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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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wirkte. Mir fiel nichts ein. Ich legte eine Hand an den Türrahmen. »Bitte, hass mich nicht!«, konnte ich nur noch hervorstoßen. Mehr war einfach nicht möglich.
    Ich lief durch den Flur und die Treppe hinunter, dann zur Vordertür hinaus. Auf Mrs Jensens verwirrte Abschiedsworte reagierte ich nicht. Ich musste nachdenken, und das konnte ich hier nicht. Ich durfte nicht noch mehr aufs Spiel setzen, konnte aber auch nicht einfach aufhören. Irgendetwas war mit Mr Colemans Augen geschehen, und ich musste die Einzelheiten herausfinden. Es galt, das Rätsel zu lösen und den Dämon zur Strecke zu bringen – aber wie? Mit Mom konnte ich nicht reden. Brooke schied ebenfalls aus, und jetzt kam auch Marci nicht mehr infrage. Vielleicht nie wieder. Es gab immer noch Max, aber ich brauchte keinen dummen Jungen mit Tunnelblick. Hier war ein echter Dämon im Spiel, kein gewöhnlicher Killer, und es hatte zu nichts geführt, ihn wie einen gewöhnlichen Killer zu behandeln. Entweder war Mr Colemans Tod tatsächlich ein sinnloser Akt gewesen, oder er war aufgrund von Faktoren sinnvoll gewesen, die ich nicht berücksichtigt hatte. Ich hatte sie übersehen, weil ich gemeinsam mit Menschen nachgedacht hatte, die das Übernatürliche nicht anerkannten. Das musste sich ändern. Es wurde Zeit, mich an den einzigen Menschen zu wenden, mit dem ich über Dämonen reden konnte.
    Es wurde Zeit, noch einmal Pfarrer Erikson aufzusuchen.
     

ELF
     
    Pfarrer Eriksons Haus, das im Ranchstil aus Ziegeln gemauert war, befand sich im Osten der Stadt. Als er mir öffnete, trug er über der gewöhnlichen Kleidung einen dicken dunkelblauen Hausmantel mit einem Disney-Logo.
    »Hallo?«, sagte er.
    »Hallo. Können wir reden?«
    »Wer bist du denn?« Er musterte mich einen Moment lang. »Ach ja, der Bursche, der mich nach Dämonen ausgefragt hat.«
    »Genau«, bestätigte ich. »Können wir reden?«
    »Wie hast du meine Privatadresse herausgefunden?«
    »Man nennt es Internet«, antwortete ich. »Ich muss mit Ihnen reden, und zwar sofort. Darf ich reinkommen?«
    »Äh … ja, sicher, komm nur herein. Wissen deine Eltern, dass du hier bist?«
    »Natürlich«, log ich. »Ich gehe nie weg, ohne Dad Bescheid zu sagen.«
    »Das ist … ja, das ist gut.« Er war nicht sicher, ob er mir glauben sollte. Sobald er die Tür hinter mir geschlossen hatte, deutete er auf das Sofa. Im Fernseher lief augenscheinlich eine Soap Opera, von der ich allerdings kein Wort verstand. »Ich versuche gerade, Spanisch zu lernen«, erklärte er, während er die Fernbedienung nahm und den Apparat abschaltete. Ich setzte mich aufs Sofa, und er ließ sich auf einem abgenutzten Sessel nieder. »Nach unserem letzten Gespräch habe ich mich bei der Zeitung nach dem Praktikanten von der Highschool erkundigt. Anscheinend heißt du Kristen.«
    »Ich mache gar kein Praktikum bei der Zeitung.«
    »Dachte ich mir’s doch. Wie heißt du denn?«
    Ich überlegte kurz. »John.«
    »Willst du mir nicht verraten, was du wirklich willst?«
    »Mister Coleman wurde ermordet«, sagte ich. »Er war Lehrer.«
    »Und ein Angehöriger meiner Gemeinde«, ergänzte der Pfarrer. »Eine schreckliche Tragödie.«
    »Warum glauben alle, es sei so schlimm, dass der Mann tot ist?«, fragte ich. »Er war ein Pädophiler und ein widerlicher Mensch. Nachdem er gefeuert worden war, redeten alle darüber, wie schrecklich er war und wie froh wir sein könnten, dass er nicht mehr an der Schule unterrichtete. Was soll schlecht daran sein, dass ihn jemand für immer aus unserem Leben entfernt hat?«
    »Ich habe nicht über seinen Tod gesprochen, obwohl auch das eine Tragödie ist«, antwortete der Geistliche. »Ich meinte sein Leben.«
    »Ich glaube, Sie benutzen das Wort Tragödie ein bisschen zu oft.«
    Er zuckte mit den Achseln. »Mag sein. Andererseits denke ich, dass du David Colemans Vergehen überschätzt. Ja, er war ein Sünder, und ja, er hatte eine Strafe verdient, aber er hat auch viel Gutes und Lobenswertes getan. Er war ein sehr guter Lehrer und ein sehr guter Freund. Da gibt es kein reines Schwarz oder Weiß.«
    »Na gut«, sagte ich. »Dann war er ein guter Mann. Von mir aus. Deshalb bin ich nicht hier. Ich versuche herauszufinden, wer ihn umgebracht hat.«
    »Und wie zuvor denkst du, es sei ein Dämon gewesen.«
    Ich nickte. Der Pfarrer nahm die Information mit bemerkenswerter Gelassenheit auf. Anscheinend hatte er in der Kirche öfter mit Verrückten zu tun.
    »Warum kommst du damit zu mir?«,

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