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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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konnte sehr leicht angekratzt werden. »Nun, ich werde ihr nichts erzählen, bevor ich nicht sicher weiß, dass ich schwanger bin«, entschied sie, obwohl sie im Grunde ihres Herzens bereits Bescheid wusste.
    »Nein, natürlich nicht«, pflichtete Suzy ihr bei. »Du würdest sie möglicherweise vollkommen unnötig aufregen.«
    Julia fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. »Wem mache ich hier eigentlich etwas vor? Welche anderen Gründe könnte es dafür geben, dass ich dreimal hintereinander meine Periode nicht bekommen habe? Und ich habe tatsächlich ohne Schutz mit einem Mann geschlafen.«
    »Nur ein einziges Mal?«
    »Natürlich nur ein einziges Mal!«
    »Schon gut, schon gut. Es ist einfach ein scheußliches Pech, nach einem einzigen Mal schwanger zu werden, mehr wollte ich damit nicht sagen.«
    Julia hatte augenblicklich das Bedürfnis, sich zu verteidigen. »Ist es wirklich Pech? Oder Glück?«
    Suzy unterdrückte ein Gähnen, denn sie spürte, dass Julias Gefühle in diesem Punkt mehr als verworren waren. »Möchtest du darüber reden?«
    »Nein, wir sind beide vollkommen fertig. Lass uns zu Bett gehen und morgen früh darüber nachdenken.«
    »Bist du dir sicher? Wenn du reden möchtest, möchte ich dich nicht ausgerechnet jetzt allein lassen.«
    Julia konnte es kaum mehr erwarten, allein gelassen zu werden. Schließlich hatte sie etwas mehr Zeit gehabt als Suzy, sich an den Gedanken zu gewöhnen, und jetzt wollte sie nur noch eins, nämlich schlafen. »Nein, wirklich, es ist schon in Ordnung. Lass uns einfach zu Bett gehen. Ich bin so müde, dass ich kaum noch stehen kann.«
    Endlich gelang es Julia, Suzy davon zu überzeugen, dass sie sie nicht schmählich im Stich ließ, wenn sie zu Bett ging. Julia hatte so die Chance, das Gleiche zu tun. Morgen würde sie anfangen, Pläne für ihre Zukunft zu schmieden, aber jetzt brauchte sie erst einmal ein paar Stunden Schlaf.
    Mel, die mitbekommen hatte, wie spät Julia ins Bett gekommen war, stand am nächsten Morgen tatsächlich früh auf, um das Frühstück zu richten, aber Julia war kurz darauf ebenfalls auf den Beinen und half ihr.
    »Ich kann es dir genauso gut auch erzählen«, meinte Julia, während sie Seite an Seite Pampelmusen aufschnitten, »da ich mit Suzy bereits darüber gesprochen habe. Ich glaube, dass ich schwanger bin. Aber es ist alles in Ordnung ...« Julia legte der anderen Frau besänftigend eine Hand auf den Arm. »Ich brauche keine Ratschläge.« Sie konnte unmöglich eine weitere Frage- und Antwortstunde ertragen, an deren Ende sie Mel womöglich beichtete, dass ihr ehemaliger Dozent dafür verantwortlich war. Stattdessen lächelte sie strahlend. »Im Grunde finde ich es ganz wunderbar.«
    Mel schluckte und versuchte, genau wie Suzy, herauszufinden, ob Glückwünsche oder Beileidsbekundungen angebracht waren. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Schon gut. Mach einfach weiter wie gewöhnlich. Wirklich, mir geht es blendend.« Genau in dem Augenblick rumorte es in ihren Gedärmen und Übelkeit stieg in ihr auf. Sie schlug sich eine Hand auf den Mund und stürzte aus dem Boot, um frische Luft zu schnappen. »Na schön, vielleicht geht es mir doch nicht so blendend«, sagte sie zu dem schönen Sommertag, der sie begrüßte.
    Zum Glück hatte Suzy so viel damit zu tun, ihrem Vater und Ralph zu beweisen, wie gut sie sich als Managerin der Hotelboote machte, dass ihr keine Zeit blieb, mit Julia über deren Schwangerschaft zu reden. Was der wiederum Zeit gab, über ihre eigenen Gefühle nachzudenken, die zwischen einer Art erschrockener Erregung auf der einen Seite und tiefer Verzweiflung auf der anderen hin- und herpendelten.
    Wären da nicht die Schuldgefühle gewesen, die bisweilen einfach überwältigend waren, hätte die Erregung eine gewisse Chance gehabt. Der Gedanke an ein winziges, wachsendes Leben in ihr war berauschend, wurde aber immer wieder von dem Entsetzen über ihre eigene Verantwortungslosigkeit und dem Gedanken an die Reaktion von Freunden und Familie überflutet. Wie konnte sie auch nur im Traum daran denken, ein Kind zur Welt zu bringen, wohl wissend, dass es niemals einen Vater und damit keine Chance auf ein normales Familienleben haben würde?
    Aber manchmal traten ihre Schuldgefühle hinter einer Art rauschhafter Hysterie zurück, während sie über ihre Alternativen nachdachte. Sollte sie Oscar bitten, das Kind eines anderen Mannes anzuerkennen? Bei dem Gedanken an sein Gesicht musste sie kichern wie ein

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