Wellentänze: Roman (German Edition)
nicht wirklich den ganzen Sommer schuften, um ein paar alte Frauen über den Kanal zu schippern«, fuhr Max fort. Er hatte einen kurzen Blick auf die Bridge-Spielerinnen erhascht und daraus geschlossen, dass all ihre Passagiere ein gewisses Alter überschritten haben mussten. »Es hat wahrscheinlich eine Menge Spaß gemacht, aber das ist nichts, womit du dich für den Rest deines Lebens beschäftigen möchtest.«
»Ach, nein?« Suzys Augen glitzerten. Julia konnte sehen, dass sie den Kopf ein wenig nach hinten legte, damit die Tränen ihr nicht über die Wangen rollten.
»Nein, Häschen. Du hast Besseres verdient als das hier. Ich habe dich nicht die besten Privatschulen des Landes besuchen lassen, damit du dein Leben lang zwei Kanalkähne kreuz und quer durch England steuerst.«
»Es sind Boote, Daddy, keine Kähne.«
»Nun, nenn sie, wie du willst. Deshalb habe ich sie jedenfalls gekauft. Und damit Ralph und Joan versorgt in den Ruhestand treten können. Wir haben Jason und Lisa, die das Geschäft übernehmen werden, daher kannst du jetzt nach Hause kommen und dich ausruhen. Was deine Freundin betrifft – die braucht ganz bestimmt etwas Ruhe.« Der Blick, den er Julia zuwarf, weckte in ihr den heißen Wunsch, sie hätte ein wenig Makeup aufgelegt.
Sekundenlang herrschte Stille. Dann räusperte Suzy sich. »Ist es wahr, dass Daddy dir eine Unmenge Geld für die Boote angeboten hat?«, fragte sie ihren Onkel.
»Ja«, antwortete Joan an Ralphs Stelle. »Und wir bekommen die ganze Summe sofort. Wenn Ralph die Boote an dich verkauft hätte, hätte er das Geld nur in Raten bekommen. Es hätte viele Jahre dauern können. Das weißt du. Wir können es uns nicht leisten, Bargeld abzulehnen.«
»Also bezahlt er euch mit Schwarzgeld, nicht wahr?«, fragte Suzy scharf. »Nun, es tut mir leid, dass du nicht auf das Geld warten kannst, Ralph. Denn die Arbeit auf diesen Booten war das Wundervollste, was ich je getan habe.« Sie drehte sich zu ihrem Vater um. »Ich habe mehr über mich selbst und die Welt gelernt, als ich je für möglich gehalten hätte. Du hast mir eine wunderbare Ausbildung ermöglicht, Tennisstunden, Klavierstunden und Lektionen, wie man mit hoch erhobenem Kopf über einen Laufsteg geht. Aber bei alldem habe ich nur gelernt, was nötig ist, um einmal die Gattin eines Firmenbosses zu sein, eine Trophäe, die am Arm irgendeines fetten Geschäftsführers hängt.« Max Boyd zog den Bauch ein. Suzy holte Luft. »Ihr erwartet jetzt sicher alle von mir, dass ich in Tränen ausbreche oder einen Wutanfall bekomme, weil man mir mein Spielzeug weggenommen hat. Tut mir leid, wenn ich euch enttäusche, Leute, aber ich werde es nicht tun. Ich sehe, dass ich diesmal umständehalber eine Niederlage erlitten habe, aber das wird nicht immer so sein. Ich werde mir einen Job suchen, so viel Geld verdienen, wie ich kann, und jeden Penny sparen. Damit ich mir zwei andere Hotelboote kaufen und damit Erfolg haben kann.« Sie wandte sich an ihre Tante, der der Mund leicht offen stand. »Ich verstehe vollkommen, dass du dich um Ralphs Gesundheit sorgst, und ich hoffe, dass all das viele Geld deinen Sorgen ein Ende machen wird. Ich hoffe nur, Ralph macht es nichts aus, mit ansehen zu müssen, wie Jason und seine Mannschaft alles zerstören, was er und ich aufgebaut haben, er im Laufe seines Lebens, ich im Laufe der vergangenen Monate. Ich hoffe, es wird Ralph nichts ausmachen, wenn die Pyramus und die Thisbe als die schlechtesten Kanalboote weit und breit berühmt werden, wo sie die besten hätten sein können!«
Kapitel 16
E s folgte ein kurzes Schweigen, während alle Anwesenden die Tatsache zur Kenntnis nahmen, dass Daddys kleine Prinzessin sich in eine sehr entschlossene junge Frau verwandelt hatte. Und dann begann Ralph zu applaudieren, langsam und bedächtig, während Suzys Vater, Joan, Jason und seine Kumpane fassungslos zusahen.
»Gut gemacht, Mädchen«, lobte er. »Sehr gut gemacht. Ich wusste, dass mehr in dir steckt, als Max es für möglich hielt.« Er wandte sich Suzys Vater zu. »Tut mir leid, alter Knabe, aber ich kann dein Angebot nicht annehmen.«
Es gab mehrere kleine Explosionen des Protests von verschiedenen Leuten, doch Ralph verschaffte sich mit seiner kräftigen Stimme bei allen anderen Gehör. »Ich habe immer gesagt, dass ich erst mit Suzy darüber reden müsse und dass ich nichts unternehmen würde, bevor dieses Gespräch nicht stattgefunden hat. Ich hätte ihr nächstes Wochenende davon
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