Wells, ich will dich nicht töten
schwach.
Ihre Mom runzelte die Stirn. »Egal, was mit ihm los ist, er soll das Haus sofort verlassen. Ich weiß nicht, was du dir dabei denkst, so hereinzustürmen, John, aber ich hätte nicht übel Lust, die Polizei zu rufen.«
Wie betäubt starrte ich Brooke an. Was konnte ich tun? Wie sollte ich sie aufhalten? Wenn es schon in ihr steckte, war ich völlig machtlos.
»Ich gehe jetzt.« Ihre Mom ließ mich los, und ich näherte mich der Treppe. »Es … es tut mir leid.«
»Mir geht es gut, John«, sagte Brooke. »Wirklich. Vorher war es schrecklich, aber jetzt fühle ich mich … bestens.«
Es war vorbei.
Ich schloss mich in meinem Zimmer ein und warf mich aufs Bett, legte die Hände vor die Augen und knirschte mit den Zähnen, bis mir der ganze Kiefer wehtat.
Niemand steckte in Brooke. Niemand war Brooke. Ich konnte die eine nicht töten, ohne auch die andere umzubringen.
Das Telefon klingelte, doch ich reagierte nicht. Sollte Mom doch die aufgesprochenen Nachrichten abhören, wenn sie später nach oben kam. Wieder ging ich die Erinnerungen durch und verfolgte den Weg, den Niemand von einem Mädchen zum anderen genommen hatte. Ich übersah etwas. Irgendein wichtiges Puzzleteil, das alles in den richtigen Zusammenhang gebracht hätte. Ich wusste nicht, mit wem die Dämonin angefangen hatte. Irgendwo musste es eine Leiche geben, die noch nicht entdeckt worden war. Von da aus hatte sie Jenny Zeller übernommen und einige Zeit in ihr gelebt, im Juni hatte sie Jenny umgebracht und war zu Allison Hill gewechselt. Zwei Monate hatte sie in Allison gesteckt und war auf Rachel übergesprungen. Was hatte Rachel am nächsten Morgen gesagt, nachdem Allison gestorben war? Sie hat mich gestern Abend fünfmal angerufen. So war es auch bei Rachel gelaufen. Rachel war beim Ball den ganzen Abend förmlich von Marci besessen gewesen, und schließlich hatte Marci sich auf Brooke konzentriert. Ich holte mir einen Notizblock und schrieb es auf.
Starke Konzentration auf den neuen Wirt, kurz bevor der alte getötet wird.
Was löste die Besessenheit aus? War es einfach nur eine gemächliche Jagd, bei der ich die Beute war? Aber das war abwegig. Wenn die Dämonin wusste, wer ich war, dann musste sie nicht Monate damit verbringen, von einem Mädchen zum anderen zu springen. Sie hätte geradewegs auf mich losgehen können. An dem Morgen, als ich mit der Wahrheit herausgerückt war und Marci von den Dämonen erzählt hatte, hatte ich in Wirklichkeit mit Niemand gesprochen – ich hatte der Dämonin verraten, dass ich derjenige war, den sie suchte. Die Jagd war vorbei, und sie hätte mich nur noch töten müssen. Stattdessen hatte sie Marci umgebracht und danach Brooke in Besitz genommen. Ich war nicht ihr Ziel. Es ging ihr offensichtlich um etwas anderes.
Wieder klingelte das Telefon, laut und drängend. Ich ließ es klingeln. Was hatte ich an jenem Morgen zu Marci gesagt? In welcher Hinsicht hatte unser Gespräch sie auf den Gedanken gebracht, sie müsse Marci verlassen und Brooke übernehmen? Ich hatte sie vor dem Killer gewarnt und gesagt, ich würde vorbeikommen. Ich hatte ihr gesagt, sie sei sicher, solange sie nicht allein sei. War das der Grund? Vielleicht hatte sie Angst bekommen und gedacht, dies sei die letzte Gelegenheit, Marci zu verlassen. Jetzt hatte ich Brooke besucht. Wusste sie, dass ich sie durchschaut hatte? Hatte ich Brooke gerade in Gefahr gebracht?
Wem wollte ich eigentlich etwas vormachen? Brooke würde die Sache auf keinen Fall lebend überstehen.
Vielleicht steckte noch etwas anderes dahinter. Möglicherweise hatte ich Niemand veranlasst, Marci zu töten und Brooke zu übernehmen, als ich die Dämonen erwähnt hatte. Ich hatte ihr von den Dämonen erzählt, und ihre erste Reaktion … war die Konzentration auf Brooke gewesen. Sie hatte mich gefragt, ob ich im Haus gewesen sei, was ich bejaht hatte, und dann gesagt: Brooke war auch dort. Vielleicht wollte sie Brooke sein, weil diese Forman kennengelernt hatte.
Es konnte auch an unserem gemeinsamen Erlebnis mit Forman liegen. Brooke und ich waren zusammen dort gewesen, dadurch wurde es wichtig. Selbst wenn sie mich nicht töten wollte, kam sie mir eindeutig näher. Verfolgte sie noch einen ganz anderen Plan, bei dem es gar nicht darum ging, jemanden zu töten?
Sie hatte mir gesagt, dass sie mich liebe. Das waren ihre letzten Worte. War das Marci gewesen, die ein letztes Mal durchgebrochen war?
Oder hatte Niemand mit mir gesprochen?
Wieder klingelte
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