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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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sagt.«
    »Ja. Tut mir leid … verstehen Sie, ich bin eigentlich nur gekommen, weil …«
    Sie lächelte aufmunternd. »Weil …?«
    Er suchte nach einem Grund und fand auch einen.
    »Weil mir aufgefallen ist, dass Ihr Gemüsegarten umgegraben werden müsste, damit man anpflanzen kann, und ich dachte, Sie bräuchten vielleicht jemanden, der Ihnen hilft … tut mir leid, damit meine ich nicht, dass Sie es nicht selbst könnten … ich meine, ich weiß nicht … und vielleicht könnten Sie …«
    Sie lachte laut auf bei seinem Gestoppel: »Wenn wir befreundet sein wollen, darf Ihnen mein Gesundheitszustand nicht peinlich sein. Ja, Sie haben Recht, die MS erschwert es mir zunehmend, mich um meinen Garten zu kümmern. Andererseits bin ich sehr eigen, ich lasse nicht jeden rein. Weil da draußen meine Freunde sind, Sie verstehen. Bevor ich Ihnen also einen Spaten in die Hand drücke, und während wir darauf warten, dass das Wasser im Kessel kocht, könnten Sie mir doch über sich erzählen.«
    »Ich weiß nicht … was würden Sie denn gern wissen?«
    »Was Sie mir sagen wollen.«
    Er atmete tief ein und war sich nicht sicher, welche Worte herauskommen würden, wenn er wieder ausatmete.
    »Als Erstes«, sagte er, »heiße ich nicht Mr. Hat – Hat nennen mich nur meine Freunde, weil mein Nachname, der Bowler lautet …«
    Er hielt inne, erinnerte sich, dass Waverley soeben zum Abschied seinen Namen gebraucht hatte, und versuchte sich zu vergegenwärtigen, wann er ihn ihm genannt hatte.
    Miss Mac schien die Pause nicht wahrzunehmen, sondern fiel lächelnd ein: »Hat Bowler! Wie drollig. Aber Miss Mac ist auf seine Weise ebenso drollig, und ich bin es zufrieden, Miss Mac zu bleiben, also hoffe ich, dass Sie auch Mr. Hat bleiben wollen. Namen lassen die Dinge Wirklichkeit werden, deshalb ist es ratsam, nur die Dinge zu benennen, die man liebt oder wenigstens mag. Ich weiß, Scuttle ist Scuttle. Aber ich sehe mich völlig außerstande, meinen Parlamentsabgeordneten beim Namen zu nennen.«
    Sie lächelten gemeinsamen, dann fing Hat, noch immer etwas verunsichert, wieder von vorn an.
    »Gut, ich bin Mr. Hat, und wenn ich mich vielleicht bei unseren beiden Begegnungen ein wenig seltsam verhalten habe, dann deshalb, weil …«
    Wieder kam er ins Stocken und wusste nicht, wie ausführlich die Erklärung sein sollte, die von ihm erwartet wurde oder die er bereit war zu geben, und erneut kam sie ihm zu Hilfe.
    »Weil Sie sehr unglücklich gewesen sind, zweifellos wegen eines großen persönlichen Verlusts, den Sie niemals vergessen, aber über den Sie langsam hinwegkommen werden. Ich habe in meinem Leben nicht viel über die Menschen gelernt, Mr. Hat, zumindest nicht viel, bei dem ich einen Anlass gesehen hätte, es im Gedächtnis zu behalten, aber eines weiß ich: Hat man einen guten Appetit, heilen Körper und Geist. Ich bin nicht so impertinent, um Sie nach den Einzelheiten Ihres Verlusts zu fragen, aber mit Freude stelle ich fest, wie viel Sie von dem Brot verdrückt haben. Apropos …«
    Sie bückte sich über den Herd, zog die Tür auf und holte, ein Geschirrtuch schützend über die Hände gelegt, einen riesigen Laib heraus, der braun war wie eine Kastanie. Sie legte ihn auf den Tisch. »Der kann jetzt abkühlen. Aber was mich wirklich an Ihnen interessiert, ist, woher Sie Ihr Interesse für Vögel haben.«
    Hat lächelte.
    »Das Wichtige, meinen Sie?«
    »Genau, Mr. Hat«, sagte sie ernst. »Das Wichtige.«
    Wieder setzte sie sich ihm gegenüber. Die beiden Blaumeisen, Impy und Lopside, kamen angeflattert, nahmen jeweils auf ihren Schultern Platz und sahen ihn erwartungsfroh an. Er wusste, dass Sie es aufs Essen abgesehen hatten, trotzdem hatte er das Gefühl, als wären Sie ihm ein Publikum.
    Er sagte: »Ich glaube, es begann, als ich sechs war, wir waren in den Ferien an der Küste von Pembrokeshire, und eines Tages saß ich am Strand, das Meer war sehr rau, und ich sah zwei Kormorane, die vorbeisausten, kaum einen halben Meter über den Wellen. Ich versuchte, so zu sein wie sie, versuchte mir in Gedanken das Gefühl vorzustellen, wie es sein muss, mit dieser Geschwindigkeit durch die Lüfte zu segeln, und jedes Mal, wenn man nach unten blickt, sieht man das wilde Meer, das unter einem brandet und schäumt, so nah, dass man bei jeder brechenden Welle das Gefühl haben muss, sie will nach einem greifen und einen hinabziehen, und man die kalten Spritzer spürt, die einem gegen den Bauch

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