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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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riesig.
    »Unser Butty – das hintere Boot, das ohne eigenen Antrieb, auf dem die Passagiere schlafen – liegt im Trockendock. Es heißt Thisbe«, erklärte Ralph. »Die Thisbe sollte eigentlich morgen wieder zu Wasser gelassen werden, aber wir müssen sie zuerst noch einmal schwarz überlackieren.«
    »Benutzt du den Pluralis majestatis«, erkundigte sich Suzy, »oder schließt das ›wir‹ uns beide mit ein?«
    »Letzteres. Genau genommen seid ihr dabei auf euch allein gestellt.« Ralph grinste. »Um eine Vorstellung von der Größe eines über zwanzig Meter langen Bootes zu gewinnen, gibt es nichts Besseres, als den Rumpf zu streichen«, fügte er an Julia gewandt hinzu.
    »Davon bin ich überzeugt«, murmelte sie.
    »Kommen Sie mit auf das Motorschiff. Das ist die Pyramus, sie liegt unten am Treidelpfad. Habt ihr zwei im Zug etwas zu Mittag gegessen? Nein? Nun, dann beeilen wir uns, damit wir im Pub noch etwas bekommen. Sie können sich das motorisierte Boot später ansehen.«
    Das »General Custer« war die Art Pub, die von den Angestellten der Firmen vor Ort lebte. Viele von ihnen aßen dort zu Mittag. Ralph suchte ihnen einen Tisch unter lauter anderen Gästen, die ihn bestens zu kennen schienen. Suzy und Julia zogen unverhohlen neugierige, in Suzys Fall sogar offen begehrliche Blicke auf sich. Jason hatte sie nicht begleitet, weil der Wirt, wie Ralph ihnen erklärte, kürzlich Overalls in seinem Lokal verboten hatte.
    »Das sind meine Nichte Suzy und ihre Freundin Julia«, stellte Ralph sie der Gruppe von Männern vor, die wahrscheinlich alle irgendetwas mit der Werft zu tun hatten. »Was wollt ihr beiden Mädels denn trinken?«
    Julia, der sich die Nackenhaare aufgestellt hatten, wenn Peter Strange sie »Mädchen« genannt hatte, stellte zu ihrer Überraschung fest, dass sie nichts dagegen hatte, mit Suzy in einen Topf geworfen zu werden. Oscar hatte ihr immer das Gefühl gegeben, eine Dame – eine Dame in reiferen Jahren – zu sein.
    »Oh, ich hätte gern einen Campari Soda, Ralph.«
    Ralph musterte seine Nichte. »Du kannst auf den Kanälen nicht Campari trinken«, versetzte er. »Such dir etwas Anständiges aus.«
    Suzy schnitt eine Grimasse. »Dann nehme ich ein Lager-Bier. Ich kann wohl keine Zitrone dazu bestellen?«
    »Nein. Julia?«
    »Ich wollte eigentlich einen trockenen Martini mit einem Spritzer Zitrone bestellen, aber ich gebe mich auch mit einem Lager zufrieden.«
    Ralph grinste, dankbar dafür, dass seine Nichte den Grips gehabt hatte, jemanden mit Humor einzustellen.
    »Also, Sie übernehmen Ralphs Hotelboote«, sagte ein kleiner Mann mit gewaltigem Bart zu Suzy. »Sie müssen verrückt sein. Da werden Sie nie Geld rausholen. Ich heiße übrigens Ted.«
    »Und ich bin Donald«, meinte ein anderer der Männer, der einen schottischen Akzent hatte und einen Pullover trug, der fünfzehn Zentimeter unter seiner Bomberjacke hervorlugte. »Wie wird Ihnen die Zusammenarbeit mit Jason gefallen?«
    »Jason kann sehr gut mit den Booten umgehen.« Suzy warf einen raschen Blick auf ihren Onkel, der immer noch an der Theke stand.
    »Oh, stimmt«, pflichtete Donald ihr bei. »Da ist er der Beste. Lassen Sie ihn nur nicht in die Nähe der Fahrgäste.«
    »So schlimm habe ich ihn gar nicht in Erinnerung. Außerdem arbeitet er jetzt seit zwei Jahren für Ralph, also muss er wohl irgendwie mit den Gästen klarkommen.« Suzy machte ein ängstliches Gesicht.
    »Oh, stimmt, aber bisher hatte er auch seine Freundin bei sich, nicht wahr? Sie hat ihn bei Laune gehalten. Aber gegen Ende der letzten Saison ist sie mit einem Schleusenwärter auf und davon. Vorher hat Jason nur die meisten Menschen gehasst, jetzt hasst er alle.«
    »So, da wären wir.« Ralph setzte ein ramponiertes Tablett auf den Tisch, und Donald und Ted nahmen sich ihre Gläser. »Die Sandwiches sind unterwegs. Ich hoffe, ihr habt meinen kleinen Mädchen keine Angst gemacht«, wandte er sich an Donald und Ted.
    »O nein«, antwortete Ted. »Wir haben ihr nur gerade von Jasons Enttäuschung in der Liebe erzählt.«
    »Nun, er wird schon drüber hinwegkommen. Und wenn Sie etwas über Boote lernen wollen, Julia, können Sie keinen besseren Lehrer finden als Jason«, sagte Ralph überzeugt. Im nächsten Augenblick kam eine Kellnerin mit einem schwankenden Stapel Sandwiches und sauren Gurken an den Tisch. »Langt zu, Mädchen. Und wenn ihr gegessen habt, zeige ich euch, was ihr tun müsst. Ins Trockendock geht man besser nicht mit leerem Magen.« Er

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