Wellentänze: Roman (German Edition)
erklärte sie Suzy. »Ich habe ein oder zwei Büsche gesehen, an denen wir heute Morgen vorbeigefahren sind. Hast du Lust mitzukommen?«
Suzy ließ sich nur selten eine Gelegenheit entgehen, ihre Bücher im Stich zu lassen. »O ja. Ich bin hier ziemlich auf dem Laufenden. Fergus hat alles wunderbar in Ordnung gebracht, bevor er abgereist ist. Seither ist es ganz leicht, die Bücher auf dem neusten Stand zu halten.«
»O Gott«, murmelte Julia. »Erzähl mir nicht, dass er neben allem anderen auch noch ein erstklassiger Buchhalter ist.«
»Ich weiß nicht, ob er erstklassig ist, aber ... Oh! Das war ironisch gemeint. Meinst du wirklich, nur weil deine Mutter ihn dir von deiner Geburt an dauernd als Vorbild unter die Nase gerieben hat, hättest du das Recht, ihn zu hassen?«
»Ich hasse ihn nicht, ich habe es nur langsam satt, ihn als den Retter der Menschheit präsentiert zu bekommen, das ist alles.«
Suzy kicherte. »Er hat nicht die gesamte Menschheit gerettet, sondern nur uns zwei. Na, komm schon, Julia, mach nicht so ein Gesicht.«
Sie fanden keine Brombeeren, aber sie genossen ihren Spaziergang im Sonnenschein und waren in Sichtweite der Boote, bevor die Passagiere von ihrem Spaziergang zurückerwartet wurden.
»Ich hoffe, Mel hat sich nicht einsam gefühlt«, meinte Suzy, der es an ihrer Stelle ganz sicher so ergangen wäre. »Aber sie hat mir versichert, dass sie keine Probleme mit dem Alleinsein haben würde.«
Aber Mel hatte Probleme gehabt. Und sie war nicht allein. Tatsächlich schien der Salon voll von Menschen zu sein, als sie zurückkamen. Zwei Männer saßen am Tisch, tranken Bier direkt aus der Dose, und ein Mädchen saß auf der Treppe und wusste offensichtlich mit seinen Händen nichts Rechtes anzufangen. Einer der Männer war Jason. Der andere hatte einen glatt rasierten Kopf mit einem Augenbrauenpiercing.
»Aha, Daddys kleine Prinzessin ist also wieder da«, stellte Jason fest und leerte seine Dose. »Damit ich jetzt das Vergnügen haben kann, euch hier rauszuwerfen.«
Mel stand in der Kombüse, kreideweiß und zutiefst erschüttert, aber auch entschlossen. Dem Mädchen auf der Treppe war das Ganze offensichtlich peinlich. »Oh, na, komm schon, Jase ...«, nuschelte es.
»Sie können es ruhig gleich erfahren«, erklärte der andere Mann. »Und sie können die Boote genauso gut jetzt verlassen wie später.«
»Was zur Hölle habt ihr hier zu suchen?«, fragte Suzy scharf. Sie wandte sich mit einem Stirnrunzeln dem Mädchen zu. »Lisa?«
Das Mädchen nickte, antwortete aber nicht.
»Wir sind hier, weil die Boote jetzt uns gehören«, sagte Jason. »Sie sind verkauft worden.«
»Aber doch nicht an dich?«, fragte Julia.
Jason zuckte die Schultern. »Noch nicht. Aber wir betreiben sie für den Rest dieser und in der nächsten Saison.« Er lächelte Suzy höhnisch an. »Dein Onkel Ralph hat verkauft, Sweetheart.«
»Ich glaube dir nicht. Er würde das nicht tun, und er hat mir nichts davon erzählt«, entgegnete Suzy, die sich inzwischen hingesetzt hatte. Auch Julias Beine schienen plötzlich aus Pudding zu bestehen.
»Aber er hat sich für morgen zu Besuch angemeldet?«, erwiderte Jason mit der ganzen Gehässigkeit, deren er fähig war.
»Ja, er kommt gern von Zeit zu Zeit mal zu Besuch.«
»Nun, morgen wird er euch erzählen, dass er die Boote verkauft hat. Wir wollten euch nur eine kleine Warnung im Voraus zukommen lassen.«
»Hast du irgendwelche Belege?«, fragte Julia geschäftsmäßig. »Quittungen über den Verkauf, eine Besitzüberschreibung? Irgendetwas in der Art?«
»Nein«, antwortete Jason mit leicht gehobener Stimme, womit er wohl andeuten wollte, dass dergleichen nicht notwendig sei.
»Nun, du erwartest doch sicher nicht, dass wir uns einfach mit deinem Wort begnügen?«, setzte Julia hinzu.
»Es kümmert mich einen Scheißdreck, was ihr denkt«, fuhr Jason auf. »Wir sind jetzt hier, und wir übernehmen das Kommando. Ihr drei Mädels packt am besten gleich eure Siebensachen und verschwindet.«
»Wir gehen nirgendwohin, solange wir keinen Beweis dafür in Händen halten, dass Ralph die Boote wirklich verkauft hat. Und dann«, fuhr Julia fort, »werden wir Beweise sehen wollen, dass der Käufer, wer er auch sein mag, verrückt genug war, um euch als Mannschaft einzustellen.«
Jason stand, sichtlich gekränkt, auf. »Jetzt hör mir mal gut zu, du fette Kuh. Es gibt niemanden auf dem Kanal, der mit den Booten besser fertig wird als ich. Und niemand kocht besser als
Weitere Kostenlose Bücher