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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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überreichte Julia und Suzy zwei in das Papier einer Drogerie eingewickelte Kästchen, aus denen ein peinlich teures Parfüm zum Vorschein kam. Suzy dankte ihm mit ihrer üblichen überschwänglichen Begeisterung, und Julia blieb nichts anderes übrig, als ihm einen Kuss auf die Wange zu drücken. Beide Frauen mieden sorgfältig Mrs. Anstruthers Blick, auf dass sie nicht in Schweine verwandelt würden.
    »Kann ich jetzt das Essen auftragen?«, fragte Julia, als sie der Meinung war, die Begeisterungsstürme könnten sich langsam ein wenig legen. Es fiel ihr schwer, den gereizten Unterton aus ihrer Stimme zu verbannen, nachdem alle so freundlich zu ihr gewesen waren.
    »Nein, noch nicht, jetzt ist Fergus an der Reihe«, meinte Suzy. »Er war so nett zu uns, als wir es am dringendsten brauchten.«
    »Und mir hat er aus dem Kanal geholfen, als ich es am dringendsten brauchte«, warf Oscar mit einem schallenden Lachen ein; einen Augenblick lang vergaß er sogar, dass Fergus sein mutmaßlicher Rivale war.
    »Und wie Sie alle wissen, verlässt er uns morgen ...«, fuhr Suzy fort.
    Julia, die keine Ahnung davon gehabt hatte, dass sein Abschied so unmittelbar bevorstand, versetzte diese Bemerkung einen heftigen Stich, und sie bekam einen Schluckauf.
    »Deshalb habe ich auch für ihn ein Geschenk.« Sie reichte Fergus ein Kästchen, das er pflichtschuldigst auspackte. »Deine eigene, ganz persönliche Seilwinde«, erklärte Suzy, »damit du die Kanäle nie vergisst.«
    »Das ist wirklich lieb von dir, Suzy.« Fergus gab Suzy einen dicken Kuss. »Für mich war es schon Belohnung genug, einfach mit euch allen auf den Kanälen sein zu dürfen.«
    Julia errötete, fest davon überzeugt, dass hinter seinen Worten eine Zweideutigkeit lauerte, die auf sie zielte. »Ich finde, jetzt sollten wir wirklich essen«, erklärte sie. Man musste es dem Soufflé als Verdienst anrechnen, dass er noch immer nicht eingefallen war.
    Wahrscheinlich war es dem maßlos übertriebenen Lob vonseiten der anderen Passagiere zuzuschreiben, dass Mrs. Anstruther es am nächsten Morgen ablehnte, etwas ins Gästebuch zu schreiben. Da sie die Kanäle vom ersten Augenblick an gehasst hatte, war das wahrscheinlich ein Segen. Sie hatte Fergus gestanden, dass sie überhaupt nur deshalb hergekommen war, damit ihr »geliebter Sohn« nicht in die Hände »dieser Harpyie« fiel.
    »Wenn sie doch nur mit mir gesprochen hätte«, flüsterte Julia Fergus zu, während sie die Müslischalen spülte. »Ich hätte ihr eine eidesstattliche Erklärung gegeben, dass ich ihn nicht anrühren werde.«
    »Nur gut, dass du’s nicht getan hast. Sie hätte dich nämlich sonst verklagt. Du hast ihn ins Wasser geworfen«, erinnerte Fergus sie.
    »Aber das hätte ich nicht getan, wenn sie mich nicht so wahnsinnig wütend gemacht hätte. Dann wäre ich die ganze Zeit freundlich und gelassen gewesen, wie es meiner Natur entspricht.«
    »Oh, wirklich? Das hätte ich gern gesehen.«
    In Erinnerung daran, wie unfreundlich sie sich Fergus während seiner ersten Reise gezeigt hatte, errötete Julia und machte sich energisch über die verkrustete Bratpfanne her.
    Endlich hatten alle den größten Teil ihrer Habe zusammengesammelt, die Schulklasse war in ihrem Minibus davongefahren, und einzig Oscar und seine Mutter hielten sie noch von ihren alltäglichen Verrichtungen ab.
    Am Ende fielen jedoch nicht einmal Oscar weitere Ausreden ein, um noch länger auf dem Boot zu verweilen, und er half seiner Mutter auf den Treidelpfad hinunter, wo die gesamte Mannschaft bereit stand, um Auf Wiedersehen zu sagen. (»Vor allem können wir auf diese Weise dafür zu sorgen, dass das alte Weib auch wirklich verschwindet«, murmelte Suzy.)
    Mrs. Anstruther gab Julia und Suzy die Hand, ignorierte aber Wayne, obwohl er ihre Koffer zum Wagen trug und ganz allgemein die freundliche Zurückhaltung eines Mannes an den Tag legte, der auf ein Trinkgeld hoffte. Fergus wurde huldvoll für seine zivilisierte Gesellschaft gedankt, »die das Ganze ein klein wenig erträglicher gemacht hat«.
    Oscar presste Julia an seine Männerbrust, dass sie glaubte, ihre Knochen knacken hören zu können. »Ich habe die Hoffnung bei dir noch immer nicht aufgegeben, meine liebe Julia. Ich möchte dich nach wie vor heiraten. Ein Mädchen mit Mumm in den Knochen ist genau nach meinem Geschmack.«
    Er umarmte Suzy nur um eine Spur weniger herzlich und drückte Wayne einen Zehnpfundschein in die Hand. Dann nahm er Fergus beiseite, sodass Julia

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