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Wellentänze: Roman (German Edition)

Wellentänze: Roman (German Edition)

Titel: Wellentänze: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Fforde
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hielten. Der Moschus-Geruch erreichte toxische Ausmaße.
    Mrs. Anstruther hätte eigentlich froh sein müssen, dass »dieser Bengel mit dem Ohrring« nicht länger jeden kleinen Zwischenfall auf Film bannte und dass das Boot bis auf die Mahlzeiten kinderfrei war. Aber es war ihr nicht gegeben, sich über irgendetwas zu freuen, und sie machte sich Fergus’ scheinbar mitfühlendes Ohr und seinen gebildeten Akzent zunutze, um ständig über »die jungen Leute von heute« zu jammern, ein Begriff, der diejenigen einschloss, die sie während der Fahrt versorgten. Allerdings hatte Mrs. Anstruther ihre schneidendsten Bemerkungen für Sylvia reserviert, die sie am wenigsten verdiente.
    Aber Sylvia bekam, gänzlich ahnungslos, die Möglichkeit, Rache zu nehmen indem sie sich in Oscar verliebte. Nicht einmal Mrs. Anstruther konnte es entgehen, dass Sylvia jede selbstherrliche Bemerkung ihres Sohnes gierig aufsog und dass sie ihn mit großen, bewundernden Augen ansah. Mrs. Anstruther, der nur allzu klar war, dass Oscar seiner so offensichtlich erfolglosen Werbung um Julia leicht müde werden konnte, bekam es mit der Angst zu tun. Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, dass ihr Sohn nicht unempfänglich für Sylvias Schmeicheleien war.
    Julia, die zufällig gerade den Korridor im hinteren Boot auskehrte und daher unsichtbar war, bekam mit, wie Mrs. Anstruther auf dem Schleppboot Fergus ihr Herz ausschüttete.
    »Natürlich ist sie viel jünger als Julia, daher könnte sie Oscar so viele Kinder schenken, wie er nur wollte, obwohl man wirklich hoffen sollte, dass er sich mit einem Jungen und einem Mädchen zufrieden geben würde. Und diese Sylvia ist ein sehr lenkbares Geschöpf. Wir müssten uns nicht mit solchen Wutanfällen herumschlagen, wie Julia sie uns in letzter Zeit beschert hat.«
    Fergus unterbrach sie. »Die junge Dame scheint mir ideal zu sein. Warum fördern Sie die Verbindung nicht?«
    Julia war auf ihre Fantasie angewiesen, um sich das Entsetzen vorzustellen, das sich jetzt auf Mrs. Anstruthers Gesicht abmalte; aber da sie diesen Ausdruck häufig gesehen hatte, fiel ihr dies nicht weiter schwer. »Mein lieber Fergus, haben Sie den Verstand verloren? Ich kann Oscar unmöglich erlauben, so ein Mädchen zu heiraten!«
    »Aber warum denn nicht? Was haben Sie an Sylvia auszusetzen?«
    »Ihre Aussprache der Vokale! Ich nehme an, Ihnen ist es nicht aufgefallen, aber unglücklicherweise bin ich mit dem so genannten ›absoluten Gehör‹ geschlagen. Ich kann nicht mit einem Mädchen leben, das auch nur den leisesten Anflug eines Akzents hat.«
    »Aber was für einen Akzent hat Sylvia denn?«
    »Sie spricht das Englisch der Küstenbewohner. Ich nehme an, Sie haben sich daran gewöhnt, aber ich kann und werde diesen Akzent in meinem Salon nicht dulden.«
    Julia musste ihr Kichern hinter einem Niesen verbergen.

Kapitel 14
     
    E ntgegen aller flehentlichen Bitten, dies doch zu unterlassen, bestanden Bill und Sylvia am letzten Abend auf förmlichen Dankesreden – vor dem Abendessen. Julia stand in der Tür zur Kombüse und ließ das Martyrium stumm über sich ergehen. Sie hatte – eine idiotische Idee, wie sich nun herausstellte – als besonderen Leckerbissen für den letzten Abend Käsesoufflé gemacht und wusste nicht, ob ihre Überlebenschancen besser standen, wenn sie den Ofen anließ oder wenn sie ihn ausschaltete. Aber was auch passierte, Mrs. Anstruther würde irgendeine schneidende Bemerkung dazu machen; sie hörte auch demonstrativ weg, als nun das Loblied auf die Leute gesungen wurde, die sie von Herzen verachtete. Ihre Miene erinnerte Julia an einen ausgestopften Iltis, den sie einmal in einem Museum gesehen hatte: bewegungslos, aber bösartig.
    Es waren zwei lange und ermüdende Wochen gewesen, und Julia brannte darauf, dieses Abendessen über die Bühne zu bringen, bevor sie den letzten Rest ihres Verstandes verlor und sich der schweren Körperverletzung an einer ältlichen Witwe schuldig machte, nachdem es ihr bereits misslungen war, deren Sohn zu ertränken. Aber sie musste zusehen und Höllenqualen erdulden, was ihr Soufflé betraf, während zuerst Wayne, dann Suzy und schließlich sie selbst grotesk unpassende Geschenke überreicht bekamen.
    Oscar räusperte sich, und da er unmöglich einen solchen Anlass ungenutzt verstreichen lassen konnte, förderte er eine Plastiktüte zutage. »Ein kleines Zeichen der Dankbarkeit für die schöne Zeit, die Sie meiner Mutter und mir bereitet haben.«
    Er

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