Wellentänze: Roman (German Edition)
unterbrach ihre weitschweifige Entschuldigungsrede. »Und du möchtest es nicht noch einmal tun?«
»Nein.« Obwohl es nicht der Sex war, den sie nicht zu wiederholen wünschte. Es waren eher die Gefühle, die dazugehörten, zumindest auf ihrer Seite, die sie verdrängen wollte. Und das zu erklären, wäre nicht nur zu kompliziert gewesen, es hätte auch zu viel verraten. Es war einfacher, Fergus wegzuschicken.
Er blickte mit leichtem Stirnrunzeln auf sie herab. »Das ist alles? Keine Erklärungen – keine Verteidigung?«
Sie schüttelte den Kopf und wünschte nur, diese Unterredung fände unter gänzlich anderen Umständen statt – und ohne dass sie vor Müdigkeit weiche Knie hatte. »Ich möchte einfach keine Beziehung.« Hatte er denn eine Beziehung im Sinn? »Es war nur eine ...«
»Eine Urlaubsromanze?«
»Weder Urlaub noch Romanze, aber es war ...« Julia hielt inne. Sie wollte nicht, dass etwas, das wirklich schön und zutiefst romantisch gewesen war, zu einem bloßen Geschmuse im Gras herabgewürdigt wurde. »... erfreulich«, beendete sie ihren Satz ziemlich lahm.
Fergus schnalzte verärgert mit der Zunge. »Oh, um Himmels willen! Man kann ja nicht vernünftig mit dir reden. Ich wünschte, ich ... oh, lass uns zurückgehen.«
Ganz wie Julia es vorhergesehen hatte, warf Suzy ihr einen wissenden Blick zu, als sie zu den anderen zurückkamen, aber glücklicherweise bot sich keine Gelegenheit zu einem vertraulichen Plausch.
Als Fergus sich zwei Stunden später von ihr verabschiedete, konnte sie nur mit Mühe die Tränen niederzwingen. Er war so kalt zu ihr.
»Also, Julia, ich danke dir für eine schöne Zeit. Wirklich schade, dass ich nicht länger bleiben kann. Aber die Pflicht ruft, du weißt ja.«
»O ja«, erwiderte Julia, die selbst beeindruckt war, wie gut es ihr gelang, ihren inneren Aufruhr zu verbergen. »Natürlich. Hast du denn viel Arbeit?«
»Nur ein Buch, das fertig werden muss. Es hätte eigentlich letzte Woche schon bei meinem Verleger auf dem Schreibtisch liegen müssen.«
»Oje. Wenn Suzy dich also nicht hergerufen hätte, wäre das Buch jetzt fertig?«
»Wahrscheinlich.«
»Das ist typisch Suzy, sie ist so gedankenlos.«
»Da ist sie nicht die Einzige.« Dann küsste er sie, heftig und rau, aber ohne sie in die Arme zu nehmen.
Der Samstag verflog wie gewöhnlich in einem Rausch von Einkäufen, Kochen, Putzen und Bettenmachen. Da sie für die nächste Woche nicht voll ausgebucht waren, putzte Julia zwar die Doppelkabine am Ende des Korridors, ließ die Betten jedoch ungemacht. Suzy und sie waren irgendwann übereingekommen, grundsätzlich alle Betten zu machen, falls jemand durch die Fenster spähte (was die Leute regelmäßig taten); auf diese Weise würde jeder denken, sie seien voll besetzt. Als Suzy Julia an diese Absprache erinnerte, bekam sie eine ziemlich scharfe Antwort.
»Nun, dann mach du die Betten. Mehr schaffe ich einfach nicht. Entweder putze ich diese Kabine, oder ich backe einen Kuchen zum Tee, und ich glaube nicht, dass wir den neuen Passagieren einen alten Kuchen anbieten können, oder?«
Überrascht von Julias heftiger Erwiderung, schlich Suzy davon.
Während Julia wenig später die Mandeln in ihre Kuchenmischung gab, versuchte sie sich einzureden, dass das Leben jetzt, da Fergus fort war, einfacher werden würde. Aber wie sehr sie sich auch konzentrierte, sie fand nicht einen einzigen Punkt, in dem sich diese Hoffnung konkretisieren ließ. Es war ein Fall von absolut vermasseltem Timing. Wenn sie Fergus vor einem Jahr begegnet wäre, bevor sie Oscar kennen gelernt und in der Folge beschlossen hatte, dass Ehe und Kinder nichts für sie waren, oder zumindest noch nicht, wäre alles anders gekommen. Aber weil sie ihm zu Beginn ihres neuen Lebens über den Weg gelaufen war, als sie nur Boote und ihre Arbeit in der Kombüse im Sinn hatte, wurde sie einfach nicht damit fertig. Vor allem da Fergus erst kürzlich geschieden worden war und wahrscheinlich nur eine kurze Affäre suchte. Theoretisch passte das zwar genau zu ihren eigenen Gefühlen, aber in der Praxis wollte sie Fergus nicht nur für eine flüchtige Liebelei.
Julia leckte gerade die Kuchenschale aus, als sie das Getöse hörte, das im Allgemeinen mit der Ankunft eines Passagiers verbunden war. Hastig wusch sie sich die Hände und tastete ihren Mund nach Schokoladenresten ab.
»Wie kann jemand nur so viel zu früh kommen? Nun, er wird seinen Tee jedenfalls nicht bekommen, bevor der Kuchen fertig
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