Wells, ich will dich nicht töten
und hämmerte gegen die Tür. Ich kniete nieder, stieß das Ende des Schlauchs in den Auspuff und dichtete die Zwischenräume mit Klebeband ab.
»He! Aufmachen!« Die Stimme drang nur gedämpft durch die Holztür. Ich legte mich auf den Bauch und rutschte unter dem Auto durch, ohne den schweren Metallrahmen zu berühren, der im Leerlauf vibrierte. Dann zog ich noch etwas Klebeband ab, klemmte das Ende des Schlauchs in den Spalt unter der Tür und klebte ihn fest. Ohne auf die Rufe zu achten, versiegelte ich den Türspalt mit einem weiteren Streifen Klebeband. So. Ich ließ das Klebeband fallen, rutschte wieder unter dem Wagen hervor, nahm die Pistole und spähte wachsam umher.
Wo bleibt sie nur?
NEUNZEHN
Das Ding, das hinter der Tür festsaß, hämmerte jetzt kräftiger dagegen. Die Tür klapperte laut gegen das Auto. Unterdessen ging ich in die Hocke und verfluchte die Tatsache, dass es hier keine Straßenlaternen gab. Ich sah nichts – die Dämonin konnte überall sein. Das Hämmern brach ab, dann vernahm ich ein lautes metallisches Klacken. Mit klopfendem Herzen duckte ich mich hinter das Auto, weil das Geräusch gleich darauf noch einmal zu hören war. Es ging vom Auto aus. Als ich den Kopf wieder hob, entdeckte ich zwei helle Krater in der Kofferraumhaube: Einschusslöcher. Auch in der Haustür klafften zwei Löcher neben dem Türknauf, als hätte der Eingesperrte das Schloss herauszuschießen versucht. Die Schüsse hatte ich gar nicht wahrgenommen, nur die Einschläge – demnach benutzte auch er einen Schalldämpfer. Wieder rüttelte er an der Tür, bis sie heftig bebte, doch das Auto rührte sich nicht. Von drinnen war ein Fluch zu hören und einen Augenblick später ein lauter Knall, als etwas Schweres gegen die Tür donnerte. Das Beil. Wir hatten in jeder Beziehung recht gehabt – wir hatten ihn bis ins letzte Detail zutreffend beschrieben.
Er war völlig in meiner Gewalt.
Ich blieb in Deckung und lauschte angestrengt auf irgendwelche anderen Geräusche, auf Hinweise, ob der zweite Dämon anrückte. Doch die Umgebung blieb still, und der hungrig grollende Motor übertönte sogar die Beilhiebe. Schließlich brachen die Schläge ab, und ich hörte ein lautes, würgendes Husten. Erneut donnerte etwas Großes und Schweres gegen die Tür, dann setzten die Beilschläge wieder ein. Er war bereits geschwächt. Ich beugte mich vorsichtig vor und schnüffelte an den Kugellöchern. Ein starker, beißender Geruch drang heraus. Inzwischen konnte man im Innern des Hauses vermutlich kaum noch atmen.
Noch einmal blickte ich verwundert in die Runde und fluchte halblaut. »Wo steckst du bloß?«
Das Pochen hörte auf. »Was war das? Wer ist da?«
»Wo ist der zweite?«, fragte ich.
»Lass mich raus!«
»Wo ist sie?«, fragte ich noch einmal in Richtung der Tür. »Wo ist Niemand?«
»Das …« Er hustete. »Das verstehe ich nicht.«
»Ist jemand mit Ihnen gekommen?«
»Aber gewiss«, antwortete er. »Ich … ich komme mit dem Herrn.« Schwach schlug er noch einmal gegen die Tür, dann fiel das Beil klirrend zu Boden, und er würgte und hustete. »Du bringst mich um«, sagte er. »Diener Satans, lass mich raus!«
»Das nennt man Kohlenmonoxidvergiftung«, erklärte ich. Für Menschen war es tödlich, aber ich hatte keine Ahnung, was das Gas bei einem Dämon anrichtete. »Kann es Sie töten?«
»Nichts kann mich töten.« Wieder würgte er. »Ich bin … der Auserwählte des Herrn.«
»Sie sterben«, entgegnete ich. »Wenn Sie herauswollen, dann verraten Sie mir, wo der zweite Dämon ist.«
»Ich dachte, er sei hier«, erwiderte er so leise, dass ich es kaum verstehen konnte. »Pfarrer Erikson … zerstört die Menschen. Ich dachte, er sei hier.«
»Ich rede nicht über Ihr Opfer«, erwiderte ich. »Ich meine die Person, mit der Sie zusammenarbeiten. Ich weiß, dass sie hier ist, denn ich habe sie gerufen. Jetzt hören Sie auf, sich zu verstellen, und sagen es mir.«
»Niemand … sonst.«
»Hören Sie mal.« Ich beugte mich vor. »Ich habe Forman und den anderen getötet, der vor ihm da war. Ich werde auch Sie im Handumdrehen umbringen, wenn Sie mir nicht alles sagen, was ich wissen will.«
»Clark Forman? Den Folterhaus-Killer?«
Diese Bezeichnung hatte ich noch nicht gehört, aber sie passte gut. »Genau den. Und den Clayton-Killer.«
»Aber deshalb bin ich doch hergekommen«, sagte er. Es klang, als hocke er dicht hinter der Tür. »Ich wollte … ich wollte euch von ihnen
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