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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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trocken.
    »Die Kontrolleure von der Gesundheitsbehörde?«, wiederholte Mrs. Anstruther, Oscars Mutter. »Sind Sie denn noch nicht überprüft worden? Ich habe mir schon so meine Gedanken gemacht.«
    Julia konnte direkt sehen, wie Mrs. Anstruther verschiedene Krankheiten erfand und auf einen Mangel an Hygiene zurückführte. Sie beschloss, für alle Probleme Mrs. Anstruthers Sooty verantwortlich zu machen, angefangen von der Legionärskrankheit bis hin zu Warzen.
    Als Oscar Julia bei seiner Ankunft eröffnet hatte, dass er Sooty nicht im Tierheim hatte unterbringen können, hätte sie am liebsten prompt gesagt, tut mir Leid, Sooty darf nicht mitkommen. Nicht, weil sie Sootys braunen Augen besser hätte widerstehen können als irgendjemand sonst, sondern in der Hoffnung, dass Oscar dann vielleicht seine rollbare Reisetasche, seine Mutter und seinen Hund packen und nach Hause zurückkehren würde.
    Unglücklicherweise war gerade, als Julia ihre kleine Ansprache zum Thema Rücksichtnahme auf andere Passagiere halten wollte, Suzy auf dem Plan erschienen und hatte erklärt, dass Sooty selbstverständlich bleiben dürfe, solange er sich zu benehmen wisse. Aber obwohl Sooty sich nicht zu benehmen wusste, hatten sämtliche Passagiere ihn ins Herz geschlossen, sodass weder er noch seine Besitzer in die Wüste geschickt wurden.
    Nur Julia und Wayne waren weniger begeistert, das Boot mit einem Tier zu teilen, in dessen Augen Nahrung keine schöne Nebensache war, sondern der eigentliche Sinn und Zweck seines Lebens. Für Sooty war es eine heilige Mission, Essen vom Tisch zu stehlen, selbst wenn ihm davon schlecht wurde. Julia, die jeden Frühstücksteller, jede Kuchenplatte und jede Butterschale, über die er sich hermachte, ersetzen musste, fand diese zusätzliche Last mehr als ermüdend. Wayne hatte etwas gegen Sooty, weil dieser regelmäßig in den Kanal sprang und Unmengen Wasser wieder mit an Bord brachte, die er über alles und jeden gleichmäßig verteilte, einschließlich der Objektive des Camcorders. Außerdem machte Sooty sich ständig da breit, wo Wayne gerade filmen wollte, obwohl man ihm gesagt hatte, dass er keine Rolle in dem Film habe; irgendwie gelang es Sooty, in fast jeder Aufnahme einen Teil von sich zu zeigen, und sei es nur ein Schwanz oder hier und da ein Ohr. Sie drehten gerade den letzten Versuch für die Szene: »Willkommen an Bord mit einem typisch englischen Tee«, und es machte sich zunehmend Langeweile breit.
    »Miss Boyd«, sagte Mrs. Anstruther. »Dürfte ich Sie wohl noch um etwas Tee bitten, falls es nicht zu viel Mühe macht?«
    Julia zuckte zusammen. Es war Montag, alle anderen Passagiere kannten die Lebensgeschichten eines jeden Reisegefährten, und Oscars Mutter nannte Suzy immer noch »Miss Boyd«.
    Suzy, gestärkt von Waynes Anwesenheit, antwortete mit einem strahlenden Lächeln. »Oh, nennen Sie mich doch bitte Suzy, sonst weiß ich gar nicht, mit wem Sie sprechen.«
    Oscars Mutter machte schmale Augen. »Ich ziehe es vor, nur meine Freunde beim Vornamen zu nennen.«
    Suzy war genauso wenig daran gewöhnt wie Sooty, zurückgewiesen zu werden, und obwohl sie versuchte, es zu verbergen, konnte Julia sehen, dass sie gekränkt war. »Mal gewinnt man, mal verliert man«, murmelte sie und ging zwischen den Passagieren hindurch und zur Tür hinaus – nur weg von der Teekanne.
    Nicht zum ersten Mal verspürte Julia den Wunsch, das Ungeheuer im Jaeger-Kostüm zu schütteln. Als Einzige von allen Passagiere weigerte Oscars Mutter sich, auch nur das leiseste Zugeständnis an das Leben auf dem Boot zu machen. Sie war herablassend bis schlichtweg unhöflich; sie bestand darauf, gänzlich unpassende Kleidung und Pumps zu tragen, und beschwerte sich dann darüber, dass ihre Sohlen auf den Planken wegrutschten. Sie zog sich zum Dinner um und wählte zu dieser Gelegenheit noch unpassendere Kleider, sodass sich alle anderen Gäste sowie Julia neben ihr schäbig vorkamen. Sie verlangte um sieben Uhr eine Tasse Tee am Bett, erschien aber nie vor neun zum Frühstück und verbrachte die dazwischenliegende Zeit in der Dusche, sodass alle anderen Passagiere sich das zweite Badezimmer teilen mussten und sie gezwungen waren, jeden Tag die Wassertanks nachzufüllen, weil Oscars Mutter so viel verbrauchte. Wayne versuchte, seinen Film so weit wie möglich um sie herum zu drehen, weil sie, wie er Julia erklärte, auf potenzielle Gäste abschreckender wirken würde als der Hund.
    Julia machte sich daran, den Tisch

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