Wellentänze: Roman (German Edition)
geradeaus und wartete darauf, dass sie ausstieg.
Zu spät erinnerte sie sich daran, wie viel er bisher für sie getan hatte. »Nicht dass ich dir nicht äußerst dankbar für all die Stunden wäre, die du mir bereits gegeben hast, aber ich kann deine Gutmütigkeit unmöglich länger ausnutzen.«
»Ganz wie du willst. Und wenn du jetzt bitte aussteigen würdest? Ich möchte nach Hause. Ich habe nämlich noch ein eigenes Leben, neben deinem.«
Sie stieg unbeholfen aus dem Wagen. »Es tut mir wirklich Leid, dass ich schon so viel von deiner Zeit in Anspruch genommen habe, Fergus«, meinte sie, als sie endlich auf dem Gehsteig stand. »Bitte, sei versichert, dass es nicht wieder vorkommen wird!« Sie schlug die Tür zu und stolzierte davon.
Dieser verdammte Fergus! Schließlich hatte er ihr seine Hilfe freiwillig angeboten. Sie hatte ihn nicht darum gebeten. Und jetzt rieb er ihr all das unter die Nase! Nun, sie würde auch ohne seine Hilfe Auto fahren lernen. Genauso wie sie das Baby ohne ihn bekommen würde. Julia ging nach oben ins Badezimmer, ließ sich ein Bad ein, gab eine großzügige Portion Badeöl in die Wanne und versuchte nicht daran zu denken, dass sie in weniger als einem Monat Auto fahren können musste. Das ohne Fergus zu bewerkstelligen, würde in der Tat schwierig werden. Schwierig, aber nicht unmöglich, sagte sie sich, während sie sich die Kleider vom Leib riss. »Brauchen wir ihn, Baby? Nein, tun wir nicht!«
Das Baby bekundete mit einem heftigen Strampeln seine Zustimmung. »So ist es brav«, lobte Julia. »Du bist auf Mummys Seite.«
Dann entzündete sie eine trostspendende Vielzahl von Duftkerzen und dachte über einen Namen für ihr Kind nach.
Kapitel 23
Z ehn Minuten vor ihrer ersten Fahrstunde bekam Julia einen Anruf von ihrem Bruder Rupert. Sie war Dutzende von Anzeigen in den Gelben Seiten durchgegangen und hatte schließlich einen Lehrer gefunden, der bereit war, ihr Unterricht zu geben. Aber wenn ihr noch einmal jemand sagte: »Sie brauchen eine Fahrstunde für jedes ihrer Lebensjahre«, würde sie einen Schreikrampf bekommen. So viele Stunden konnte sie sich nicht leisten.
»Oh, Rupert, ich habe keine Zeit, um mit dir zu schwatzen, ich muss zur Fahrstunde.«
»Ach ja? Oh. Nun, ich schwatze nie. Wir müssen etwas wegen dieser Sache mit Strange’s bereden.«
»Ah ... Haben Sie an der Stelle gesucht, die ich erwähnt habe?«
»Ja, und sie haben die Papiere gefunden. Was sie nun gern wüssten, ist, woher du wusstest, dass die Papiere dort sein würden. Und ich muss zugeben, ich finde, das ist eine faire Frage.«
Natürlich war sie fair. Nur schade, dass Julia sie unmöglich beantworten konnte. »Oh, hm, freut mich, dass sie alles gefunden haben. Aber ich wusste nicht, dass die Papiere dort waren. Ich hielt es nur für möglich. Darren hat schon einmal etwas verloren, das sich später in seinem Aktenschrank wiedergefunden hat.«
»Nun, anscheinend haben die Mädchen im Büro dort schon früher nachgesehen. Ihnen – und mir – kommt die Sache höchst verdächtig vor.«
»Rupert?« Julia ließ eisige Ungläubigkeit in ihrer Stimme mitschwingen. »Willst du etwa damit andeuten, dass ich die Papiere irgendwie in Darrens Aktenschrank geschmuggelt habe? Dass ich sie die ganze Zeit in meinem Besitz hatte und es irgendwie geschafft habe, sie zurückzulegen? Wenn ja, würde ich schrecklich gern hören, wie ich das angestellt haben sollte. Wahrscheinlich bin ich mitten in der Nacht dort eingebrochen. Habe die Alarmanlage ausgeschaltet, mir Kopien von sämtlichen Schlüsseln besorgt und die Papiere einfach ›zurückgelegt‹. Ich frage dich das nur sehr ungern, Rupert, alter Knabe, aber worauf willst du hinaus?«
»Ich hab doch nur gefragt, Ju.«
Julia legte den Hörer triumphierend auf die Gabel. Bisweilen war es doch sehr nützlich, eine äußerst sarkastische Schuldirektorin gehabt zu haben. Sie freute sich so darüber, dass sie mit ihrem heimtückischen Verbrechen durchgekommen war und den vollkommen zutreffenden Verdacht ihres Bruders zerstreut hatte, dass sie ganz vergaß, Angst vor ihrer Fahrstunde zu haben.
»Sie fahren recht ordentlich, wissen Sie das?«
Julia schaltete die Zündung aus und wartete auf den Zusatz: »Für eine Frau, noch dazu eine schwangere«, aber der Mann neben ihr sagte nichts derartiges.
»Wer auch immer Ihnen bisher Fahrstunden gegeben hat, hat seine Sache nicht schlecht gemacht.« Mike lächelte sie an.
Er war, wie Julia schließlich
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