Welpenalarm! - Scheunemann, F: Welpenalarm!
Kindern gesehen.«
Ungläubig schüttle ich den Kopf, aber der Kater beharrt darauf.
»Doch, doch. Glaub es mal lieber. Mit diesem Henri ist es bestimmt nicht getan.«
Was für trübe Aussichten. Ich habe mich immer über Nina und ihre Kinderphobie lustig gemacht. Das war vielleicht ein Fehler. Möglicherweise sollte ich hoffen, dass sie mich adoptiert. Dann wären wir auch eine kleine Familie. Nina, Alex, Herr Beck und ich. Wobei Nina ja gerade gar nicht da ist. Sondern immer noch in Stockhalm. Oder war das Stockholm? Egal. Schön wäre es allerdings, wenn Luisa uns möglichst oft besuchen könnte, obwohl sie ein Kind ist. Sie ist schließlich meine Freundin. Vielleicht hat die auch bald die Nase voll von ihrem kleinen Bruder. Immerhin hat sie heute Nacht ebenfalls nicht gut geschlafen. Oder Luisa zieht gleich mit
ein. Das ist überhaupt die Idee. Dann hätte Nina ein großes Kind und könnte die lästige Babyphase weglassen. Und dann würden wir …
»So, Herkules, ich bin so weit fertig.« Daniel taucht neben uns beiden auf. Ich beschließe, ihn zu ignorieren. Stör mich nicht in meinem Elend! »Auf geht’s, Dicker!« Damit kann er unmöglich mich meinen. Offensichtlich will er Herrn Beck mitnehmen. Mir soll’s recht sein. Lasst mich nur allein. Daniel beugt sich zu mir herunter und zieht an meinem Halsband. Ich versuche, mich ganz schwer zu machen – aber vergeblich, Daniel zieht mich hoch. Tierquäler!
»Mensch, ich hab hier nicht ewig Zeit, den Dackelsitter zu spielen. Schließlich habe ich gleich eine Verabredung mit Claudia, und vorher will ich mich noch umziehen. Komm schon.« Ich lege den Rückwärtsgang ein und knurre. Daniel seufzt, bückt sich und nimmt mich auf den Arm. Dann trägt er mich kurzerhand zum Auto.
Ich HASSE es, ein Haustier zu sein!
SECHZEHN
D raußen regnet es in Strömen. Ich liege in meinem Körbchen, das nun wieder im Wohnungsflur steht, und lausche dem Regen, der ans Fenster schlägt. Seit Stunden geht das nun schon so. Außerdem ist es saukalt, obwohl doch Sommer ist. Keine guten Voraussetzungen also, um einen meiner Menschen zu einer ausgedehnten Runde um die Alster oder durch den Park zu bewegen. Tatsächlich erbarmt sich höchstens Luisa hin und wieder. Dann läuft sie kurz mit mir um den Block – wenigstens etwas! Caro hingegen ist völlig abgetaucht. Nein, falsch. Abgetaucht ist sie natürlich nicht, sie ist selbstverständlich noch da. Aber es scheint, als sei sie durch ein unsichtbares Band mit Henri verbunden. Ständig hat sie ihn auf dem Arm, trägt ihn herum, lässt ihn trinken, kuschelt mit ihm, wickelt ihn und, und, und … So geht das, seit sie mit Henri aus dem Krankenhaus gekommen ist. Also ganz schön lang. Zwei Wochenenden sind seitdem schon verstrichen. Wochenenden, an denen wir nichts, aber auch rein gar nichts miteinander gemacht haben. Dieser winzige Mensch hat von ihr regelrecht Besitz ergriffen, für ihren treuen Dackelfreund Herkules hat sie überhaupt keinen Blick mehr.
Mit Marc ist es nicht viel besser – auch er scheint sich nur noch für Klein-Henri zu interessieren. Zudem hat er weite Teile seines normalerweise beachtlichen Sprachschatzes eingebüßt. Wenn er sich mit dem Baby unterhält, dann klingt das in etwa so: Dudududu, lalalala, eieieiei, killekillekille,
dutzidutzidutzi und so weiter und so fort. Kein Wunder, dass Henri nie antwortet. Dieses Gesäusel ist kaum zu ertragen. Und völlig unverständlich. Wenn Caro schläft, trägt Marc das Baby herum. Stillen kann er es natürlich nicht, aber ansonsten macht er alles, was Caro auch so mit dem kleinen Hosenscheißer treibt. Als wäre er auch eine Mama. Komisch. Kein Rüde würde sich dermaßen in die Jungenaufzucht einmischen. Und apropos Hosenscheißer: Herr Beck hatte es mir ja schon mal erzählt, und damals konnte ich es nicht glauben – aber es stimmt tatsächlich. Kleinen Menschen bindet man eine Art Tuch um den Po, damit sie nicht überall hinkacken. Also, Welpen machen das ja auch, aber niemand käme doch auf die Idee, ihnen deswegen etwas um das Hinterteil zu binden. Wenn sie irgendwo ein Häufchen oder eine Pfütze hinmachen, dann wird ganz doll geschimpft, der alte von Eschersbach hat uns sogar mit der Nase hineingetunkt. Das hat er ein paarmal gemacht, schon war ich stubenrein. Na ja, jedenfalls fast. Emilia, die Köchin, hat sich zwar ziemlich darüber aufgeregt und gesagt, dass das eine gemeine Quälerei ist – war dem Alten aber wurscht.
Marc und Caro allerdings
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