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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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die Abende wurden merklich dunkler und kühler. Wir stiegen in Brads Auto – er hatte von uns vieren den besten Wagen – und fuhren los, um die Mädchen abzuholen.
    »Es ist lange her, was?«, sagte Brad. Ich sah ihn fragend an.
    »Was meinst du?«
    »Seit wir was zusammen gemacht haben«, erklärte er. »Früher in der Grundschule haben wir uns öfter mal getroffen. Was ist nur daraus geworden?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wie war das noch gleich? Was haben wir damals auf diesem Ding auf dem Spielplatz immer gespielt? Auf dieser großen Holzkonstruktion?«
    »Kann mich nicht erinnern.«
    »Dabei hast du das Spiel doch erfunden. Eine Rampe aus alten Autoreifen. Wir mussten ansagen wie beim Poolbillard und dann in das richtige Loch springen.« Er lachte, und nun erwachten auch meine Erinnerungen – verschwommen und unwirklich, als gehörten sie zu einem anderen Menschen. Kinder in der Pause, die lachten, schrien, sprangen und stürzten, die den ganzen Tag spielten und die Welt um sich herum vergaßen.
    »Ich kann kaum glauben, dass wir das waren.« Draußen zogen die Autos, Häuser und Menschen vorbei. Inzwischen lebten wir in einer ganz anderen, dunkleren Welt. Sie war voller Dämonen, voller echter Dämonen, die uns töten wollten. Kaum vorstellbar, dass irgendjemand jemals wieder so sorglos sein konnte.
    »Ich weiß schon, was du meinst«, stimmte Brad mir zu. »Früher haben wir das gespielt, was wir heute tatsächlich machen. Wir haben Jobs, treiben Sport, gehen zur Schule. Heute hat das, was wir damals nur gespielt haben, eine ganz andere Bedeutung. Es ist nicht mehr Fußball auf der Straße, sondern wir haben jetzt ein großes Spielfeld mit Flutlicht, Ansagern und Zuschauern aus der ganzen Stadt.«
    Ich blickte unverwandt aus dem Fenster. Andere Häuser als gerade eben noch, andere Autos und andere Menschen, aber irgendwie doch immer wieder das Gleiche. Ein Block nach dem anderen, Kilometer um Kilometer, alle gleich. Flutlicht und Ansager. Reicht dein Ehrgeiz tatsächlich nicht weiter?
    »Und die Mädchen erst!« Brad klatschte mit der flachen Hand aufs Lenkrad. »Da meint man, wir hätten uns verändert. Ich weiß noch genau, dass Rachel mal Pferdeschwänze und spitze Knie hatte und jedes Mal bei den Lehrern gepetzt hat, wenn wir im Klassenzimmer Fußball gespielt haben. Marci war ein Hippiemädchen, richtig wild. Aber eines Tages – peng! Die Mädchen sind verschwunden, und aus dem Nichts sind diese attraktiven Frauen aufgetaucht.«
    Jeder wurde erwachsen. Ich dachte an Marcis kleine Schwester Kendra, einen vierjährigen Lockenkopf. Auch sie würde zu einer jungen Frau heranwachsen, eine weibliche Figur bekommen und hübsch aussehen. Für irgendjemanden wäre sie die Freundin oder ein Wunschbild, für irgendjemanden ein Opfer. Erwachsen, sexy und tot.
    »Ja«, pflichtete ich bei. »So läuft das manchmal.«
    »Rachel wohnt gleich da vorn.« Er bog in eine Seitenstraße ein und deutete auf ein Haus. Als er das Auto abgestellt hatte und zur Tür ging, kletterte ich auf den Rücksitz. Nach wenigen Minuten kehrte Brad mit Rachel zurück, hielt ihr die Tür auf und half beim Einsteigen. Ich beobachtete ihn genau und nahm mir vor, es so zu machen wie er.
    »Hallo, John.« Sie wandte sich halb um und winkte. »Siehst gut aus!«
    »Hi«, sagte ich nur. Allmählich fiel mir wieder ein, warum ich so ungern mit anderen Menschen zusammen war. Je größer die Gruppe, desto schlimmer wurde es. Dieser Tanzabend wäre mein Untergang.
    Wir fuhren zu Marcis Haus, und ich ging mit meiner durchsichtigen Blumenschachtel zur Tür. Wie immer stand der Eingang offen. Ich klopfte ans Fliegengitter. Sofort sprangen die Zwillinge unter lautem Gekreisch vom Sofa auf und kamen zur Tür gerannt. »Marci, John ist da!«, riefen sie, und auf einmal war der Flur voller Kinder.
    »Meine Schwester ist hübsch«, verkündete Kendra. »Dir wird sie gefallen, aber Mom sagt, sie sieht aufreizend aus.«
    »Rein! Sofort hinein mit euch!«, befahl Marci, als sie durch den Flur zur Tür kam. Sie trug ein langes dunkelgrünes Kleid und hob achtsam den Saum, als die Kinder an ihr vorbei ins Fernsehzimmer stürmten. Der fließende, weiche Stoff schimmerte sanft im schwachen Flurlicht. Das Oberteil war eine elegante bestickte Korsage, die Schultern und Schlüsselbeine frei ließ, und der Ausschnitt war tiefer, als ich es nach unserem letzten Gespräch erwartet hätte. Sie öffnete und winkte mich hinein. »Komm mit, Mom will Fotos machen.«
    »Heute

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