Wellentänze: Roman (German Edition)
Schulmädchen. Ganz sicher würde dieses Manöver die Welt von seiner Mutter befreien, die einen Schlaganfall bekommen und das Zeitliche segnen würde, falls sie je von der Sache Wind bekommen sollte. Auch der Gedanke an die Reaktion ihres Bruders hatte seine komische Seite. Er würde so grenzenlos entrüstet sein, dass er seinen Kindern den Umgang mit ihr verbot, damit sie sie nicht mit ihrer zügellosen Unmoral infizieren konnte. Wie seine Frau reagieren würde, vermochte Julia nicht vorherzusagen, dazu hatte sie sie nie gut genug kennen gelernt.
Ihre Schwester würde hingegen sehr hilfsbereit sein, wenn sie sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hatte, dass ihre vernünftige ältere Schwester dumm genug gewesen war, sich ungeschützt mit einem Mann einzulassen. Sie würde ihr Babysachen und Ratschläge zukommen lassen und ihr auf jeden Fall zur Seite stehen, ganz gleich, wie ihre Mutter reagierte.
Die einzige Person, deren Gefühle sie nicht einmal zu erahnen versuchte, war Fergus, denn sie hatte nicht die Absicht, es ihm zu erzählen. Sie konnte zwar nicht direkt behaupten, dass es ihn nichts angehe, aber tatsächlich hatte es nur sehr wenig mit ihm zu tun. Es war reiner Zufall, dass sie bei dieser einen Begegnung schwanger geworden war. Sie führten keine Beziehung. Aber was sie wirklich davon abhielt, es ihm zu erzählen, war die Angst, dass er eine Abtreibung vorschlagen könnte. Allein der Gedanke, dass dies vielleicht die beste Lösung sein könnte, war niederschmetternd.
Andererseits würde Fergus, durfte man ihrer Mutter Glauben schenken, vielleicht begeistert sein. Wenn seine Exfrau umsichtig genug gewesen war, nicht schwanger zu werden, damit sie ihre Karriere vorantreiben konnte, könnte Fergus überglücklich sein, dass er Julia überrumpelt hatte. Ihre Gedanken wanderten zurück zu jenem goldenen Nachmittag. Nein, sie konnte Fergus nicht die Schuld an dieser Entwicklung geben. Er hatte versucht, vernünftig zu sein. Es war einzig und allein ihre Sache.
Als Ralph, Joan und ihr Vater endlich abgereist waren, richtete Suzy ihre Aufmerksamkeit wieder auf Julia. »Hast du es Mel erzählt?« Julia nickte. »Hättest du etwas dagegen, wenn ich auch Wayne einweihe? Nur damit er weiß, dass du keine schweren Arbeiten mehr verrichten darfst. Es wäre einfacher, wenn er Bescheid wüsste.« Suzy legte einen Arm um sie und zog sie an sich, und Julia überraschte sich selbst, indem sie in Tränen ausbrach.
Wayne lächelte sein träges Lächeln, das ihr zu ihrer Fruchtbarkeit zu gratulieren schien. Trotz seiner Pläne hinsichtlich einer Karriere beim Film wurde Julia das Gefühl nicht los, dass Wayne dazu geboren war, sich mit Bauernmädchen im Heu zu wälzen und, wenn er sie schwängerte, in dem Gedanken zu schwelgen, der Vater einer Schar rundlicher, zufriedener Babys zu sein.
»Wir müssen dir so bald wie möglich einen Test besorgen«, meinte Suzy. »Aber ich muss zugeben, wenn er negativ ausfiele, wäre ich wahrscheinlich inzwischen richtig enttäuscht. Obwohl ich mir dann wegen der Mannschaft für nächstes Jahr keine Sorgen mehr machen müsste.«
Als Julia dann jedoch endlich Zeit fand, einen Test zu machen, war das Ergebnis positiv, und trotz der Schuldgefühle und der Zwiespältigkeit, die sie immer noch empfand, flößte ihr das Wissen, wirklich schwanger zu sein, eine gewisse Ehrfurcht ein. Sie, Suzy und Mel ersannen wilde Pläne, die es Julia und dem Baby ermöglichten, ein Leben in Luxus zu führen.
»Du könntest dir einen Millionär suchen, der noch keinen Erben hat, und ihn heiraten«, schlug Suzy vor. »Dann würde er sterben und dir sein ganzes Vermögen hinterlassen, während die enterbten Kinder aus seinen ersten fünf Ehen dich aus der Ferne hassen und versuchen, dich vor Gericht zu zerren.«
»Nein danke, ich mag keine glatzköpfigen Männer«, wehrte Julia ab.
»Du könntest deine Geschichte an die Regenbogenpresse verkaufen und von den Profiten leben«, überlegte Mel. »Geschwängert von einem Marsmenschen.«
»Die würden ihr Geld zurückverlangen, wenn das Baby nicht mit zwei Köpfen auf die Welt käme. Nein, ich glaube, ich werde mir schlicht und einfach einen Job suchen, den ich von zu Hause aus machen kann. Eine Catering-Firma oder so etwas.«
Suzy war plötzlich Feuer und Flamme. »Du könntest für uns kochen. Ich werde mir für nächstes Jahr eine Tiefkühltruhe kaufen, und wenn sie voll von deinen wunderbaren Gerichten wäre, würde es uns das Leben viel leichter
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