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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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ein wenig nachzudenken.
    Sie waren fünfzehn Minuten von der Anlegestelle entfernt, und das bedeutete einen langen Marsch über einen schlammigen Treidelpfad, bis sie die Zivilisation erreicht hätte, aber Julia wusste, dass sie ihre Hebamme anrufen oder sofort ins Krankenhaus fahren musste, für den Fall einer Infektion. Andererseits konnte sie sich nicht vorstellen, dass ein oder zwei Stunden einen so gewaltigen Unterschied machen würden. Es blieb ihr doch sicher noch Zeit, nach Hause zu fahren und ihre Sachen zu holen? Nachdem sie den Entschluss gefasst hatte, Suzy nichts davon zu erzählen, sondern lediglich schnell nach Hause zu fahren, verließ sie die Toilette und hatte prompt eine Wehe, die sie aufstöhnen ließ. Suzy bemerkte es.
    »Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte sie alamiert.
    Julia schüttelte den Kopf. »Nicht direkt«, antwortete sie, nachdem sie ein paar Sekunden lang schwer geatmet hatte. »Meine Fruchtblase ist geplatzt, und ich glaube, die Wehen haben eingesetzt.«
    Suzy stieß einen leisen Angstschrei aus, dann verschaffte sich ihr Organisationstalent wieder Geltung. »Also gut, hm, du solltest sofort ins Krankenhaus fahren. Sehr praktisch, dass du bereits in Oxford bist, daher wirst du keine Zeit verschwenden müssen. Ich rufe einen Krankenwagen, sobald wir anlegen.«
    Julia schüttelte den Kopf. »Einen Moment mal, Suzy. Das Baby wird noch Stunden brauchen, und wenn ich jetzt ins Krankenhaus gehe, langweile ich mich zu Tode. Sie werden mich in ein Nachthemd stecken, das man hinten nicht schließen kann, und ich werde mich nicht von der Stelle rühren können.«
    »Warum sollten die im Krankenhaus so etwas machen?«
    »Weil, mein Süßes« – Julia unterdrückte einen schärferen Ausdruck – »ich zufällig für die Arbeit angezogen bin und ich nicht vorhabe, in meiner besten Seidenbluse ein Kind zur Welt zu bringen! Aber zu Hause habe ich zwei Taschen stehen, fertig gepackt, eine für mich und eine für das Baby, und in meiner Tasche befindet sich ein geheimes Päckchen mit Leckereien, die meine Schwester mir zu Weihnachten geschenkt hat. Die sollen mich während der Wehen aufmuntern. Angela wollte partout nicht, dass ich das Päckchen vorher aufmache. Und ohne das Paket will ich wirklich nicht ins Krankenhaus.«
    »Deine Schwester soll bei der Geburt dabei sein, nicht wahr?«, fragte Suzy.
    Julia nickte. »Dann ruf sie an und bitte sie, dir deine Sachen mitzubringen. Deine Nachbarn haben doch einen Schlüssel, oder?«
    »Hm, ja, aber wirklich, ich will nicht allein ins Krankenhaus fahren und stundenlang da rumsitzen, während nichts passiert.«
    »Aber es passiert doch etwas.«
    »Ja, nur dass Wehen nicht besonders unterhaltsam sind. Ich wünsche mir eine gut gelaunte Gesellschaft.«
    »Ich könnte dich begleiten.«
    Das war ein nett gemeintes Angebot, aber Julia wusste, dass Suzy insgeheim auf eine Ablehnung hoffte. »Nein, das ist nicht nötig. Du hast hier genug zu tun, und ich komme schon zurecht. Ich habe noch reichlich Zeit, um nach Hause zu fahren, meine Sachen zu holen, meine Schwester anzurufen und darauf zu warten, dass sie mich hinbringt. Ehrlich. Alle, mit denen ich darüber gesprochen habe, sagen einhellig, dass das erste Kind immer zu spät kommt und dass die Geburt sich stundenlang hinzieht.«
    »Aber dein erstes Baby kommt nicht zu spät, es kommt zu früh«, bemerkte Suzy. »Vielleicht braucht es auch nicht stundenlang, um auf die Welt zu kommen. Ruf deine Schwester vom Handy aus an.«
    »Ehrlich, ich habe so viele Geschichten über Wehen gehört, die vierundzwanzig Stunden dauern ...«
    Suzy warf Julia das Telefon fast an den Kopf. »Ruf sie an!«
    »Oh, Ju!« Ihre Schwester klang fix und fertig. »Du bist es. Ich fürchte, ich hab im Augenblick keine Zeit, mit dir zu plaudern. Andrew ist nicht da, und Petal ist krank, ich warte gerade auf den Arzt.« Sie hielt kurz inne. »Ich hoffe doch, du rufst nicht an, weil es losgeht. Das ist es doch nicht, oder? Es ist noch eine Ewigkeit bis zu deinem Geburtstermin!«
    »Hm ...«
    »Oh, nein. Ist das denn noch zu fassen?«
    »Ist Petal wirklich krank?«
    »Wahrscheinlich bekomme ich von dem Arzt nur einen feuchten Händedruck und einen klugen Ratschlag à la ›Waschen Sie sie mit einem kalten Lappen ab, geben Sie ihr ein Fieberzäpfchen und rufen Sie mich morgen an, wenn es ihr nicht besser geht.‹ Aber in letzter Zeit hat es viele Meningitisfälle gegeben, und ich kann sie in diesem Zustand nicht bei meiner Nachbarin

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