Wells, ich will dich nicht töten
einfacher.«
»Sie braucht eine Pause«, beharrte ich. »Du weißt genau, dass es eine gute Idee ist.«
»Sie macht auch gern was mit dir«, erwiderte Lauren. »Warum lädst du sie nicht ein?«
»Sie sieht mich jeden Tag. Also ist ein Abend mit dir nicht nur was Besonderes – du stehst auch in meiner Schuld.«
Lächelnd verschränkte sie die Arme vor der Brust. »Vielleicht willst du sie nur aus dem Haus haben, um deinen ruchlosen Vergnügungen nachzugehen.«
Ich lächelte. »Was soll denn schon passieren? Das tote Mädchen wird erst morgen geliefert.«
»Igitt!« Sie warf einen Stift nach mir. »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du damit aufhören sollst?«
»Im Moment läuft ein Film, den sie schon lange sehen wollte. Irgendein historisches Drama«, erklärte ich. »Zieht los, esst was, und dann geht ihr ins Kino. Das ist das Einfachste der Welt.«
»Du vergisst das Palaver«, wandte Lauren ein. »Wie lange wird es wohl dauern, bis einer von uns Streit anfängt?«
»Da ist Kino doch ideal – da darf man nicht reden.«
Lauren ließ den Kopf hängen und rieb sich die Schläfen. »In Ordnung«, sagte sie. »Ich mach’s. Aber dann bist du mir was schuldig.«
»Wie wäre es, wenn ich verspreche, keine nekrophilen Scherze mehr zu machen?«
Sie blickte auf und machte ein Gesicht, als zähle sie im Kopf etwas zusammen, dann schnitt sie eine Grimasse. Ihr war gerade eingefallen, was nekrophil bedeutet. »Na schön«, sagte sie und streckte mir die Zunge heraus. »Aber du musst dann auch mal was für mich tun.«
»Du bist klasse.«
»Ich weiß. Und jetzt verzieh dich, damit ich hier fertig werde.«
Mit den Vorbereitungen konnte ich erst beginnen, nachdem die beiden gegangen waren. Also nutzte ich die Zeit, um im Internet etwas über Harry Poole herauszufinden, entdeckte aber keinerlei Hinweise auf einen Journalisten dieses Namens. Margaret ging um vier, Mom und Lauren verschwanden schließlich um halb sieben. Sie wollten ins El Toro , eins der wenigen besseren Lokale der Stadt, und einen gewaltigen Historienfilm über die Beziehungsprobleme von Menschen in fremden Ländern ansehen. Sie würden frühestens um Mitternacht zurückkehren.
Zuerst galt es, alle Ausgänge aus dem Treppenhaus zu blockieren. Sobald der Handlanger drinnen wäre, würde er natürlich wieder zu entkommen versuchen. Ich hob die Schlafzimmertür und Moms Tür aus den Angeln und lehnte sie an die Eingangstür zu unserer Wohnung. Dann zog ich den Stecker des Kühlschranks heraus und schob das Gerät dagegen, um die Türen zu stabilisieren. Sicherheitshalber requirierte ich auch das Sofa und ein Element der Sitzecke. Als ich aus Moms Schlafzimmerfenster auf das Dach der Leichenhalle kletterte und hinuntersprang, war es sieben Uhr abends.
Die Innentür, die unten zur Leichenhalle führte, befand sich am Ende eines schmalen Flurs. Ich verbrachte eine halbe Stunde damit, sie mit schweren Eichensärgen aus dem Ausstellungsraum zu blockieren. Ich rammte die Särge fest ineinander. Diese Tür würde niemand mehr öffnen. Jetzt war es halb acht. Ich selbst konnte durch die Hintertür des Einbalsamierungsraums immer noch hinaus und herein. Auf die Glastür des Haupteingangs klebte ich einen Zettel, der Harry Poole zum Seiteneingang verwies. Dann setzte ich das Auto ungefähr dreißig Meter zurück und schaltete die Scheinwerfer aus. Den Innenspiegel verdrehte ich, bis ich auf dem Boden liegen und wie mit einem Periskop die Einfahrt und die ganze Umgebung beobachten konnte, ohne selbst gesehen zu werden. Mittlerweile war es Viertel vor acht.
Nun musste ich nur noch warten.
Der Himmel wurde dunkel, die Luft wurde kalt, und mich schauderte im Versteck unter dem Armaturenbrett. Acht Uhr. Ich hatte Hunger. Es tat sich nichts, aber ich wagte mich nicht zu rühren, weil der Handlanger möglicherweise schon in der Nähe war und das Haus beobachtete, bevor er sich auf die unbekannte Situation einzulassen wagte. Oben brannte Licht, und von außen wirkte das Haus völlig normal. Auch mein Auto in der Einfahrt wirkte unverdächtig. Nichts schien den Dämon noch vertreiben zu können.
Viertel nach acht.
Ich starrte zum Spiegel hinauf und beobachtete die Straße. Das Handy hatte ich abgeschaltet, das ganze Viertel wirkte verlassen, alles war still. Langsam atmete ich ein und aus und beherrschte mich, nicht herumzuzappeln und ja keinen Lärm zu machen. Neben mir lag meine Ausrüstung auf dem Boden: die Pistole, die Max’ Dad gehört hatte,
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