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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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schwer, Schwindel vorzutäuschen. Ihr Herz klopfte, ihre Beine zitterten. Der Angriff des Dämons hatte sie erschreckt – geschwächt –, mehr, als sie zugeben wollte. »Ich … kann nicht denken. Ich weiß es nicht mehr.«
    Caleb sah nicht auf ihre Brüste. Seine klaren grünen Augen blieben weiter auf ihr Gesicht geheftet, mit einer Eindringlichkeit, die ihr unbehaglich war. »In Ordnung«, sagte er langsam. »Du kannst im Jeep warten, bis Ted da ist, und dann fahre ich dich in die Klinik.«
     
    Das Innere seines Fahrzeugs –
Jeep,
wiederholte Margred stumm für sich – war dunkel und warm und roch nach Metall und Öl und Mann. Land roch. Das Fremde roch. In der schweigenden Dunkelheit dämmerte ihr einiges und nagte an ihrer labilen Selbstbeherrschung. Das Dach und der Metallrahmen beengten sie wie die Eisenstäbe eines Käfigs. Sie rutschte auf dem glatten Polster hin und her, und das Blut pochte in ihrem Kopf und befleckte ihre Finger durch das gefaltete weiße Rechteck hindurch, das er ihr gegeben hatte.
    Sie öffnete den Mund, um tief Luft zu holen.
    Die Fahrertür ging auf, und Caleb glitt auf den Sitz neben ihr. Sein Körper leuchtete weiß in der Dunkelheit. Es gelang ihr, nicht zusammenzufahren.
    »Es ist alles vorbereitet«, sagte er. »Drückst du auch fest genug auf die Wunde?«
    Sie nickte vorsichtig, als könnte ihr der Kopf abfallen.
    Seine Lippen verzogen sich. »Braves Mädchen. Blutet es noch?«
    Ihre Finger waren warm und klebrig. »Nicht mehr so schlimm.«
    »Gut. Das ist gut.« Er schob einen Schlüssel seitlich neben das Lenkrad, und der Jeep erwachte bebend zum Leben. Er sah sie an. »Schnall dich an.«
    Sie blinzelte.
    Er presste den Mund zusammen, bevor er den Arm nach ihr ausstreckte. Sie holte Luft, geräuschvoll, als seine Schulter ihren Rücken gegen die Lehne des Sitzes drückte und sein fester Arm ihre Brust streifte. Seine Hand war fast in ihrem Gesicht. Er zog einen Riemen quer über ihren Körper herunter und ließ ihn mit einem Klicken neben ihrer Hüfte einrasten.
    Der Druck auf ihre Brust wurde größer.
    Er lehnte sich zurück. »Erledigt.«
    Ihr Mund war trocken. Sie konnte nicht mehr weg. Sie war festgebunden. Gefesselt. Gefangen.
    Er drehte sich auf seinem Sitz, um einen ähnlichen Riemen über den eigenen Oberkörper zu ziehen. Als sein Knie das Lenkrad berührte, stöhnte er auf. Ihre Panik wich ein wenig.
    »Donna wird dir gefallen. Dr. Tomah«, fügte er hinzu, als Margred nicht reagierte. »Sie hat sich vor etwa fünf Jahren auf der Insel zur Ruhe gesetzt, bevor sie einsehen musste, dass das Altenteil doch nicht ihr Ding ist. Dann hat sie die Stadt überredet, eine Tagesklinik zu bauen, und dort behandelt sie so ziemlich alles, was keine Einlieferung ins Krankenhaus in Rockport erfordert.«
    Sie zwang sich zuzuhören, als enthielten seine Worte eine Lösung für ihre Zwangslage. Als würde es sie interessieren. Was es nicht tat. Aber es lag trotzdem etwas Tröstliches in seiner ruhigen Art und in seiner tiefen, angenehmen Stimme.
    Er sprach nun vom Budget des Stadtrats und einem neuen Röntgenapparat. Seine leisen, bedeutungslosen Worte füllten die Stille und plätscherten wie Wasser über sie hinweg. Sie lehnte ihren schmerzenden Kopf an die kühle Glasscheibe und starrte in die Dunkelheit hinaus, die an ihrem Fenster vorbeiraste.
    Er verstummte. Das Fahrzeug hielt an.
    Margred schreckte auf und bemerkte, dass er sie ansah. »Hast du das mit Absicht getan?«
    »Was?«, fragte er, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Mich zu Tode langweilen?«
    Caleb lächelte. Sie hatte das Gefühl, dass er kein Mann war, der oft oder leicht lächelte. Wärme brachte einen Teil des Eises in ihrem Bauch zum Schmelzen. »Das gehört zu meinem Job, Ma’am.«
    Sie zog sich seine Jacke höher über die Schultern. Dann betrachtete sie das Abzeichen, das auf seiner Hemdtasche glänzte. »Das ist ein Job?«
    »Manchmal.« Sein Blick begegnete ihrem. Da war es wieder, dieses sonderbare Schmelzen in ihrem Bauch. »Manchmal ist es auch privat.«
     
    Nun war es privat, dachte Caleb. Ob ihm das passte oder nicht.
    Maggie saß kerzengerade auf einem gepolsterten Tisch, den Rücken durchgedrückt und die Augen, die wie blind wirkten, weit aufgerissen. Sie hatte sein blutdurchtränktes Taschentuch gegen einen Eisbeutel aus der Klinik eingetauscht und seine Jacke gegen einen billigen Papierkittel. Auch wenn er wusste, dass die Schwellung eingedämmt und sämtliches Beweismaterial an ihrem

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