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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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seien von Entsetzen wie gelähmt, der Lehrer hilflos. Byron müsse sofort weggebracht werden, nach Hause oder am besten gleich in das Hospital.
    »Haben Sie keine Schulschwester hier?« fragte die Rätin scharf.
    »Sie kommt jede Woche einmal, Missis…«
    »Wer ist verantwortlich für Erste Hilfe?«
    »Miss Hay, aber in einem solchen Falle ist sie verständlicherweise hilflos. Ich bitte um Verzeihung…« Rektor Snider schien der Kragen zu eng zu werden. »Wir müssen sofort…, es muß sofort…«
    »Allerdings«, sagte die Rätin.
    »Mahan, können Sie fahren?«
    »Yes.«
    »Ich gebe Ihnen meinen Dienstwagen. Bringen Sie den Schüler sofort weg. Sie sprechen seine Muttersprache…«
    »Oh«, unterbrach die Rätin, da sie einen weiteren tadelnswerten Punkt gefunden hatte. Aber mehr wagte sie in der gegebenen Situation nicht zu sagen.
    Snider schien zu erregt. »Also, Mahan, gehen Sie sofort hin. Vielleicht können Sie erfahren, was den Jungen so außer sich gebracht hat; er hatte früher eine Epilepsie, die aber überwunden schien… Nun dies… Die ganze Klasse war heute von. Anfang an nicht recht bei sich… Also bitte. Sie gestatten, Missis…«
    »Ich gestatte.«
    »Es ist klar, daß die Beginner hier gut gelernt haben«, sagte Lehrer Ball bestimmend und abschließend. »Sie haben versprochen, treu zu sein.«
    Die Suggestion gelang. Der erste Satz, im Chor laut und sicher gesprochen, befriedigte die Schulrätin nachträglich. Ihr Besuch in der Gruppe war beendet, und Mahan ordnete noch an, daß die sechzehn hinüber zu Ron Warriors Gruppe gehen sollten, bis er selbst zurückkäme.
    Als er das Schulzimmer der 9. Klasse betrat, waren nicht nur Rätin oder Rektor für ihn vergessen, sondern auch die anwesende nervös erschöpfte Miss Hay, deren Gesicht dick angeschwollen war wie von einem Faustschlag und sich grün und blau zu färben begann. Er vergaß die stumm entsetzten Schüler, auch das Mädchen, das mit weitgeöffneten Augen und zitternden Lippen unter ihnen stand. Es kam ihm gar nicht zum Bewußtsein, daß der Klassenlehrer nicht anwesend war. Hugh sah nur noch den hageren Fünfzehnjährigen, der am Boden lag, aschgrau im Gesicht trotz der braunen Haut, Schaum vor dem Mund, Schweiß an den Schläfen und am Hals, mit der erschreckenden Kraft des Kranken um sich schlagend. Wahrscheinlich hatte Miss Hay vergeblich versucht, ihn festzuhalten, und dabei einen argen Schlag abbekommen.
    Da es im Klassenzimmer nichts anderes Brauchbares gab, riß Mahan seine Weste und sein Hemd herunter und bettete den Kopf des Jungen darauf, der durch das fortwährende harte Aufschlagen auf den Boden gefährdet war.
    »Bringen Sie die Schüler hinaus!« befahl er seiner Kollegin Hay, und sie rührte sich aus der Starre und tat, was er gesagt hatte.
    Mahan blieb mit Byron Bighorn allein. Der Anfall lief ab; es war unmöglich, etwas anderes zu tun, als zu warten. Als der Kranke wieder ruhig wurde, lag er da wie tot. Hugh wischte ihm vorsichtig den Schaum vom Mund, den Schweiß von Stirn, Hals und Handflächen, und als der Junge sich schließlich rührte und wieder einen Ausdruck des Verständnisses für seine Umgebung annahm, ließ Hugh ihn seinen Augen begegnen. Byron schaute ihn lange an.
    »Sie sind das.«
    »Willst du heim?« Hugh fragte in der Muttersprache.
    Die Gedanken des Jungen arbeiteten lange, vielleicht langsam.
    »Nicht fahren, das Fahren ist ganz schlecht. Schwindlig. Hier schlafen. Gleich.« Auch er benutzte seine Stammessprache. Seine Stimme war schon tief.
    Der Puls ging sehr schwach.
    »Ich bringe dich in mein Zimmer, Byron. Da hast du Ruhe.«
    Der Junge nickte.
    Hugh überlegte. Es war möglich, daß der Junge durch das Aufschlagen des Hinterkopfes eine Gehirnerschütterung davongetragen hatte, dann war jedes Bewegen gefährlich. Er bedeutete Byron, sich still zu verhalten, und alarmierte Miss Hay, so übel sie auch zugerichtet war. Die beiden gingen zusammen in das Krankenzimmer, um die Trage zu holen. Sie fanden in dem mit einer Liege und einer Notapotheke ausgestatteten Raum den Klassenlehrer, der das Frühstück erbrochen hatte; er hatte den Anblick des Epileptischen nicht ertragen können.
    »Legen Sie sich hin«, sagte Miss Hay in aufgerauhter Stimmung. »Das wird von selbst besser.«
    Sie half dann Mahan, den Kranken in Hughs eigenes Zimmer zu tragen. Er legte ihn vorsichtig auf sein Bett und wies seine Kollegin an, Mr. Ball Bescheid zu geben, daß der Kranke nicht transportfähig sei und der Arzt des

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