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Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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ist.«
    Hat, der dies als Zurückweisung verstand, schluckte schwer und sagte: »Miss Mac, es tut mir leid, ich hätte nicht kommen sollen, als ich sah, dass Sie Besuch haben …«
    »O ja, Sue-Lynn, die Frau meines armen Neffen. Sie glaubt, ich sei an einer Verschwörung beteiligt, um sie um ihr Erbe zu bringen.«
    Mein Gott. Schon schlimm genug, dass er den Familientrauerfall ignoriert hatte. Noch schlimmer aber schien ihm, dass er in ein Treffen mit der Witwe – kein Wunder, dass sie so fürchterlich ausgesehen hatte – geplatzt war.
    »Aber ich nehme doch an, dass sie, was das Testament betrifft, mit den Fakten vertraut ist«, sagte Waverley.
    »Sie hat mit ihrem Anwalt gesprochen, der bestätigte, das Änderungen vorgenommen worden sind, und nicht zu ihren Gunsten.«
    »Nun, warum sollte Ihr Neffe das getan haben, was glauben Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Sue-Lynn regt sich fürchterlich über irgendeinen Privatdetektiv auf, den Pal ihr hinterhergeschickt haben soll, vielleicht war sie in eine unanständige Sache verwickelt«, sagte Miss Mac leicht angewidert.
    Wenn sie über vertrauliche Familienangelegenheiten reden wollten, dachte sich Hat, dann war es nun wirklich an der Zeit zu gehen.
    Er erhob sich. »Ich bin wirklich ungehobelt … aufzutauchen, wenn Sie Probleme in der Familie haben …«
    »Und Sie meinen nicht, dass es noch viel ungehobelter wäre, wenn Sie sich jetzt einfach aus dem Staub machen, nachdem Sie den ganzen Laib verdrückt haben? Na, na, wo sind Sie denn erzogen worden? Mr. W., bitte gesellen Sie sich zu uns.«
    Bevor dieser darauf antworten konnte, schrillte in der Innentasche seines Mantels ein Handy, worauf die Vögel erschreckt aufstoben und Miss Maciver missbilligend den Mund zur Schnute verzog. Oder zuckte sie vor Schmerz zusammen? Sie schien seit dem Vortag um mehrere Jahre gealtert.
    »Verzeihen Sie«, sagte Waverley und ging durch die Küche hinaus in den Garten, während er das Handy herauszog.
    »Miss Mac, alles in Ordnung?«, sagte Hat.
    »Ist mir schon mal besser gegangen«, sagte sie. »So ist das eben mit MS , es gibt gute Tage, es gibt schlechte Tage.«
    Als sie seinen verständnislosen Gesichtsausdruck sah, erklärte sie: »Multiple Sklerose. Das wussten Sie nicht? Woher auch. Sehen Sie mich nicht so entsetzt an. Ich werde daran nicht sterben. Nicht so schnell jedenfalls. Sie entschuldigen mich einen Augenblick.«
    Sie verschwand im Gang und bog von dort in eines der nach vorne gelegenen Zimmer. Kurz darauf hörte er, wie ein Streichholz entfacht wurde. Vielleicht entzündete sie ein Feuer gegen die kühle Morgenluft. In der Küche war es warm, aber wenn man MS hatte, spürte man vielleicht die Kälte. Er wusste sehr wenig über die Krankheit. Außer, dass es kein Mittel dagegen gab.
    Unfähig, weiter sitzen zu bleiben, stand er auf und sah aus dem Fenster. Waverley war mitten im Garten und telefonierte. In seiner eleganten städtischen Kleidung hätte er in der Umgebung einen lächerlichen Anblick abgeben können, doch das war nicht der Fall. Gesprächsfetzen seines Telefonats drangen durch das offene Fenster.
Guten Tag … ja, ja, verstehe … ja, kann ich sofort erledigen … kein Problem, wenn es so weit kommen sollte, was ich aber nicht hoffe … ja, und zum anderen, da wäre ein wenig Unterstützung hilfreich, für die schwere Arbeit … ich werde warten, bis ich wieder von Ihnen höre … oh, da ist noch was …
An diesem Punkt sah er sich um, entdeckte Hat, lächelte, und ging ein wenig weiter, außer Hörweite.
    Hat setzte sich wieder, wenige Minuten später trat Waverley in die Küche, kurz darauf gefolgt von Miss Mac.
    Zu Hats Erleichterung und Freude sah sie sehr viel besser aus. »Der Tee muss schon kalt sein und hat zu lange gezogen, ich mach uns besser neuen, nicht wahr?« Sie füllte bereits den Kessel nach.
    »Tut mir leid, Miss Mac«, sagte Waverley, »aber ich kann Ihre freundliche Einladung nicht annehmen. Ich wollte mich sowieso nur vergewissern, dass Sie wohlauf sind, was, wie ich sehe, der Fall ist, außerdem sind Sie in guten Händen. Ich wünsche Ihnen daher einen schönen Morgen. Nett, Sie wiedergesehen zu haben, Mr. Bowler.«
    Er drehte sich um und entfernte sich schnell, sein leichtes Humpeln wurde fast vollständig durch den Gebrauch seines falkenköpfigen Spazierstocks kaschiert.
    Miss Mac begleitete ihn nicht zur Tür, sondern setzte sich an den Tisch.
    »So, Mr. Hat, jetzt gibt es nur noch Sie und mich, wie man so

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