Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Welch langen Weg die Toten gehen

Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
Vom Netzwerk:
war.
    Er fasste in seine Tasche, zog eine Kassette heraus und warf sie Pascoe zu.
    »Jede Geschichte hat zwei Seiten, Peter. Hör dir das mal an, wenn du ein bisschen Zeit erübrigen kannst. Die du nicht hast. Dreiundzwanzig Stunden und achtundfünfzig Minuten, so viel hast du noch. Und jetzt mach dich vom Acker.«
    Pascoe betrachtete die Kassette in seiner Hand, als er den Raum verließ. Sie war nagelneu, also wahrscheinlich die Kopie einer … was? Zwei Seiten, hatte er gesagt, es musste also Kay Kafka sein, was es interessant, aber auch sehr gefährlich machen konnte. Seinem beruflichen Gewissen war es nicht schwer gefallen, die Maciver-Kassette in den Papierkorb seines Gedächtnisses zu werfen. Aber was, wenn dieses neue Band noch weitreichendere Verfehlungen gegen die Dienstvorschriften offenbarte … oder noch Schlimmeres …?
    Jedenfalls hatte er jetzt keine Zeit dafür. Wenn der Dicke einem ein Zeitlimit setzte, dann nahm man es ernst.
    Er schob sich die Kassette in die Jacketttasche und brüllte, während er durch den CID -Raum ging, Wields und Novellos Namen. Ein Pascoe-Brüllen war ein so außergewöhnliches Phänomen, dass die Leute sofort sprangen, doch bis der Sergeant und die DC in seinem Büro auftauchten, hing er bereits am Telefon und beorderte die Spurensicherung zum Moscow House mit dem Auftrag, das gesamte Gebäude einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen und alles, was sich aus dem Arbeitszimmer entfernen lasse, ins Labor zu schaffen.
    Nachdem er den Hörer aufgelegt hatte, machte er sie mit der neuen Situation vertraut.
    »Die ganze Sache ist vielleicht umsonst«, sagte er, »aber ich will, dass alles überprüft wird. Wir verpassen Maciver die volle Behandlung: Bank- und Telefonaufzeichnungen, Kreditwürdigkeit, Geschäftsbeziehungen, alles. Shirley, Sie kümmern sich darum. Wieldy, überprüf Gallipot, diesen Privatdetektiv aus Harrogate, finde heraus, worum es da ging. Und beauftrag jemanden, der sich heute Nacht mal mit den Mädels auf der Avenue unterhält, vielleicht ist denen ja was aufgefallen. Ach, Joker Jennison hat eine ganz bestimmte erwähnt – nennt sich Dolores –, die schien sehr am Moscow House interessiert gewesen zu sein. Ich hab ihm gesagt, er soll sie aufspüren. Frag ihn danach und verpass ihm einen Tritt in den Arsch, wenn er bislang nichts in der Richtung unternommen hat.«
    Novello, die aussah, als hätte sie sich freiwillig für den letzten Job gemeldet, zog beglückt ab.
    »Und, Wieldy«, sagte Pascoe, »ruf im Labor an. Sag ihnen, alles, was mit dem Moscow House zu tun hat, habe oberste Priorität. Sag ihnen, der Superintendent will, dass es gestern fertig ist, sonst kommt er selbst runter und sieht nach, was die Sache so aufhält.«
    »Gut«, sagte Wield. »Gibt’s auch irgendwas, was du machst, während Novello und ich uns für dich den Arsch aufreißen?«
    »Ich hab euch überfahren, was, Wieldy?«, sagte Pascoe. »Tut mir leid, aber der Dicke gibt mir vierundzwanzig Stunden, und ich befürchte, er sitzt mit der Stoppuhr da. Ich selbst fahre nach Cothersley, um mit der Witwe zu reden. Und diesmal interessiert es mich nicht, wie viele Kleriker oder Ärzte sich mir in den Weg stellen, ich werde sie niedertrampeln, wenn es sein muss!«
    Wield sah ihm mit einem wohlwollenden Lächeln hinterher.
    Pascoe war, wenn er durchging, auf seine Art ebenso eindrucksvoll wie der Dicke. Vielleicht nicht so hitzig beim Einreißen von Ziegelmauern, aber sicherlich besser dafür geeignet, durch die schmalen Spalten zu schlüpfen.
    Novello, wie er erfreut sah, sprach am Telefon bereits mit der Telefongesellschaft.
    »Nein«, sagte sie. »Es ist dringend. Ich dachte, Leute in Ihrer Branche hätten schon mal was von Computer und Fax gehört. Ja, danke. Irgendwann diesen Morgen, wenn es Ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen nicht allzu stören sollte.«
    Gute Manieren am Telefon!, dachte er sich.
    Er ging zu seinem eigenen Telefon und rief das Labor an. Die Erwähnung von Dalziels Namen brachte ihm eine schnippische Erwiderung ein, erst als er sich erbot, den Dicken höchstselbst ans Telefon zu holen, änderte sich der Ton. Dann, er war ein gründlicher Mensch, vergewisserte er sich nochmals, dass die Spurensicherung in puncto Eile und Gründlichkeit sich Pascoes dringenden Appell wirklich zu Herzen genommen hatte.
    Als Nächstes nahm er sich die Karte mit dem Namen Jake Gallipot vor und wählte die Nummer.
    Das Telefon klingelte fünfmal, bis jemand ranging.
    Gute

Weitere Kostenlose Bücher