Wellentänze: Roman (German Edition)
Ich habe neulich erst mit seiner Mutter telefoniert, und sie hat kein Wort davon erwähnt.«
»Tut mir Leid, Mummy, das ist mir doch glatt entfallen. Daran siehst du, wie viel wir hier um die Ohren hatten.« Obwohl sie (bei nur sieben Passagieren und ihrer Mutter als zusätzlicher Hilfe) nicht annähernd so viel zu tun hatten wie sonst.
Solchermaßen beschwichtigt, bot Margot Ron Jones noch eine Tasse Tee an.
»Hm, ich sollte mir wohl ansehen, was sie unternahmen haben, um die Vorschriften zu erfüllen«, sagte er. »So nett es auch ist, hier zu sitzen und diesen köstlichen Dattelkuchen zu essen.«
Suzy stand auf. »Ich führe Sie herum. Aber Fergus war sehr gründlich.«
»Wie nett von Fergus, noch einmal zurückzukommen«, bemerkte Margot, als sie und Julia den Treidelpfad entlangspazierten, um bei der Inspektion der Boote nicht im Weg zu sein. »Er ist so ein netter Kerl, findest du nicht auch? Ich meine, zwischen Lally und mir hat es immer diesen kleinen Witz gegeben ...« – Julia war es nie wie ein Witz erschienen –, »... wie schön es wäre, wenn ihr beide zusammenkämt. Ich weiß, du hast dich nie für ihn interessiert, und Fergus hat dann diese grässliche Frau geheiratet ...«
»Bist du ihr irgendwann mal begegnet?«
»Nein, aber ...«
»Woher weißt du dann, dass sie grässlich war? Vielleicht war sie in Wirklichkeit ganz nett.«
»Nun, Lally meinte ...«
»Mummy, Liebes, du musst zugeben, dass keine Frau für Lallys Lieblingssohn gut genug sein könnte. Sie hätte eine Heilige sein können, und Lally hätte sie trotzdem gehasst. Zum Glück bist du ganz anders.«
Julia hatte Margot zum Schweigen gebracht, aber nur für einen Augenblick. Dieses Thema stand ihrem Herzen zu nah, als dass sie es so schnell hätte beenden mögen. »Hm, wahrscheinlich hast du Recht, was Lally betrifft, obwohl ich doch denke, wenn Fergus das richtige Mädchen kennen lernen würde, wäre Lally als Schwiegermutter ganz in Ordnung.«
Julia verbarg ihre Skepsis hinter einem leisen Hüsteln.
»Aber wenn man bedenkt, wie vernarrt Lally immer in ihn war, hat Fergus sich doch ganz gut entwickelt, findest du nicht auch?«
Julia fand das tatsächlich, sehr sogar. Doch wenn sie jetzt das Falsche sagte, würden zwei Mütter sich künftig überschlagen, um sie zu verkuppeln. Die letzten Jahre wären nichts im Vergleich zu dem Druck, den sie auf ihre jeweiligen Kinder ausüben würden, um sie vor den Altar zu bekommen. Sie war es Fergus ebenso schuldig wie sich selbst, dafür zu sorgen, dass ihre Mutter sich jedwede romantische Ideen sofort aus dem Kopf schlug. »Er hat uns wirklich sehr geholfen. Aber er ist nicht der Typ Mann, zu dem man sich hingezogen fühlt, nicht wahr?«
»Also, ich fand ihn sehr attraktiv. Sehr männlich, du weißt schon.«
Julia wusste es nur allzu gut, aber sie ließ nicht locker. »Wahrscheinlich ist er ganz in Ordnung. Die Passagiere waren alle in ihn vernarrt. Aber sie waren natürlich alle viel älter.«
Margot ließ sich für ihre Antwort einige Sekunden Zeit. Es war ihr unerträglich, mit Frauen in einen Topf geworfen zu werden, die viel älter waren als Julia. Sie war Mutter und Großmutter und von Natur aus sehr mütterlich veranlagt, aber ein Teil von ihr wollte immer noch als junge Frau in der Blüte ihrer Jahre gelten. Sie versuchte es mit einer anderen Taktik. »Ich weiß natürlich, dass Lally ein bisschen dominant sein kann, aber Fergus’ erste Frau war anscheinend wirklich grässlich. Sie hat sich überhaupt nicht um ihn gekümmert, wollte keine Kinder und interessierte sich nur für ihre Karriere. Lally sagt, sie hätte von Anfang an gewusst, dass es mit Tränen enden würde.«
»Ich habe gehört, Oliven sollen sehr gut gegen Kummer sein – du weißt schon, die Bach-Blütentherapie ...« Mit etwas Glück würde sie ihre Mutter von Fergus ablenken und das Gespräch auf Alternative Therapien bringen können.
»Ich habe eine Tabelle in meiner Kabine, wenn du es wirklich wissen willst, aber noch einmal zurück zu Lally. Sie meint, Fergus wünsche sich nichts sehnlicher, als einen Hausstand zu gründen und Kinder zu bekommen.«
Julia schauderte. Lally würde wahrscheinlich genau wie Oscars Mutter auf Töpfchen und Internat bestehen. Aber sie zwang sich, nicht zu heftig zu reagieren, sonst würde ihre Mutter ihr das mangelnde Interesse nicht abnehmen. Womit sie natürlich richtig liegen würde. Julia gähnte leise. »Ich finde, das alles klingt ziemlich langweilig, meinst du nicht
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