Welch langen Weg die Toten gehen

Titel: Welch langen Weg die Toten gehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill

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Methode. Gib ihnen nie das Gefühl, dass du nichts zu tun hättest.
    »Gallipot«, erklang eine dunkle, warme Baritonstimme, mit der Fernsehverkäufer ihre Sachen anpriesen.
    »Jake«, sagte er. »Hier ist Edgar Wield. Mid-Yorkshire. Wir haben uns kennen gelernt, als Sie noch …«
    »Wieldy! Wie geht’s? Schön, von Ihnen zu hören, alter Junge. Ich hab grade über die guten alten Zeiten nachgedacht, und wie schade es ist, so viele alte Kumpel aus den Augen verloren zu haben, und dann klingelt das Telefon, und Sie sind’s! Bin ich Hellseher oder was?«
    Oder was, dachte Wield. Alte Kumpel? Darauf war er nie scharf gewesen. Er erinnerte sich an ihn als einen großen, markanten, attraktiven Mann mit einem gewinnenden Lächeln, mit dem er viele Versicherungen hätte verkaufen können, wenn er sich nicht für eine Karriere bei der Polizei entschieden hätte, die unweigerlich immer weiter nach oben führen sollte. Klatsch und Tratsch hatten eine Vielzahl von Erklärungen für das abrupte Ende dieser Karriere geliefert, von Betrügereien über die Frau des Chief Constable bis zu Erklärungsnöten, warum er einen ganzen Schrank voller Designerklamotten und einen Zweitwagen sein Eigen nennen konnte, der, wie der Aufkleber auf der Scheibe seines alten Ford Prefect vermuten ließ, tatsächlich ein Porsche war.
    »Ja, schön, mit Ihnen mal wieder zu reden«, sagte er. »Aber es geht leider ums Geschäft.«
    »Privat oder dienstlich, Wieldy?«
    »Dienstlich. Kein Grund zur Sorge. Ein Mann namens Maciver, Palinurus Maciver, hat sich vorletzte Nacht umgebracht. Wir haben Ihre Visitenkarte in seiner Brieftasche gefunden. Bin gerade dabei, die Sache abzuschließen, und als ich Ihren Namen sah, dachte ich mir, nett, ruf den alten Jake mal an, frag, wie’s so geht, kannst du zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen.«
    »Bin froh darum, Wieldy. Ich hab von Maciver gelesen. Eine tragische Sache.« Es folgte eine Pause. Dachte er über die Vergänglichkeit des Lebens nach? Oder …? »Irgendeine Vorstellung, warum er sich das angetan hat, Wieldy?«
    Gebraucht meinen Namen, als wären wir zwei alte Saufkumpane, dachte sich Wield.
    »Genau deshalb rufe ich an, Jake. Wir fragen uns, ob das, was Sie für ihn getan haben, ein wenig Licht auf seine geistige Verfassung wirft.«
    Wieder eine Pause. Da war noch jemand anwesend, mutmaßte Wield. Vielleicht nur seine Sekretärin. Aber warum war sie dann nicht ans Telefon gegangen?
    »Tut mir leid, Wieldy«, sagte Gallipot. »Hab gerade meine Verantwortung gegenüber der Polizei und die Verschwiegenheitspflicht gegenüber meinem Kunden gegeneinander abgewogen. Bin mir nicht sicher, was sich durch den Tod daran ändert.«
    »Kommt drauf an, wer gestorben ist, Sie oder er – hätte ich mir gedacht«, sagte Wield trocken.
    Gallipots ansteckendes Lachen dröhnte aus dem Hörer.
    »Immer den Nagel auf den Kopf, Wieldy«, sagte er. »Einen Moment. Ich hole die Akte.«
    Die Leitung wurde still, zu still. Er holt nicht die Akte, dachte Wield. Er sitzt noch am Schreibtisch und zählt bis zehn.
    In Gedanken zählte er mit, und genau bei zehn meldete sich Gallipot: »So, da bin ich wieder. Nein, glaub nicht, dass das viel helfen wird. Irgendwas, was ihm geschäftlich angeboten wurde. Er ist im Antiquitätenhandel, aber das wissen Sie ja wahrscheinlich. Er hielt das damals irgendwie für eine unsichere Sache, und ich sollte es nachprüfen. Ist schon einige Monate her.«
    »Und war es eine unsichere Sache?«
    »Konnte ich nicht feststellen. Ich lieferte meinen Bericht ab, er zahlte, das war’s. Meine Karte muss wohl in seiner Brieftasche liegen geblieben sein.«
    Nie und nimmer, dachte sich Wield. Sie sah ziemlich neu aus, nahezu unberührt.
    »Ja, wahrscheinlich. Jedenfalls, danke, Jake. Ach, übrigens, wie kam Maciver auf Ihre Detektei? Über die Gelben Seiten, oder?«
    Wield sagte es so beiläufig, dass ein alter CID -Hase wie Gallipot sofort Bescheid wissen müsste. Es gehörte zu den gängigen Befragungsmethoden, am Ende des Gesprächs, wenn der andere sich bereits entspannte, eine scheinbar unwichtige Frage fallen zu lassen, eine Frage, auf die der Fragesteller bereits die Antwort kannte. Hier allerdings kannte Wield weder die Antwort, noch hatte er die geringste Ahnung, ob die Frage wichtig war. Aber er war neugierig, warum Maciver sich für einen Privatdetektiv aus Harrogate entschieden hatte und nicht für einen, der etwas näher wohnte.
    Wieder eine Pause, in der Gallipot das Risiko, unnötige