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Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg

Titel: Welskopf-Henrich, Liselotte - Das Blut des Adlers 4 - Der siebenstufige Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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ausgestreckt, auf dem Bett. Hugh setzte sich auf das Nachbarbett und ordnete seine neuen Zettel ein.
    »Tishunka war da«, sagte der Junge. »Es ist nun alles gut so.«
    »Ist es gut, Wakiya-knaskiya?«
    »Es ist wirklich gut, Wasescha. Wenn es einen Kampf gibt, muß einer vorangehen, gerade durch. Ich habe gesprochen.« Hugh Wasescha fragte nicht weiter. Er hätte auch keine weitere Antwort erhalten. Man holte ihn zum Sport mit den Internatschülern. Sie wollten heute nicht Kurzstreckenlauf üben, sondern Hockey spielen. Hugh gab nach. Die Schüler spielten mit ungewohnter Heftigkeit, mit schrillen Rufen, harten Schlägen, als ob es um Leben und Tod gehe, wie einst bei den Spielen ihrer Vorfahren. Auch als das Spiel geendet hatte, blieben sie erregt. Aber sie sprachen sich nicht aus; sie sprachen nicht einmal untereinander.
     
    Nach dem Abendessen im Internat, um acht Uhr, kam Byrons Pflegevater Joe King. Das graue Sportkabriolett auf dem Vorplatz der Schule war in der Herbstnacht kaum zu sehen, und es war fast ohne Geräusch herangefahren. King hatte sich bei der Abendwache des Internats angemeldet; er suchte seinen Pflegesohn und Mahan in dessen Zimmer auf.
    Die Begegnung der beiden jungen Männer war befangen und seltsam. Jeder erkannte in dem anderen das eigene Spiegelbild, und so unzufrieden, wie der Mensch mit seinem Spiegelbild sein kann, mochte einer mit dem andern sein, aber vielleicht fühlten sie sich auch plötzlich als ein und derselbe mit zwei Gesichtern, zum gleichen Punkt gekommen auf ganz verschiedenen Wegen. Sie mußten Zeit gewinnen, um den andern, sich selbst im andern oder den andern in sich selbst zu erkennen.
    Doch die Zeit drängte. Die Indianer wußten es, aber niemand konnte es ihnen anmerken. Der junge Vater saß am Bett seines Pflegesohnes, der sein jüngerer Bruder hätte sein können. Er legte ihm die Hand sacht auf die Schulter. Hugh Mahan fand einen Grund, um die beiden unter sich zu lassen. Während er im Internat noch ein paar Runden Tischtennis mitspielte, ließ er alte Daten und Erinnerungen vor sich aufziehen, um sie zu prüfen. Joe King war sein Vetter. Als Hugh ein Kind war, hatte er an einem Zeltabend gehört, daß seiner Mutter Bruder, der alte King, zuviel des Geheimniswassers trank, um immerzu und immer bunter träumen zu können, und daß niemand in seine Hütte gehen solle. Hetkala war traurig gewesen, aber sie hatte gehorcht. In späteren Jahren hatte Mahan in der Zeitung von seinem Vetter Joe gelesen; bald war er ein Gangster, bald ein Scout, bald ein Rodeosieger in Calgary. Es mußte viel vorgegangen sein in 17 Jahren. Mahan begab sich in sein Zimmer zurück; vielleicht hatte King ihm noch etwas aufzutragen. Er fand Pflegevater und Sohn noch in einem langsam und leise geführten Gespräch; King winkte ihm zu bleiben.
    »Vater«, fragte der Junge, »darf ich eure Namen sagen?«
    »Sage sie.«
    »Hugh Wasescha Mahan und Joe Inya-he-yukan King.«
    Hugh und Joe verdeckten noch immer ihre Augen voreinander.
    »Vater, ich weiß, daß sie unsere Büffel wegnehmen und dich zwingen wollen, sie an einen weißen Mann zu verkaufen. Du hast die Büffel aber selbst gekauft und gebändigt, und es war ein Fest für unseren ganzen Stamm. Wirst du nun vor Gericht gehen? Was hast du dir heute dazu gedacht?«
    »Vor einem weißen Gericht bekommt ein roter Mann nicht sein Recht.«
    »Das glaube ich dir.«
    Wakiya machte eine lange Pause, und Joe Inya-he-yukan nahm sich Zeit für das gemeinsame Schweigen.
    »Wem wirst du sie geben?« forschte Wakiya dann weiter.
    »Der Ranch gebe ich sie, von der ich sie gekauft habe. Sie hüten sie für mich, bis wir die Zeiten ändern, und ich zahle ihnen mit Kälbern.« Joe Inya-he-yukan hatte nicht gesagt, »bis sich die Zeiten ändern«, sondern »bis wir die Zeiten ändern«.
    »Du bist nicht nur ein Adler, Inya-he-yukan, du bist auch ein Fuchs. Aber wir stehen dennoch in einer großen Niederlage. Unser Chief-President Jimmy White Horse ist von den Watschitschun bestochen. Wir haben weiße Richter bekommen und einen weißen Polizeichef. Crazy Eagle ist ausgeschaltet. Die Schulranch, für die du gekämpft hast, ist aufgelöst. Tom und Percival kämpfen mit in einem Kampf der weißen Männer, der nicht gerecht ist. Bob sitzt im Gefängnis. Sie haben die Hand an unserer Gurgel.«
    »Wir haben noch viele Tage vor uns, Wakiya, uns miteinander über alles zu beraten, was geschehen muß.«
    »Was können sie gegen unsere Büffel sagen?«
    »Daß ein Bulle

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