, dass die Suppe direkt aus dem Styx kam.
    Er sah sich im dämmrigen Speisesaal um. Er war so groß wie ein kleiner Friedhof. Die meisten Restaurantbetreiber im West End hätten auf diese Fläche einige hundert Gäste zusammengepfercht, doch gab es hier nicht mehr als zwanzig diskret platzierte Tische, von denen nur die Hälfte besetzt war, meistens mit allein sitzenden Männern. Wahrscheinlich arbeitslosen Schauspielern, wenn seine Theorie zur wahren Natur des Lokals stimmte.
    Wie immer war die Suppe das Signal für die ernsthaften Angelegenheiten.
    »Übrigens«, sagte Warlove. »Mir ist zu Ohren gekommen, dass letzte Nacht bei Ihnen einige Schwierigkeiten aufgetreten sind. Irgendwas, das uns beunruhigen sollte?«
    »Alles unter Kontrolle«, sagte Kafka gleichgültig. Er hatte Recht gehabt mit seiner Vermutung, dass sie davon wissen würden. Sie dachten, immer alles zu wissen. Aber sie würden sich irren, wenn sie glaubten, sie würden wissen, was er sich dachte.
    »Schön zu hören. Also, dann lassen Sie uns Klartext reden. Heute ist der erste Frühlingstag, nicht wahr? Die Gelegenheit, mal wieder alles aus- und richtig durchzulüften!«
    »Meinen Sie?« Kafka legte den Löffel zur Seite. »Ich hab’s mir durch den Kopf gehen lassen. Wäre vielleicht keine schlechte Idee, die Sache ein wenig abkühlen zu lassen, angesichts der momentanen Lage.«
    »Der momentanen Lage …?«, fragte Warlove leicht irritiert.
    »Der große Krieg gegen den Terrorismus – haben Sie das noch nicht mitbekommen?«
    »Doch, in der Tat. Es ist auch eine hervorragende Chance für unser Marketing. Haben Sie ein

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