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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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stolperten über die Brücke und kamen gerade in dem Augenblick auf dem Bahnsteig an, als der Zug einfuhr. Irgendwie schafften sie es, sich hineinzuzwängen, bevor er wieder abfuhr, und während Julia die Taschen im Gepäckabteil verstaute, suchte Suzy Sitzplätze. Ihre Suche förderte außerdem einen jungen Studenten zutage, mit dem sie flirtete und der sich, wie es Julia durch den Kopf ging, als nützlich erweisen würde, wenn sie aussteigen mussten.
    Onkel Ralph war auf dem Bahnsteig, um sie abzuholen. Er öffnete die Tür und nahm die Taschen in Empfang, die Julia und der Student ihm anreichten.
    »Ich bin Ihnen ja so dankbar für Ihre Hilfe«, sagte Suzy zu dem jungen Mann, als sie sich an ihm vorbeiquetschte. »Ohne Sie hätten wir das einfach nicht geschafft. Wie heißen Sie noch gleich?« Sie küsste ihn auf die Wange und wandte dann ihre Aufmerksamkeit ihrem Onkel Ralph zu.
    Dieser war ein gut aussehender Mann von Anfang siebzig, mittelgroß und ziemlich kräftig gebaut, mit einer Unmenge dichten grauen Haars und einem breiten Lächeln. Er trug Cordhosen und ein verblichenes Polohemd. Als Suzy im Kielwasser ihres Gepäcks aus dem Zug stieg, nahm er sie herzlich in die Arme.
    »Hallo, Mädchen! Was willst du mit all diesem Trödel? Auf dem Boot kannst du nicht mal halb so viel unterbringen. Was ist das bloß alles?«
    Julia stieg hinter Suzy aus dem Zug und wartete darauf, dass Ralph sich aus Suzys Umklammerung befreite. Als er schließlich so weit war, schüttelte er ihr die Hand und grinste. »Sie sind also das Mädchen, das verrückt genug ist, um für meine wirrköpfige Nichte zu arbeiten? Nun, freut mich, dass Sie mitmachen. Suzy kann ihren Hintern nicht von ihrem Ellbogen unterscheiden.«
    »Onkel Ralph!«
    Julia konnte nicht sagen, ob Suzys Empörung der Bemerkung ihres Onkel galt oder seiner Wortwahl.
    »Aber sie ist gutwillig, und sie hat Mumm, also müsste sie eigentlich klarkommen. Kommen Sie, ich stelle Ihnen Jason vor. Suzy und er sind alte Freunde.«
    Jason kam vom hinteren Teil des Bahnhofs auf sie zu. Er trug einen ölverschmierten Overall und stellte eine mürrische Miene zur Schau.
    »Hallo, Jason«, grüßte Suzy. »Schön, dich wiederzusehen.« In Suzys Lächeln brannten volle tausend Watt Charme, und als Zugabe ließ sie ihre niedlichen Grübchen sehen.
    Jason nickte Suzy nur flüchtig zu, und Julia fragte sich, ob er wohl schüchtern war.
    »Und das ist Julia«, erklärte Onkel Ralph, die Hand auf ihre Schulter gelegt. »Wie ich höre, ist sie eine erstklassige Köchin.«
    Jasons Gesichtsausdruck legte die Vermutung nahe, dass er sich ausschließlich von Motoröl ernährte. Erstklassige Köchinnen waren ihm schnuppe.
    »Hallo!« Julia legte in ihr Lächeln so viel Aufrichtigkeit und Kameradschaftlichkeit, wie sie nur zustande bringen konnte, rief damit aber keinerlei Reaktion hervor. Jason war nicht schüchtern, beschloss sie, sondern schlicht und einfach unhöflich. Er betrachtete ihr Gepäck mit abgrundtiefer Verachtung und schulterte die Riesentasche.
    »Na, dann mal los«, bemerkte Ralph. »Schaffen wir das ganze Zeug in Ralphs Auto.«
    Keine der beiden Frauen sagte etwas, während sie sich zusammen auf den Rücksitz des uralten Volvo quetschten, umringt von ihrer jeweiligen Habe. Suzy ist wahrscheinlich nervös, weil sie Jason Befehle wird geben müssen, dachte Julia. Und sie hat mehr zu verlieren als ich. Ich habe nur Angst, dass Jason mir vielleicht die Hand abbeißt, wenn ich versuche, ihm etwas zu essen zu geben.
    Jason sprang aus dem Wagen, kaum dass Ralph in den Bootshafen eingebogen war, und öffnete gleich den Kofferraum. Er hob Suzys Reisetasche heraus und verschwand.
    »Er ist im Grunde ein herzensguter Kerl«, versicherte Ralph, als müsste er sich selbst davon überzeugen. »Aber er ist es nicht gewöhnt, Frauen als Menschen zu betrachten.«
    Nun, da bin ich wenigstens auf bekanntem Terrain, dachte Julia.
    »Und er weiß einfach alles, was man über Boote wissen kann und wie man sie bedient«, fuhr Ralph fort. »Kommen Sie allein zurecht, Julia?«
    Julia nickte und sah sich um, fasziniert von der Vielzahl von Booten, die überall aufgebockt standen. Es waren Schiffe aller Art, angefangen von Kajütkreuzern mit abblätternder Farbe und moosbewachsenem Rumpf, von zerrissenen Planen bedeckt, bis hin zu fein gearbeiteten Flussbooten mit Klinkerbeplankung, die in ihrem erstklassigen Zustand jedem Museum Ehre gemacht hätten. Sie alle wirkten außerhalb des Wassers

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