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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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Problem, von dem Sie uns nichts erzählt haben, Tony?«
    »Ich frage mich lediglich, ob es unter den gegebenen Umständen klug ist …« Er nahm den Löffel, führte etwas Suppe an die Lippen und ließ sie ungekostet wieder in den Teller laufen. Gedye musterte ihn mit diesem englischen Blick, der, ohne spöttisch zu sein, irgendwie andeutete, dass er gleich spöttisch werden könnte.
    »Ob es richtig ist«, fuhr er trotzig fort.
    »Richtig?«, sagte Warlove, wobei er es so gewissenhaft aussprach, als wäre es ein Fremdwort. »In welchem Kontext denn?«
    »Im Kontext von Richtig und Falsch«, sagte Kafka. »Oder gibt es verdammt noch mal einen anderen Kontext, von dem ich nichts weiß?«
    Warlove und Gedye tauschten einen Blick.
    »Mein guter Junge«, sagte der stämmige Mann. »Normalerweise halte ich nicht viel davon, beim Mittagessen über Moralvorstellungen zu konferieren, obwohl ich drei Jahre hintereinander an der Uni den Preis für Religionsdebatten gewonnen habe. Ich will nur so viel sagen, wir wissen, dass
wir
richtig liegen, weil wir wissen, dass
sie
falsch liegen. Richtig? Und weil sie falsch liegen, jeder Einzelne von ihnen, haben wir entweder mit keinem von ihnen Handel zu treiben oder mit allen. Wir haben uns für alle entschieden, weil unsere Dienstherren uns den Tipp gegeben haben, dass sie sich ebenfalls für alle entscheiden, sofern sie sich nicht in höflichen Kreisen wie der UN bewegen. Wir richten keinen Schaden an, weil alle gleich behandelt werden. Was wäre fairer? So, jetzt lassen Sie uns über Pläne reden. Wissen Sie, was mir vor kurzem durch den Kopf gegangen ist? Usbekistan. Keine Ahnung, wo das liegt. War einmal dort, glaube ich, auf einem Erkundungstrip – Minister machen nun mal gern Ausflüge –, hab dabei nicht besonders aufgepasst, aber in meinem Büro ist ein Typ, der in einem fort davon quasselt. Letztendlich ist mir nichts anderes übrig geblieben, ihm mal zuzuhören, wenn ich ihn nicht auf die Osterinsel verbannen wollte, und wissen Sie was, es klingt ziemlich danach, als wäre das genau unser Ort. Was halten Sie davon, Tony? Usbekistan. Klingt fast nach Harry Potter, was?«
    Er lächelte wie der gütige Onkel bei der Geburtstagsparty seines Lieblingsneffen und schenkte Kafkas Glas nach.
    Ich darf nicht zulassen, dass er mich damit kriegt, dachte Kafka. Er will, dass ich ihn für Bertie Wooster halte und glaube, ich könnte ihn leicht ausspielen. Vergiss nicht, dieses Arschloch hat für A-P in den vergangenen fünfzehn Jahren riesige Profite eingefahren und sich dabei höchstwahrscheinlich selbst zum Millionär gemacht.
    Wichtiger aber war wahrscheinlich, was Gedye mit seinem Leichenbestatterblick hier verloren hatte.
    »Usbekistan?«, sagte er vorsichtig. »Klingt interessant für die Zukunft. Aber im Moment scheint mir, dass wir uns vor allem um unsere Golf-Lieferungen zu kümmern haben. Dieses Wochenende soll eine das Unternehmen verlassen, und ich überlege, ob wir sie nicht zurückstellen sollten.«
    »Warum um alles in der Welt sollten wir das tun?«, fragte Warlove ganz offensichtlich verblüfft.
    »Weil es früher oder später dort wieder zu einem gottverdammten Krieg kommen wird«, sagte Kafka. »Und es sich nicht gut macht, wenn die ganze Gegend mit Ash-Mac-Teilen zugemüllt ist.«
    »Eher unwahrscheinlich. Alle haben ihre Lektion gelernt, alter Junge. Sie können den Papierschnipseln hinterherjagen, die wir mittlerweile zweimal um die Welt gelegt haben, und sie würden Ash-Mac noch nicht mal nahe kommen.«
    »Darum geht es mir nicht. Es geht darum, ob wir das überhaupt machen sollen, wenn ein Krieg ansteht. Es geht um einen Krieg, der in den Augen vieler schon längst begonnen hat.«
    »Mein lieber Junge, regen Sie sich doch nicht so auf. Sie nehmen solche Dinge viel zu ernst. Was hat Aristoteles gesagt? Krieg ist nur eine Marketing-Kampagne mit anderen Mitteln.«
    »Aristoteles hat das gesagt?«
    »Onassis«, lachte Warlove. »Trinken wir darauf!«
    Er hob das Glas, so dass der blutrote Wein in dem fahlen Strahl der Sonne schimmerte, der sich irgendwie durch das hohe, verstaubte Fenster geschlichen hatte.
    »Auf den Krieg«, erklärte er. »Gentlemen, ich gebe Ihnen den Krieg!«

13
    Haare auf der Brust
    A ls Pascoe und Novello vom Moscow House wegfuhren, unterhielten sie sich über ihre jeweiligen Beobachtungen.
    »Die Tante hat zwar einen Vogel, aber sie ist nicht verrückt«, sagte Novello.
    »Verrückt genug, um im Garten des Hauses, in dem ihr Neffe sich

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