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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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Schönwetterfreundin? Würdest du deine beste Freundin im Stich lassen, wenn ein Junge im Spiel wäre? Man konnte bei diesem Tests immer erkennen, welche Antworten einem die besten Ergebnisse einbringen würden.
    »Alles gut gelaufen?«, fragte Mike, als Julia herauskam. Sie nickte. »Gut, ich dachte, wir fahren heute mal nach Swindon.«
    »Swindon? Ist das besonders schwierig?«
    »Nein. Ich muss da bloß etwas besorgen.«
    »Das heißt, ich fahre Sie also nur zum Einkaufen?«
    »Genau. Trödeln Sie nicht.«
    Julia war vor ihrer Prüfung nicht einmal übermäßig nervös. Natürlich würde sie schrecklich enttäuscht sein, wenn sie durchfiel, aber im Grunde rechnete sie damit. Und das Wissen, dass sie einen Wagen mit doppelter Bedienung fahren würde, sodass sie wahrscheinlich niemanden töten und auch selbst nicht getötet werden würde, half ihr. Sie kannte die Prüfungsstrecke genauso gut, wie sie die Strecke von ihrem Haus zur Pyramus in Oxford kannte. Ihre Gedanken wanderten noch einmal zu dem Boot, das bei ihrem letzten Besuch schon dort gelegen hatte.
    »Also, wann wird das Baby erwartet?«, fragte ihr Prüfer mit einem unsicheren Blick auf ihren gewölbten Bauch. Er war ein freundlicher Mann in mittleren Jahren. »Ich habe selbst vier Kindes zu Hause.«
    »Nicht vor Anfang Februar, also machen Sie sich keine Sorgen. Es wird nicht schon heute kommen.«
    »Trotzdem, ich finde, wir sollten auf die Notbremsung bei hoher Geschwindigkeit verzichten. Wenn Sie dann so weit sind, fahren Sie einfach los ...«
    Julia beendete ihre Serie von Telefonaten, und das Ohr tat ihr weh von all den Glückwünschen zu ihrer bestandenen Prüfung, die alle möglichen Leute durch den Hörer geschickt hatten. Aber der eine Mensch, dem sie es wirklich erzählen wollte und der es mehr als irgendjemand sonst verdiente, die gute Nachricht zu hören, war Fergus. Der gute Start, den sie ihm verdankte, hatte es ihr überhaupt erst ermöglicht, die Prüfung so schnell abzulegen. Also, warum konnte sie sich nicht wie ein erwachsener Mensch benehmen und sich bei ihm bedanken?
    Nun, das konnte sie durchaus. Sie konnte ihn nur nicht anrufen und es ihm erzählen. Julia wollte nicht mit ihm reden, und sie wollte auch keine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen. Sie entschied sich für eine Postkarte. Es war ein Glücksfall, dass sie vor einigen Jahren einen Stapel Weihnachtskarten gekauft hatte, die noch nicht aufgebraucht waren. Die Karten trugen geschmackvolle Bilder von Tierbabys in entzückenden Posen, und sie hatte wirklich viele davon, was sich als sehr günstig erwies. Denn jedes Mal, wenn sie zu schreiben begann, machte sie irgendeinen Fehler und musste das Wort durchstreichen und von neuem anfangen. Als nur noch zwei Karten übrig waren, kam Julia endlich dahinter, dass sie das, was sie zu sagen hatte, auf ein Stück Papier vorschreiben sollte. Dann würde sie es in ihrer schönsten Handschrift auf die Postkarte schreiben, die ein Kätzchen mit Schleife um den Hals zeigte, das aus einem Korb blauer Rosen hervorlugte. Schließlich brachte sie folgenden Text zustande:
    Lieber Fergus, ich schreibe dir nur, um dir mitzuteilen, dass ich meine Fahrprüfung bestanden habe und dir für all deine Hilfe in dieser Angelegenheit danken möchte.
    Der Text war nicht ideal, und beim Anblick des Kätzchens würde Fergus wahrscheinlich übel werden, aber die Karte genügte. Hätte sie es sich selbst eingestehen können, hätte sie geschrieben, dass sie ihn vermisste und ihm gern ein schönes Essen gekocht hätte, als Dankeschön für all die Zeit und Mühe, die er für sie aufgewandt hatte. Es war das Mindeste, das sie ihm schuldete. Schließlich beschloss sie, ihn zu einem Essen auf dem Boot einzuladen, wenn sie sich dort etwas eingelebt hatte.
    »So, bitte schön, junge Frau. Ein Lieferwagen, ordnungsgemäß abgeliefert.«
    Es war ein pechschwarzer Abend, und es regnete, und der Mann, der ihr nun die Schlüssel vor die Nase hielt, trug eine Motorradausrüstung aus schwarzem Leder. Sein Freund war ihm auf einer Harley Davidson gefolgt, deren Lichter die nähere Umgebung erhellten.
    »Vielen Dank.« Julia nahm die Schlüssel entgegen, als erwartete sie, dass sie jeden Augenblick explodierten. Es schien ihr eine zu große Verantwortung zu sein, Autoschlüssel in ihrem Besitz zu haben.
    »Auf dem Beifahrersitz liegt eine Akte mit ein paar Speisekarten und solchen Dingen. Also, ich könnte einmal mit Ihnen um den Block fahren und Ihnen die

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