Wellentänze: Roman (German Edition)
würde einen wunderbaren Ehemann abgeben. Ich habe gehört, er kann sogar kochen und alles andere.«
»Er mag ja einen wunderbaren Ehemann abgeben, aber nicht für mich. Wir sind noch nie miteinander ausgekommen, wenn wir also um des Babys willen heiraten würden, würden wir uns am Ende doch wieder scheiden lassen. Besser, das Kind gewöhnt sich gleich von Geburt an an den Gedanken, keinen Vater zu haben.«
»Komm schon, Suze!«, sagte Wayne ungeduldig. »Das Taxi wartet!«
Zu guter Letzt quetschte Suzy sich zusammen mit Mel und Wayne auf die Rückbank. Julia saß, in Anerkennung ihres Zustandes, auf dem Beifahrersitz. Sie waren auf dem Weg zum Haus einer ihrer Bridge-Damen, die ganz in der Nähe wohnte. Wayne hatte besagte Dame mithilfe seines beträchtlichen Charmes dazu überredet, sie einzuladen, damit sie sich das Video ansehen konnten. Sie hatten sich wie die Wahnsinnigen in die Samstagsarbeiten gestürzt, um Zeit herauszuschinden.
Schließlich marschierten sie im Gänsemarsch in das winzige, vollkommene Cottage der Dame und nahmen unbeholfen auf antiken Möbeln Platz. Aber da die Hausherrin selbst gerade eine Woche fort gewesen war, stand ihr der Sinn nicht nach Förmlichkeit.
»Ich hole meine Hunde aus dem Tierheim«, erklärte sie. »Fühlen Sie sich einfach wie zu Hause.«
»Das dürfen wir auf keinen Fall«, sagte Julia nach einem Blick auf die zierlichen Beine des Tisches, auf dem der Fernseher und der Videoapparat standen. »Wenn du dich auf deinem Stuhl zurücklehnst, Wayne, geht er womöglich in die Brüche.«
»Keine Sorge, ich will mir lediglich das Band ansehen«, versicherte er und griff nach der Fernsteuerung, um es an den Anfang zurückzuspulen.
Suzy, Julia und Mel waren genau in der Stimmung, über alles und jedes zu kichern. Wayne nahm die Aufnahme dagegen sehr ernst und kommentierte einige Stellen, an denen seiner Meinung nach seine Kamera-Einstellungen nicht zu den gewünschten Ergebnissen geführt hatten oder wo sein Freund das Band anders hätte bearbeiten sollen.
Fergus kam, wie Julia schweigend zugeben musste, sehr gut zur Geltung. Groß, sonnenverbrannt und muskulös, war er der Schwarm jeder älteren Frau. Aber es entsetzte sie, wie abgehetzt und rotgesichtig sie auf dem Film wirkte. »Ich sehe schrecklich aus!«
»Tja, wenn ihr nur zu dritt wart und euch mit diesen grässlichen Passagieren herumschlagen musstet, überrascht es mich nicht, dass du ein bisschen mitgenommen aussiehst«, sagte Mel freundlich. »Aber der Hund ist süß. Wem gehörte er?«
»Dem großen Mann mit der lauten Stimme. Er ist der Sohn dieser Frau, die so aussieht, als hätte sie eine Zitrone im Hintern stecken«, erklärte Wayne. »Ich habe meistens versucht, an ihr vorbeizufilmen, aber obwohl sie pausenlos gejammert hat, dass ihr Privatleben gestört würde, hat sie ihre Nase überall hineingesteckt.«
»Die Kanäle sehen himmlisch aus«, schwärmte Suzy, die ihre eigene Gestalt in Shorts und Top mit größter Gelassenheit betrachten konnte. »Und das Essen auch. Kein Wunder, dass es den Amerikanern gefallen hat.«
»Es muss harte Arbeit gewesen sein, wenn nur ihr drei alles erledigen musstet«, wiederholte Mel, noch immer ungläubig. »Wer hat die ganze Kocherei besorgt?«
»Julia«, antwortete Suzy.
Mel stieß einen leisen Pfiff aus. »Und das, obwohl du schwanger warst!«
»Ich nehme an, dass ich zu diesem Zeitpunkt schwanger war, aber ich wusste es noch nicht.«
»Trotzdem, überleg doch nur, wie deine Hormone verrückt gespielt und dich in den Wahnsinn getrieben haben müssen«, fuhr Mel fort.
»Nur zur allgemeinen Information, es macht mir nichts aus, schwanger zu sein«, erklärte Julia entschieden, wenn auch nicht ganz wahrheitsgemäß, »aber ich habe keine große Lust, darüber zu reden.«
»Und ich möchte mir jetzt dieses Video ansehen«, brummte Wayne. »Das könnte der Anfang meiner Karriere sein!«
Ob das Video nun den Anfang von Waynes Karriere darstellte oder nicht, es war gewiss der Grund für eine Lawine von Buchungen aus Amerika für das nächste Jahr. Noch vor Ende der Saison waren sie für das Folgejahr fast zur Hälfte ausgebucht. Ralph hatte außerdem eine Kopie der Aufnahme an die Fernsehsender geschickt, die über Reisemöglichkeiten berichteten. Das bedeutete, so erzählte ihnen Ralph mit kindlicher Begeisterung, dass jemand vom Fernsehen kommen und eine Sendung über die Boote machen würde. Und das, fuhr er fort, war fast eine Erfolgsgarantie.
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