Wellentänze: Roman (German Edition)
eingehend, während er trank. »Können Sie feststellen, ob Keime drin sind, einfach indem Sie es trinken?«
Ron Jones lachte. »Natürlich nicht! Ich hatte schlicht und einfach Durst.«
Im Großen und Ganzen kamen Julia und Ron Jones blendend miteinander zurecht. Jones war alles andere als der pingelige Bürokrat, den Julia erwartet hatte; vielmehr war er sehr hilfsbereit und freundlich und schien sich mächtig ins Zeug zu legen, um Mittel und Wege zu finden, wie sie mit einem Minimum an Aufwand oder Kosten die Vorschriften würden erfüllen können.
»Diese hölzernen Arbeitsflächen sind in Ordnung, wenn sie ein paarmal mit wasserdichtem Lack gestrichen sind«, sagte er. »Sie müssen im Kühlschrank ein Thermometer anbringen, und es wäre eine gute Idee, eine antiseptische Handwaschcreme irgendwo hinzustellen, wo sich jeder damit bedienen kann. Ich schreibe Ihnen nur schnell einige Punkte auf, um die Sie sich noch kümmern müssen ...«
Julia hatte Ron Jones gerade am Tisch im Salon Platz nehmen lassen, damit er bequem schreiben konnte, als Oscar und Sooty auftauchten.
»In den verdammten Pub wollten sie den Hund nicht reinlassen«, berichtete er. »Deshalb habe ich ihn wieder hergebracht. Bei dir wird er sich bestimmt wohlfühlen.«
Julia gestikulierte wild mit den Armen und verdrehte die Augen, um Oscar zu bedeuten, dass Sootys sofortige Entfernung absolut lebenswichtig war. Doch Oscar war nun einmal schwer von Begriff.
»Oh, hallo«, murmelte er, als er sah, dass der Salon nicht leer war.
»Das ist Ron Jones, ein Inspektor von der Gesundheitsbehörde«, erklärte Julia in der Hoffnung, diese Eröffnung würde Oscar dazu bewegen, Sooty auf der Stelle wegzuschaffen.
Aber auch das funktionierte nicht. Oscar, der normalerweise leicht vornübergebeugt dastand, straffte sich streitlustig, was Julia nervös machte.
»Ach, Gesundheitsbehörde, ja?«, sagte Oscar. »Sie stecken Ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten und machen es ihnen unmöglich, ihre Arbeit zu tun, hab ich Recht?«
»Oscar! Es ist nicht so, wie ...«
»Man braucht einem Mann nur einen Titel und einen komischen Hut zu geben«, fuhr er mit Blick auf Ron Jones unbedecktes Haupt fort, »und schon glaubt er, den Rest der Welt herumkommandieren zu können. Diese verdammten, idiotischen Vorschriften! Auf dem Kontinent schert sich kein Mensch um diesen Quatsch! So etwas gibt es nur in diesem elenden Land, wo sonst nie jemand einen Pfifferling um Hygiene gibt. In Frankreich tun die Leute, was ihnen gefällt. Nun, bilden Sie sich ja nicht ein, Sie könnten sich hier wichtig machen!«
»Oscar! Bitte!«
Ron Jones hatte sich inzwischen erhoben. Er und Oscar waren gleich groß. Sooty, der eine Keilerei witterte, knurrte ermutigend.
»Nur weil Sie ein Klemmbrett haben, gibt Ihnen das noch lange nicht das Recht, junge Frauen zu schikanieren.« Oscar hatte die Faust geballt, obwohl er sie einstweilen noch unten hielt.
»Sir.« Ron Jones hatte ähnliche Dinge schon früher erlebt und würde sich von Leuten wie Oscar nicht einschüchtern lassen. »Ich sollte Ihnen vielleicht einen Rat geben ...«
»Was ist hier los?« Suzy und Wayne tauchten, beide ein wenig erhitzt, in der Tür auf. »Wir haben Stimmen gehört.«
»Das ist der Herr von der Gesundheitsbehörde«, stellte Julia hastig vor. »Oscar scheint zu glauben, er habe mich schikaniert.«
»Gesundheitsbehörde!«, rief Suzy. »Oscar ist blind, müssen Sie wissen.« Sie wandte sich an Ron Jones. »Sooty ist sein Blindenhund.«
»Suzy, ich glaube nicht ...«
»Ich bin nicht blind!« Oscar fasste diese Bemerkung als Beleidigung auf.
»Und dies ist kein Blindenhund«, erwiderte Ron Jones, während er Sootys Pfoten von seiner Brust entfernte.
»Ist er doch«, beharrte Suzy, »aber er hat im Augenblick Urlaub.«
Ron Jones’ Gesichtszüge gerieten auf seltsame Weise durcheinander, es sah fast so aus, als versuchte er, nicht zu lachen. »Sir!« Er sprach Oscar erst an, als er seine Selbstbeherrschung wiedergefunden hatte. »Wenn Sie der Besitzer sind, möchte ich Ihnen mitteilen, dass es absolut gegen das Gesetz verstößt, Tiere in Bereichen zuzulassen, in denen Essen zubereitet wird! Treffen Sie die entsprechenden Vorkehrungen für diesen Hund, oder ich werde mich gezwungen sehen, Anzeige gegen Sie zu erstatten.«
»Aber er ist nicht der Besitzer! Das bin ich«, behauptete Suzy, deren Stimme immer noch unnatürlich hoch klang. »Oscar ist nur ein Fahrgast. Und Sooty macht hier wirklich
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