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Wells, ich will dich nicht töten

Wells, ich will dich nicht töten

Titel: Wells, ich will dich nicht töten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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du, ein Hamburger hält wirklich die Daumen hoch, wenn er weiß, dass du ihn essen willst?«
    »Vielleicht ist es der höchste Daseinszweck aller Hamburger, gegessen zu werden. Sozusagen ihr Paradies.«
    »Wenn es nun irgendjemanden gibt, der Menschen isst? Und wenn eine Restaurantkette gegründet wird, in der es Hamburger mit Menschenfleisch gibt? Würdest du dann lächelnd und winkend für ein Reklameschild posieren und dich darauf freuen, dass du gegessen wirst?«
    »Bei einer Kette auf keinen Fall«, erwiderte sie lachend. »Für so was könnte ich mich nur bei einem unabhängigen Einzelrestaurant hergeben.«
    »Wenigstens legst du strenge Maßstäbe an.«
    »Wir sollten aber aufhören, unser Essen zu vermenschlichen, und es uns lieber einverleiben. Mir liegt das Sechskornbrot wie ein Stein im Magen, und ich brauche etwas Fettes mit Ketchup zum Verdauen.«
    Wir gingen hinein und reihten uns in die Warteschlange ein. Für Dienstagabend war es ziemlich voll. Während wir warteten, schwatzte Marci mit verschiedenen Leuten, die sie kannte, ich stand nur stumm dabei und hielt ihre Hand. Die Speisekarte mussten wir nicht lesen, weil sie sich seit fünf Jahren nicht geändert hatte.
    »Hallo, John.«
    Überrascht hob ich den Blick und sah Brooke hinter der Theke stehen. Sie trug den kleinen Papierhut des Lokals. Als wir an der Reihe waren, trat ich dicht vor die Theke.
    »Hallo, Marci«, sagte sie. »Wie läuft’s denn so?«
    »Super.« Marci machte große Augen. »Ich wusste gar nicht, dass du hier arbeitest.«
    »Erst seit zwei Wochen«, erwiderte Brooke. »Ungefähr seit die Schule wieder begonnen hat. In den Ferien habe ich mich in den Parks um die Teiche gekümmert, und danach brauchte ich etwas Neues.«
    »Cool«, sagte Marci. »Gefällt es dir hier?«
    »Das kommt drauf an, was ich so mache«, erklärte Brooke lachend und verdrehte die Augen. »Die Theke ist nicht übel, aber früher oder später muss irgendjemand die Getränkeautomaten putzen.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ich meine, wir putzen sie natürlich jeden Tag, aber ich bin nicht scharf drauf, es zu machen. Entschuldigung, das klingt irgendwie eklig.«
    »Schon gut.« Verschwörerisch beugte sich Marci vor. »Sollten wir irgendwas lieber nicht bestellen?«
    »Nein, hier ist alles superlecker«, antwortete Brooke laut, sah sich über die Schulter um und tippte auf die Chicken Nuggets, die auf der Speisekarte abgebildet waren. Marci zog die Augenbrauen hoch, und Brooke nickte.
    »Dann hätten wir gern zwei Friendly Burger«, entschied Marci. »Für dich mit Käse, John?«
    »Ich glaube, ich nehme lieber das Fischfilet. Ich will kein …«
    Sie musterte mich fragend und schüttelte dann lachend den Kopf. »Natürlich, entschuldige, du isst ja kein Fleisch. Also einen Friendly Burger und einen Friendly Fish. Die Fritten und das Getränk teilen wir uns.«
    Brooke notierte die Bestellung auf einem kleinen Spiralblock, riss das Blatt ab und tippte die Preise in die Kasse ein. Ich zückte mein Portemonnaie und reichte ihr ein paar Geldscheine, nachdem sie mir die Gesamtsumme genannt hatte. Sie öffnete die Kasse und zählte das Wechselgeld ab.
    »Das ist schon komisch, was?«, sagte sie, als sie die Münzen abzählte.
    »Was denn?«
    »Als wir das letzte Mal hier waren, haben wir beide auf der anderen Seite gesessen, jetzt bediene ich euch hinter der Theke.«
    Marci nahm wieder meine Hand und drückte womöglich etwas nachdrücklicher als sonst, während sie unsere verschränkten Hände demonstrativ auf die Theke legte. »Hattet ihr hier ein Date?«
    »Es gibt ja nicht viel Auswahl, was man so machen kann«, sagte ich.
    »Ja«, bestätigte Brooke. »Das war …« Auf einmal wirkte sie sehr traurig. »Das war der Abend, an dem Forman …« Sie ließ den Blick durch den vollen Raum wandern. »Ihr wisst schon.« Sie gab mir das Wechselgeld. »Nummer achtundsiebzig.«
    Marci und ich machten Platz und warteten, bis unsere Bestellung aufgerufen wurde. Brooke begrüßte unterdessen lächelnd das nächste Paar in der Reihe. Sie wirkte fröhlich und glücklich und schien gern mit den Kunden zu reden. Selbst in dem schrecklichen Friendly-Burger -Shirt war sie schön.
    Marci umarmte mich herzhaft und schlang mir beide Arme fest um die Hüften. Ich sah sie überrascht an, doch sie blickte zu Brooke hinüber. »Seltsam, warum muss sie ausgerechnet jetzt ihr letztes Date mit dir erwähnen?«
    »So ist sie eben«, erklärte ich. »Sie redet, ohne groß nachzudenken.

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