Wellentänze: Roman (German Edition)
Geschäft kaufen konnte.« Suzy hatte ungezählte Male die Geschichte gehört, wie ihr Vater angefangen hatte: Zuerst hatte er am Wochenende Benzin verkauft und schließlich eine Tankstellenkette besessen, die nur der Ausgangspunkt für alles andere gewesen war. »Ich möchte für mich selbst arbeiten, genau wie du es getan hast. Ich habe großen Respekt vor dir, Daddy. Und ich möchte wie du sein.«
Julia hätte ihr am liebsten eine Medaille für gelungene Manipulation verliehen. Max sah aus, als würde er jeden Moment vor Stolz in Tränen ausbrechen, weil seine Tochter sich als der sprichwörtliche Apfel erwiesen hatte, der nicht weit vom Stamm fiel. Er nahm sie in die Arme. »Schätzchen, ich bin ja so stolz auf dich, so stolz! Aber du musst mir erlauben, dir ein klein wenig zu helfen. Ich möchte dir wenigstens ein neues Auto schenken.«
Suzy tat so, als müsste sie über das Angebot noch nachdenken – ein Manöver, das Julia sofort durchschaute. »Ich finde, du solltest stattdessen lieber Ralph und Joan Tickets nach Australien kaufen«, sagte sie zu ihrem Vater.
»Ja, natürlich, aber dazu auch ein schnuckeliges keines Auto für dich? Bitte, lass mir die Freude.«
»Na schön«, gab Suzy nach. »Wenn es dich glücklich macht.«
»Und was wird jetzt aus uns?«, fragte Jason.
»Ihr geht an Land. Und falls ihr es noch nicht wisst, ihr seid arbeitslos«, antwortete Suzy. »Also verpisst euch!«
Woraufhin Jason in eine laute, obszöne Schmährede ausbrach.
»Wenn du fluchen willst, tu es außer Hörweite meiner Passagiere«, fuhr Suzy fort. »Daddy, könntest du das mit Jason bitte regeln? Auf dem Treidelpfad? Joan, Ralph, kommt doch bitte herein und sagt unseren Damen guten Abend. Ich mache uns derweil einen Tee oder irgendetwas in der Art.«
»Das überlass ruhig mir, Suzy«, griff Julia ihr Stichwort auf.
Sie machte die Passagiere mit Joan und Ralph bekannt. Ralph war ganz der Alte und versprühte ungebremsten Charme, und Joan offenbarte, dass sie jemanden kannte, der im gleichen Dorf lebte wie die Damen. Julia kochte Tee und förderte einen Kuchen zutage. Alle nahmen ein Stück, bis auf Max, der sichtlich verstimmt zurückkehrte, nachdem er Jason abgefertigt hatte. Offensichtlich hatte ein dicker Batzen Geld den Besitzer gewechselt, und Max schätzte es gar nicht, wenn er keinen Gegenwert für sein Geld bekam.
»Einen Brandy?«, schlug Julia vor.
Max streifte die Flasche, die sie in der Hand hielt, mit einem sehnsüchtigen Blick. »Besser nicht, ich muss noch fahren.«
»Wir haben zwei Kabinen frei, du könntest über Nacht bleiben«, meinte Suzy. »Warum eigentlich nicht? Sieh dir mal an, was bei uns so los ist.«
Max tauschte einen Blick mit Ralph und Joan.
»Wir könnten Emily anrufen«, überlegte Ralph, »unsere Nachbarin«, fügte er zur Information der Damen hinzu, »und sie bitten, die Hunde über Nacht reinzuholen. Was meinst du, Joany?«
Joan sah erheblich zufriedener aus als noch vor einer Stunde, und Julia fragte sich, ob Max sein Angebot wiederholt hatte, ihnen Flugtickets nach Australien zu schenken. »Meinetwegen. Wenn du es so willst.«
»O ja. Wir könnten morgen früh ein Stück weiter den Kanal entlangfahren, wenn Suzy nichts dagegen hat. Und Julia natürlich.«
»Ja«, erklärte Suzy, »wir sind ein Team.«
»Also, wie sieht es nun aus mit einem Brandy?«, fragte das andere Mitglied des Teams.
»Ja, bitte«, antwortete Max. »Einen großen. Aber ich sollte vorher besser noch deine Mutter anrufen.«
Julia schenkte Brandy für alle aus, einschließlich der älteren Damen, die ihr Bridge-Spiel unterbrochen hatten. Stattdessen flirteten sie jetzt mit Ralph und Max, die sich auf diesem Gebiet als wahre Experten erwiesen.
Trotz ihrer ungeheuren Müdigkeit war Julia so stolz auf Suzy, als wäre sie ihre eigene Tochter. Natürlich war sie immer noch Daddys kleine Prinzessin, die Daddy um den kleinen Finger wickelte. Aber jetzt geschah es zu ihren Bedingungen. Und wenn sie ihren Willen mithilfe von Manipulation durchsetzte, nun, das taten die Frauen schon seit Jahrtausenden. Und Suzy hatte eine mutige Entscheidung getroffen. Nichts wäre einfacher gewesen, als ihrem Vater zu erlauben, die Boote für sie zu kaufen.
Schließlich und endlich gingen die Damen zu Bett, und Joan folgte ihnen, um sich in der vorderen Doppelkabine niederzulassen. Auf diese Weise konnte Max nach Herzenslust sein kleines Verhör beginnen. Julia erhob sich ebenfalls zum Gehen, aber Suzy zog sie zurück auf
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