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Wellentraum

Wellentraum

Titel: Wellentraum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virginia Kantra
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begann, und damit seine eigene Glaubwürdigkeit völlig untergraben.
    »Erinnert sie sich schon wieder an etwas?«, fragte Reynolds. »Hat sie etwas gesehen?«
    »Ich habe ihn überhaupt nicht sehen können«,
hatte Maggie mit geröteten Wangen und ernsten dunklen Augen gesagt.
»Aber es war jedenfalls nicht Dylan.«
    »Wie kannst du dir da so sicher sein?«
    »Es war ein Dämon.«
    Verflucht.
Das würde ungefähr genauso gut ankommen wie die Meerjungfrauengeschichte.
    Caleb zwang sich zu sprechen. »Sie erinnert sich an nichts. Ich glaube, sie will sich nicht erinnern. Manchmal … ahnt sie Dinge.«
    »Sie lügt.«
    Die Erinnerung an Maggies weit aufgerissene, dunkle Augen und ihre ernste Stimme erhob sich anklagend wie ein Geist.
    »Nein«, entgegnete Caleb entschieden. »Sie glaubt, was sie sagt. Es ist nur …«
    »Ich bin nicht krank. Oder schwachsinnig.«
    Sie hatte Schwimmhäute zwischen den Zehen.
    »Sie ist verstört«, schloss er.
    Reynolds und Hall wechselten einen Blick.
    »Vielleicht wird sie klarer sehen, wenn sie erfährt, was dieser Kerl jemand anderem angetan hat«, meinte Reynolds.
    Vielleicht, dachte Caleb. Vielleicht würde es sie aber auch davon überzeugen, dass sie niemandem vertrauen konnte.
    Ihn eingeschlossen.
     
    Die beiden Detectives hatten Maggie in die Mitte genommen. Einer saß im Wohnzimmer der Hunters auf der hässlichen braunen Couch, der andere am Kamin.
    Ihnen die Wahrheit sagen?
    Sie würden ihr niemals glauben. Caleb hatte ihr nicht geglaubt.
    Deshalb log Margred. Charmant, leichthin, bei einer Tasse Kaffee.
    Zwischen ihnen sitzend erzählte sie ihnen dieselben Lügen, die sie anfangs auch Caleb erzählt hatte: Sie wusste nichts, sie erinnerte sich an nichts. Der Mann schrieb alles auf, als würde er ihr glauben. Die Frau hegte Zweifel – Margred konnte sie in ihren Augen sehen –, aber sie hatte Margreds bezauberndem Kummer über ihren Gedächtnisverlust nichts entgegenzusetzen.
    Margred hatte keine Gewissensbisse. Keine verräterische Schamesröte, kein ungeschicktes Zögern, kein Blick zu Boden verriet sie.
    Sie log und lächelte und trank ihren Kaffee und hätte Caleb am liebsten den Hals umgedreht. Wo war er bloß? Warum zum Teufel hatte er sie überhaupt mit diesen Leuten allein gelassen?
    »Kommt Caleb auch bald?«, fragte sie, während sie dem Mann nachschenkte.
    Er glättete seinen Schnurrbart und sah seine Kollegin über die Hand hinweg an. Mit dem wachsamen Instinkt der Gejagten registrierte Margred den Blick. Ihr Pulsschlag beschleunigte sich.
    »Wir glauben schon«, erwiderte die Frau.
    »Erzählen Sie uns von Ihrer Beziehung zu Chief Hunter«, sagte der Mann. Reynolds war sein Name.
    Beziehung.
Nannten sie das so? Margred setzte sich wieder auf die Stuhlkante und faltete die Hände im Schoß. »Wir sind Freunde.«
    Reynolds blätterte eine Seite in seinem Notizbuch um. »Enge Freunde.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Ja.«
    »Seit wann kennen Sie den Chief?«, ließ sich die Frau wieder vernehmen.
    Margred versuchte sich daran zu erinnern, was Caleb zu der Ärztin gesagt hatte. »Seit etwa einem Monat.«
    Sie spürte, wie sie plötzlich aufmerksam wurden, wie Haie, die im Wasser Blut wittern.
    »Also schon vor dem Überfall«, stellte Reynolds fest.
    Margred runzelte die Stirn. »Ja.«
    »Daran erinnern Sie sich«, meinte die Frau.
    Aha.
    »Ich erinnere mich an Caleb«, gab Margred zu. »An nichts sonst.«
    »Sie haben also nichts als seine Behauptung, dass Sie beide … sehr eng miteinander waren«, fuhr Reynolds fort.
    Margred hörte auf, an Calebs Halskette zu nesteln. »Ich verstehe nicht.«
    »Kamen Sie beide gut miteinander aus? Bevor all das passiert ist, meine ich?«
    Heimtückische Strömungen wirbelten unter der Oberfläche dieser Unterhaltung. Was wollten diese Leute? »Natürlich. Ich verstehe immer noch nicht …«
    »Wir versuchen, Ihnen zu helfen«, sagte die Polizistin.
    »Eine zweite Frau wurde heute Nacht am Strand angegriffen«, erklärte Reynolds. »Wenn Sie etwas wissen, das uns helfen könnte … irgendetwas …«
    Eine Erkenntnis traf Margred wie der Blitz. Caleb hatte ihr einmal unterstellt, dass sie jemanden schützen wollte. Dachten diese beiden wirklich, dass sie …
    Sie konnten doch nicht argwöhnen, dass er …
    Sie streckte den Rücken. »Caleb ist ein
guter
Mann.«
    Reynolds nickte. »Ich schätze, Sie glauben, dass Sie ihm eine Menge schulden.«
    »Besonders seit Ihrem … Unfall«, fügte die Frau hinzu.
    Margred

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