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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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hatte. Ich hatte ihn auf den Boden gelegt, um einen Blick auf die Karte zu werfen, und liegen gelassen. Ich musste noch mal zurück zum Bahnhof, die ganze Strecke. Es hat eine Ewigkeit gedauert.«
    Waren es seine Jahre bei den Pfadfindern oder seine Universitätsausbildung, die einen so gewieften Lügner aus ihm gemacht hatten? »Oh«, murmelte Julia wenig einfallsreich. »Es war sehr nett von dir, Oscar zu retten.«
    »So wie ihr euch anhört, wäre es euch allen lieber gewesen, ich hätte ihn ertrinken lassen.«
    »Er wäre nicht ertrunken«, versicherte Suzy. »Der Kanal ist nur etwa einen Meter zwanzig tief, und auch das nur in der Mitte. Aber Oscar hätte ohne dich vielleicht eine ganze Weile gebraucht, um wieder rauszukommen.«
    »Was hat seine Mutter getan, als sie es erfuhr?«, fragte Julia.
    »Einen hysterischen Anfall bekommen«, antwortete Suzy prompt. »Und dich furchtbar verunglimpft. Bedauerlicherweise waren alle Passagiere auf deiner Seite und wollten einfach nicht einsehen, dass du dich entsetzlich benommen hast und sofort gekündigt werden solltest.«
    Julia vergrub den Kopf in den Händen. »Sie hat Recht, und das weißt du auch. Du solltest mich rauswerfen.«
    »Keine Chance, Schätzchen. So leicht kommst du mir nicht davon. Außerdem, wenn du nicht Oscar ins Wasser geworfen hättest, hätte ich vielleicht seine Mutter reingeworfen. Und das wäre viel schlimmer gewesen.«
    Julia hob den Kopf. »Ich nehme an, sie haben die zweite Woche storniert?«
    »So viel Glück haben wir nicht. Oscar scheint fest entschlossen zu sein, bis zum bitteren Ende auszuharren, und seine Mutter will ihn auf keinen Fall in den Händen dieser Harpyie allein lassen. Womit natürlich du gemeint bist.«
    »Wahrscheinlich ist er so geizig, dass er den Gedanken nicht ertragen kann, seine Anzahlung einzubüßen. Das ist die einzige Erklärung. Wie habe ich es bloß fertig gebracht, so lange mit ihm zusammen zu sein, ohne zu bemerken, wie knickrig er ist?« Julia war ehrlich erstaunt.
    »Das ist es nicht«, erklärte Suzy. »Ich habe ihm sogar angeboten, ihm die gesamte Summe zurückzuerstatten, obwohl Gott weiß, dass wir uns das nicht leisten können. Aber er will unbedingt bleiben ...« Suzy begann zu kichern. »Weil er dich für eine tolle Frau hält!« Das Kichern wurde lauter. »So viel zum Thema: ›Willst du was gelten, dann mache dich selten!‹ Jetzt hast du ihn genau da, wo du ihn haben willst!« Suzy rollte sich zu einer Kugel zusammen und zitterte vor Lachen.
    »Ich hatte ihn genau da, wo ich ihn haben wollte – nämlich im Kanal! Und du musstest ihn unbedingt wieder rausziehen!« Sie funkelte Fergus strafend an und erkannte im selben Augenblick, dass sie bis über beide Ohren in ihn verliebt war.
    »Ich wusste ja, dass ich am Ende für alles die Schuld trage«, meinte Fergus sanft. »So war es schon immer.«
    Julia bekam plötzlich weiche Knie. Wie sollte sie einen klaren Kopf behalten, wenn Fergus sie mit einem einzigen Blick aus der Fassung brachte, Fergus, der wahrscheinlich glaubte, dass sie die leichteste Beute in der Geschichte der Verführungskunst war? Und um allem die Krone aufzusetzen, war da auch noch Oscar, den sie von Herzen verabscheute, der aber aus irgendeinem verrückten Grund einen Narren an ihr gefressen hatte. Sie ließ den Kopf auf die Hände sinken. »O Gott!«
    »Nimm dir noch einen Whisky«, schlug Suzy vor und reichte ihr die Flasche.

Kapitel 13
     
    D as Abendessen war eine wunderbare, beschwingte Angelegenheit. Und es war die erste Mahlzeit, die Julia seit Beginn der Saison an einem Tisch einnahm.
    »Ich weiß gar nicht, ob meine Verdauung im Sitzen noch funktioniert«, sagte sie. »Obwohl es zur Abwechslung wirklich schön ist. Das Essen ist übrigens köstlich«, fügte sie an Peggy gewandt hinzu, die die Mahlzeit zubereitet hatte. »Sie müssen mir unbedingt das Rezept aufschreiben.«
    »Mit Vergnügen, meine Liebe. Es ist ja so einfach.«
    Weniger einfach würde es werden, Oscar wieder gegenüberzutreten, daher verzog Julia sich rechtzeitig ins Bett, bevor er und seine Mutter zurückkamen. Ein paar Stunden Schlaf würden sicher helfen. Andererseits musste sie ständig darüber nachdenken, wie es wohl Fergus in seinem Zelt auf dem Kanalufer ergehen mochte.
    Am nächsten Morgen sah die Welt nicht viel besser aus, aber Julia machte wie gewöhnlich für Oscars Mutter den Tee, und als Oscar in der Kombüse erschien, um ihn zu holen, fackelte Julia nicht lange.
    »Oscar, es tut mir

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