Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
Vom Netzwerk:
Augen auf. »Leicht für wen?«
    Er schwieg.
    Donna tippte mit dem Stift gegen das Klemmbrett. »Noch ein paar Fragen.«
    Caleb hatte die Hände in den Taschen vergraben und den Blick auf Maggies Gesicht geheftet, als sie die Fragen der Ärztin mit leiser, klarer Stimme beantwortete, um ihnen … absolut nichts zu erzählen.
    Sie wusste es nicht.
    Sie konnte sich nicht erinnern.
    Sie würde es nicht sagen.
    »Datum der letzten Periode?« Frust schwang in der Stimme der Ärztin mit. Caleb konnte es ihr nachfühlen.
    »Ich bin mir nicht sicher.«
    »Sind Sie sexuell aktiv?«
    Eine Pause, in der sich jeder Muskel seines Körpers anspannte.
    Die Ärztin versuchte es nochmals. »Erinnern Sie sich an den letzten Geschlechtsverkehr?«
    Sie erinnerte sich an … etwas. Er sah es in ihren Augen.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte er in dem Tonfall, mit dem er neue Rekruten zu beruhigen gepflegt hatte. »Niemand beschuldigt dich oder macht dich dafür verantwortlich. Wir wollen nur herausfinden, was passiert ist, damit wir das Richtige für dich tun können.«
    »Das letzte Mal?«, soufflierte Donna.
    Maggie war blass und gefasst. Ein winziger Puls klopfte an ihrem Hals. »Vor drei Wochen.«
    Drei Wochen …
    In seiner Brust wurde es eng. »Und heute Abend?«
    »Ich verstehe nicht …«
    »Was hast du heute Abend am Strand gesucht?«
    Maggies Blick spießte seinen auf. Ihre Augen waren dunkel und unergründlich. »Dich.«

[home]
    6
    D onna sah von Maggie zu Caleb. Ein Verdacht blitzte in ihren Augen auf. »Ihr beide kennt euch?«
    Maggie schwieg.
    Caleb konnte es ihr nicht verdenken. Ihre Beziehung ging die Ärztin nichts an. Jedenfalls unter normalen Umständen. Schade nur, dass dies keine normalen Umstände waren. Maggie war Donnas Patientin. Und Caleb … Nun, er war bereit, der Ärztin zu sagen, was immer sie wissen musste, um Maggie die beste Hilfe zu ermöglichen.
    Gut, er kannte weder Maggies Nachnamen noch ihre Lieblingsfarbe, ebenso wenig ihre Adresse oder die Haustiere, die sie als Kind gehabt hatte. Aber sie hatten Sex auf dem Picknicktisch gehabt. Zweimal. Das zählte doch auch.
    Ob er sie kannte?
    »Ja«, antwortete er.
    »Dann …« Donna spitzte die Lippen. »Hast du eine Idee, wen ich als Ansprechpartner einsetzen soll?«
    Die Opferentschädigung würde nur für einen Teil der Rechnung aufkommen.
    »Setz meinen Namen ein«, sagte Caleb. »Wenigstens so lange, bis wir jemanden aus der Familie ermitteln.«
    So einfach machte er seine Ansprüche auf sie geltend.
    Nun, das wusste er, würde man ihm verschwörerisch zuzwinkern, ihn mit dem Ellbogen anstoßen und ihn aufziehen, wenn er Streife im Hafen ging oder morgens auf einen Kaffee bei Antonia vorbeischaute.
    Aber solange Maggie als die Freundin des Polizeichefs galt, würde sie von der solidarischen Inselgemeinschaft akzeptiert und beschützt werden. Die Neuigkeit würde vielleicht sogar dem Hurensohn zu Ohren kommen, der sie ein paar Schreckensmomente lang angegriffen hatte.
    Das hoffte Caleb jedenfalls.
    »Gut.« Donna ließ das Klemmbrett sinken und lächelte Maggie zu. »Dann schaue ich mir Sie mal an.«
    Maggie erstarrte, ließ es aber zu, dass die Ärztin ihren Schädel abtastete und ihr mit einer Stiftlampe in die Augen leuchtete.
    Caleb ertappte sich dabei, wie er sich vorbeugte, und lehnte sich bewusst wieder in seine Ecke zurück. Seit Monaten versuchte er nun schon, einige Dinge zu fühlen. Zuneigung zum Beispiel. Und jetzt musste er sich um professionelle Distanz bemühen.
    »Hm«, machte Donna.
    Zum Teufel mit der Distanz.
    »Was ist los?«, fragte Caleb.
    »Ihre Pupillen sind erweitert.«
    »Ist das schlecht?«
    Donna gab einen weiteren unbestimmten Laut von sich. »Sie reagieren auf Licht. Und die Reaktion ist auf beiden Seiten symmetrisch.« Sie leuchtete, sah nach, leuchtete wieder. »Es ist nur … sonderbar.«
    Maggie blinzelte. »Meinen Augen fehlt nichts.«
    »Keine Unschärfe?«, wollte Caleb wissen. »Oder Doppeltsehen?«
    »Nein«, antwortete Maggie.
    Donna warf ihm einen genervten Blick zu.
    Er verstummte und rammte die Hände in die Hosentaschen, während die Ärztin ihre Untersuchung fortsetzte. Mund. Hals. Handgelenke. Arme. Brüste. Schenkel. Jeden Teil ihres Körpers, den er berührt und in die Hand genommen und gestreichelt hatte … Er blickte zu den fleckigen Akustikplatten an der Decke hinauf. Zwang sich, wieder zu Maggie auf dem Untersuchungstisch zu sehen.
    Die Ärztin war nun bei ihren Füßen angelangt. Sie spreizte

Weitere Kostenlose Bücher