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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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abzuräumen. Es würde bald Zeit sein, für das Abendessen zu decken.
    »Julia, meine Liebe.« Mrs. Anstruther hielt Julia am Ellbogen fest, sodass ein klebriges, halb gegessenes Scone von dem Stapel mit Tellern rutschte, die sie Sooty direkt vor die wartende Schnauze hielt. »Ich habe Miss Boyd um Tee gebeten, aber sie hat es vorgezogen, mich zu ignorieren. Dürfte ich Sie wohl um eine frische Kanne bitten?«
    Julia fühlte sich keineswegs geschmeichelt, weil Mrs. Anstruther sie als Einzige – mit Ausnahme von Oscar natürlich – beim Vornamen nannte. Sie hatte mit angehört, wie Oscars Mutter diesen Bruch der Etikette den anderen Fahrgästen erklärte.
    »Sie müssen wissen, sie war nämlich mit meinem Sohn verlobt. Er ist gerade noch mal davongekommen! Sie ist ja praktisch sitzen geblieben, weit über das gebärfähige Alter hinaus, und niemand würde sie eine Schönheit nennen. Offen gesagt, ich begreife nicht, was der arme Junge an ihr fand.«
    Jetzt neigte Julia den Kopf in Mrs. Anstruthers Richtung. »Natürlich mache ich Ihnen noch einen Tee, Violet. Ich weiß ja, dass Sie ihn gern frisch haben.«
    Oscar kam zu ihr in die Kombüse, als sie gerade den Kessel aufsetzte. »Mutter sieht es nicht gern, dass du sie beim Vornamen nennst. Sie hat mich gebeten, dir das zu sagen.«
    »Ach, hat sie das? Nun, sie wird wohl damit leben müssen.« Julia knallte den Kessel auf den Herd und zündete das Gas an.
    »Julia! Als wir verlobt waren, hast du dich nie so benommen.«
    »Als wir verlobt waren, haben wir nicht viel Zeit miteinander verbracht – und nur einen einzigen Tag mit deiner Mutter. Und wenn du zurückdenkst, wirst du dich vielleicht daran erinnern, dass ich mich ganz genauso benommen habe wie jetzt. Du weißt, dass deine Mutter und ich einander hassen. Ich begreife nicht, warum du uns aufeinander hetzen musstest.«
    Oscar räusperte sich. »Du weißt, warum ich hier bin, Julia. Ich wollte dich wissen lassen, dass ich nicht der Mann bin, der sich abschrecken lässt, nur weil er beim ersten Hindernis stürzt. Ich möchte dich immer noch heiraten. Trotz allem, was Peter Strange mir über die Unterlagen erzählt hat, die du gestohlen ...«
    »Gestohlen, Oscar?« Julia bot in ihrem Zorn einen ehrfurchtgebietenden Anblick. »Ich möchte dich wissen lassen, dass ich nichts gestohlen habe! Bei Strange’s sind offensichtlich irgendwelche Unterlagen verloren gegangen, und man gibt mir die Schuld daran. Und da man mir nicht einmal sagt, was verloren gegangen ist, kann ich auch niemandem erklären, wo er suchen soll!«
    »Tut mir leid, altes Mädchen. Ich wollte dich nicht aufregen. Ich habe ohnehin nie geglaubt, dass du etwas Unrechtes getan hast. Es ist nur wegen dieser neuen Firma, die vor kurzem aufgemacht hat. Peter macht sich deswegen ein bisschen Sorgen. Aber ich bin nicht der Typ Mann, der etwas auf Gerüchte gibt.«
    Julia wusch wütend eine Tasse nach der anderen ab und dachte darüber nach, dass Oscar den Leuten so häufig erklärte, was für ein Typ Mann er war, während die meisten Männer durchaus imstande zu sein schienen, ihr Verhalten für sich sprechen zu lassen. Aus irgendeinem Grund musste sie plötzlich an Fergus denken. Er war ein Mann, den sie im Prinzip von Kindesbeinen an kannte, aber im Grunde wusste sie nicht mehr über ihn, als sich aus einem vernünftigen Lebenslauf entnehmen ließ.
    »Selbst wenn ich meine Meinung ändern sollte«, erwiderte sie und brachte es gekonnt fertig, ihm den Ellbogen in die Rippen zu rammen, während sie ein Geschirrtuch schwang, »würde deine Mutter nichts davon wissen wollen. Sie denkt, meine ›gebärfähigen Jahre‹ seien abgelaufen – ganz abgesehen von all meinen anderen Fehlern.«
    Oscar holte Atem, um Julia zu versichern, dass er nicht der Typ Mann sei, der sich von seiner Mutter vorschreiben ließ, wen er zu heiraten hatte, aber dann tat er es doch nicht. Sie wussten beide, dass es nicht stimmte.
    »Also«, fuhr sie energisch fort, »wärst du so freundlich, deiner Mutter diesen Tee zu bringen? Da Sooty die Baisertorte fürs Abendessen gefressen hat, muss ich noch eine neue machen.«
    Mit geziemend zerknirschter Miene überließ Oscar Julia ihrer Arbeit.
    Obwohl sie Julia gegenüber zugab, dass Oscar definitiv kein Mann zum Heiraten sei, war Suzy ihm keineswegs so abgeneigt wie Julia. Er sah nicht schlecht aus, er hatte gute Manieren, und, wichtiger noch, er war geradezu versessen darauf, zu helfen.
    Um Sooty nur ja von Wayne und Julia fern zu halten,

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